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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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aber in fieberhafter Anspannung, da die schrecklichen Bilder des Gemetzels ihm ungebeten vor die Augen traten. Selbst wenn er wach war, drängten sich ihm dieselben Bilder gnadenlos auf, bis er an seiner geistigen Gesundheit zweifelte. Als seine nervöse Erschöpfung immer größer wurde, hörte er schließlich auch Geräusche von den ausfasernden Rändern seiner wachen Welt: ein gedämpftes Waffenklirren, Pyrax, wie er Catos Namen schrie, oder Macro, der ihn anbrüllte, um sein Leben zu rennen.
    Cato brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, doch bei Macro konnte er seine Last nicht abladen. Gerade die fröhliche, raubeinige Unempfindlichkeit, die er an ihm sowohl im Alltagsleben als auch in der Hitze des Gefechts so bewunderte, war jetzt der Grund, weshalb Cato sich ihm nicht anvertrauen konnte. Er war sich einfach nicht sicher, ob der Zenturio verstehen würde, welche Qualen er durchmachte. Außerdem wollte er dieses Leiden nicht so zur Schau stellen, weil er es für eine Schwäche hielt. Schon der Gedanke, dass Macro ihm mit Mitleid, oder, schlimmer noch, mit Verachtung begegnen könnte, erfüllte ihn mit Selbsthass.
    Das albtraumhafteste Bild aus der quälenden Serie des Schlachtgemetzels kam immer dann, wenn er endlich eingeschlafen war. Dann träumte er, er würde wieder von dem britischen Krieger unter Wasser gedrückt. Nur war es diesmal kein Wasser, sondern Blut, und mit seinem dickflüssigen, salzigen Rot füllte es ihm die Lungen, bis er fast erstickte. Der feindliche Krieger aber starb nicht, sondern sah ihn durch den roten Strom hindurch an, das Gesicht von einer grässlichen Wunde entstellt und doch zu einem grauenhaften Grinsen verzerrt, während er Cato gepackt hielt und tief unter die Oberfläche drückte.
    Cato wachte dann immer mit einem Schrei auf, und beschämt vom leisen Schimpfen der gestörten Schläfer um ihn herum stellte er fest, dass er kerzengerade im Bett saß, in kalten Schweiß gebadet. Anschließend konnte er nicht mehr einschlafen und kämpfte die ganze lange Nacht gegen die schrecklichen Bilder an, bis das erste Morgengrauen die dichte Dunkelheit vertrieb, die ihn im Zelt umschloss.
    So war er zum Zelt des Zenturios gekommen, weil er dringend irgendeine Aufgabe brauchte, die seine Konzentration über eine längere Zeitspanne hinweg forderte und ihm half, die Dämonen zu vertreiben, die an den Rändern seines Bewusstseins lauerten. Die Kontenabrechnung für die Gefallenen verlangte genug Aufmerksamkeit, um die schlimmsten Auswüchse seiner Erinnerung und Phantasie im Schach zu halten, doch er widmete sich der Aufgabe mit einer solchen Zielstrebigkeit, dass er schneller fertig wurde, als ihm lieb war. Also ging Cato seine Berechnungen ein zweites Mal durch, sicherheitshalber, wie er sich sagte.
    Schließlich gab es jedoch keinen Vorwand mehr, an seinen mathematischen Fähigkeiten zu zweifeln, und so rollte er die Schriftrollen ordentlich zusammen und legte sie vorsichtig in die Buchführungstruhe zurück. Er war gerade fertig, als ein Schatten über den Feldschreibtisch fiel.
    »Nun, Optio«, sagte Nisus. »Wie ich sehe, gönnt dein Sklaventreiber von Zenturio dir wirklich keinen Moment Ruhe.«
    »Nein, ich wollte es selber so.«
    Nisus legte den Kopf schief und lehnte ihn gegen einen langen, dünnen Dreizack. »Du selber? Dann muss ich wohl bei der Untersuchung eine leichte Gehirnerschütterung übersehen haben. Das oder irgendein Fieber, das sich deiner bemächtigt. So oder so, du könntest etwas Erholung gebrauchen. Und ich zufällig auch.«
    »Du?«
    »Schau doch nicht so überrascht drein. Einige von unseren Verwundeten überleben meine Behandlung tatsächlich einige Tage lang. Ich schaffe es einfach nicht, sie schnell genug umzubringen. Darum brauche ich jetzt ein wenig Zerstreuung. In meinem Fall ist das das Fischen. Und da wir schon an einem Fluss lagern, will ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Willst du mitkommen?«
    »Fischen? Ich weiß nicht recht. Das hab ich noch nie versucht.«
    »Du warst noch nie fischen?« Nisus zuckte in gespieltem Entsetzen zusammen. »Was ist denn los mit dir, Mann? Die uralte Praktik, unsere schuppigen Vettern aus dem Wasser zu holen, ist ein Geburtsrecht des Mannes. Was ist denn bloß bei dir schief gelaufen?«
    »Ich habe fast mein ganzes Leben in Rom zugebracht. Da ist mir niemals der Gedanke gekommen, fischen zu gehen.«
    »Obwohl doch der mächtige Tiber durchs Herz der Stadt tost?«
    »Im Tiber kann man sich bei uns

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