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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Stunden eine Menge zu tun haben. Mit den Zenturionen werde ich reden, sobald wir unseren Plan ausgearbeitet haben. Ich möchte, dass die Männer ordentlich zu essen bekommen – falls die Landung erfolgreich ist, könnte es eine Weile dauern, bevor es die nächste Mahlzeit gibt. Ordne an, dass die Feldküchen doppelte Rationen ausgeben sollen; mehr aber nicht, sonst versenken sie noch die Transportschiffe.«
    Das war ein schwacher Witz, aber Vitellius brachte ein kurzes Lächeln zustande, bevor er salutierte und das Zelt des Legaten verließ. Vespasian warf sich auf seinen Stuhl und verfluchte Plautius so heftig, wie er es angesichts seiner verzweifelten Niedergschlagenheit nur fertig brachte. Dabei war er sich durchaus bewusst, wie sehr seine Stimmung der Erschöpfung zuzuschreiben war: Wann hatte er zum letzten Mal geschlafen? Vor zwei Tagen, und dann auch nur während einer kurzen Pause zwischen dem Angriff auf die Befestigung am Fluss und seinen Befehlen für den jüngsten Abschnitt des Vormarschs. Sein Körper schmerzte, die Augen brannten, und es kostete ihn große Anstrengung, sich zu konzentrieren. Aus irgendeinem heimtückischen Schlupfwinkel seines Gehirns tauchte der Wunsch auf, die Augen nur einen Moment lang zu schließen, mehr nicht. Nur einen Moment, damit sie nicht mehr so brannten. Kaum war dieser Gedanke aufgetaucht, da fielen sie auch schon zu, und sein Körper gab sich der warmen Welle der Entspannung hin. Ein paar Augenblicke nur, mehr nicht, rief er sich schwach in Erinnerung.
    »Herr!« Jemand rüttelte ihn sanft an der Schulter. Noch im selben Moment war Vespasian hellwach und merkte, was geschehen war. Insgeheim wütete er gegen sich. Die Ordonnanz, die ihn geweckt hatte, trat angesichts seines zornigen Gesichtsausdrucks einen Schritt zurück. Wie lange mochte er geschlafen haben? Er wagte es nicht, den Ordonanzoffizier zu fragen. An dem Burschen vorbeischauend, erblickte Vespasian einen trüben Schimmer am Rand des Zeltbodens, der durch die Spalten der geschlossenen Zelttür sickerte. Es war also gerade kurz nach Tagesanbruch. Was seine Scham zumindest ein wenig linderte.
    »Sind meine Offiziere versammelt?«
    »Ja, Herr. Sie erwarten dich im Stabszelt. Einige sind noch immer nicht aus dem Sumpf zurückgekehrt, aber die werde ich dir schicken, sobald sie bei der Legion eingetroffen sind, Herr.«
    »Sehr schön. Und jetzt lass mich allein. Wegtreten.«
    Der Ordonnanzoffizier salutierte und verschwand lautlos zwischen den Türklappen. Vespasian schmetterte sich die Faust aufs Bein und verfluchte sich voll bitterer Selbstvorwürfe. In einem solchen Moment einzuschlafen! Einer derartigen Schwäche zu einem Zeitpunkt nachzugeben, wo sein Ruf und der seiner Legion aufs härteste geprüft wurden. Das war unverzeihlich, und er beschloss aus tiefstem Herzen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Er stand auf, zog seine Tunika gerade und ging zu dem kleinen Krug und der Bronzeschale in der Ecke hinüber. Den Inhalt des Krugs leerte er sich über den Kopf. Das Wasser war in der Nacht aus dem Fluss geschöpft worden und immerhin so erfrischend, dass er wieder einigermaßen zu sich kam. Er richtete sich auf, trocknete sich ab und glättete sein nasses Haar mit den Händen. Ein kurzer Blick in den glänzenden Bronzespiegel ließ einen stoppeligen Dreitagebart erkennen, der sich rau anfühlte, als er sich über die Wange strich. Mit Bartstoppeln, den tief in den Höhlen liegenden Augen und dem erschöpften Gesichtsausdruck sah er aus wie einer der armen Kerle, die vor dem Circus Maximus in Rom in der Gosse bettelten. Doch er hatte keine Zeit für kosmetische Details und tröstete sich mit dem Gedanken, dass seine Stabsoffiziere nicht weniger ungepflegt aussahen.
    Als er die Türklappe seines Zeltes anhob, sah er, dass der Sonnenaufgang schon weit fortgeschritten war; die matt orangefarbene Scheibe hing tief über dem Horizont, nur leicht verhüllt von Rauchfäden, die aus den verglühenden Lagerfeuern aufstiegen. Einige der Männer unterhielten sich bereits in der kühlen Morgenluft oder husteten, während die ersten Zenturionen und Optios mit dem Wecken begannen. Das Widerstreben der Männer, sich aufzurappeln und die tägliche Routine des Legionärslebens in Angriff zu nehmen, war mit Händen zu greifen, und Vespasian zwang sich, die Männer im Vorbeigehen wenigstens munter zu grüßen.
    Die versammelten Zenturionen und Tribunen der Legion erhoben sich steifbeinig, als Vespasian das Hauptquartierszelt

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