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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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haben, die für Abwechslung und Unterhaltung sorgen. Aber was auch immer nun der Grund ist, du hast Gelegenheit, sie zu sehen. Eine echte Augenweide, deine Frau, wenn ich mich recht erinnere.«
    Diese flapsige Bemerkung erbitterte Vespasian noch mehr. Er nickte, ohne den Versuch zu machen, männlichen Stolz auf den Besitz einer so frappierend schönen Frau zum Ausdruck zu bringen. Das Band zwischen Flavia und ihm ging viel tiefer als eine so oberflächliche Anziehung. Aber das war seine Privatsache, und niemals würde er diese Nähe und Vertrautheit vor einem anderen Mann offenbaren. Seine Begeisterung darüber, dass Flavia auf dem Weg zu ihm war, wurde jedoch schnell von der beunruhigenden Frage verdrängt, warum der Herrscher sie in sein Gefolge einbezogen hatte. Wenn der Kaiser jemanden aufforderte, ihn auf einer Reise zu begleiten, kam nur einer von zwei Gründen in Frage. Entweder war die betreffende Person ungemein unterhaltsam und einschmeichelnd, oder aber der Kaiser betrachtete sie als so große Bedrohung, dass er sie nicht aus den Augen lassen wollte.
    In Anbetracht ihrer jüngsten Intrigen mochte Flavia in denkbar größter Gefahr schweben – falls sie in Verdacht geraten war. Mitten im Pomp der kaiserlichen Reisegesellschaft würde man sie unauffällig beobachten. Wenn auch nur der winzigste Schimmer eines Verratsverdachts auf sie fiel, würde sie in die Klauen von Narcissus’ Inquisitoren geraten.
    »Ist das alles, Herr?«
    »Ja, das ist alles. Nutze die Zeit bis zu Claudius’ Eintreffen und sorge dafür, dass auch deine Männer sie bestmöglich nutzen.«

29

    Als die Lagerbefestigungen standen, wurden auch die Neunte und die Vierzehnte Legion über die Tamesis befördert und zogen in den ihnen zugewiesenen Bereich. Die Hilfstruppen und die Zwanzigste Legion blieben zurück, um die Zugtiere der Armee zu bewachen, die über ein riesiges Gebiet verteilt auf jedem verfügbaren Stück Weideland grasten. Eine Kette kleiner befestigter Stützpunkte erstreckte sich entlang der Verbindungslinie bis nach Rutupiae, und gelegentlich kamen Nachschubkonvois an die Front gerollt, die unbeladen zurückfuhren, es sei denn, sie wurden für den Rücktransport von Invaliden gebraucht, die nach ihrer vorzeitigen Entlassung aus der Armee wohl vom Getreidealmosen in Rom abhängig sein würden. Der größte Teil der Vorräte wurde derzeit jedoch mit den Lastschiffen der Invasionsflotte die Küste entlang und dann flussaufwärts transportiert.
    Im Lager der Legion war ein riesiges Nachschubdepot entstanden, und jeden Tag wurden mehr Rationen, Waffen und Ausrüstungsgegenstände entladen, von den Quartiermeistern peinlich genau registriert und dann in einem sorgfältig vermessenen System nummerierter quadratischer Felder gelagert. Wenn die Armee wieder loszog, würde sie so gut verproviantiert und bewaffnet sein wie zu Beginn des Feldzugs.
    Die Legionäre ruhten sich aus, während sie auf das Eintreffen des Kaisers und seines Gefolges warteten, doch es waren weiterhin viele Pflichten zu erledigen. Die Festungswälle mussten bemannt sein, Latrinen wurden ausgehoben und instand gesetzt, Trupps wurden ausgesandt, um Feuerholz zu holen oder alles an Getreide oder Nutzvieh zu requirieren, was sich auftreiben ließ, und so waren noch Dutzende weiterer Routineaufgaben zu erledigen, die zum Armeeleben gehörten. Ursprünglich hatten die ins Umland geschickten Trupps aus einer kompletten Kohorte bestanden, doch da die berittenen Kundschafter weiterhin so gut wie keinen Hinweis auf die Feinde entdeckten, konnten bald auch kleinere Legionärsgruppen das Lager bei Tageslicht verlassen.

    Cato war zwar von allen Pflichten entbunden, bis er sich völlig von seinen Brandwunden erholt hatte, doch er merkte, dass er seine Tage mit irgendetwas Nützlichem ausfüllen musste. Als er Macro anbot, ihm beim Aufarbeiten von Verwaltungsaufgaben zu helfen, hatte der ihn verspottet. Die meisten Veteranen legten Wert darauf, sich so viel Freizeit wie nur möglich zu ergattern, und brachten alle möglichen Ausreden vor, um sich ihren Pflichten zu entziehen. Als Cato mit seinem Hilfsangebot im Zelt des Zenturios erschien, war Macros erster Gedanke, den Optio zu fragen, was er eigentlich wirklich im Sinn hatte.
    »Ich möchte einfach irgendwas Nützliches machen, Herr.«
    »Verstehe«, erwiderte Macro, der sich nachdenklich das Kinn kratzte. »Etwas Nützliches also, hm?«
    »Ja, Herr.«
    »Warum denn?«
    »Ich habe Langeweile, Herr.«
    »Langeweile?«,

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