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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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seine Armee mit Hilfe jener Stämme zu verstärken, denen die Gefahr, die die Legion im fernen Südzipfel des Landes darstellte, gerade erst klar wurde. Jede Verzögerung im Vormarsch der Römer konnte sich nur zu Gunsten der Eingeborenen auswirken. Die Römer hatten zwar in den ersten Wochen des Feldzugs in den Durchmarschgebieten die Getreideernte für sich eingebracht, doch inzwischen hatten die Briten verstanden, dass sie den Invasoren den Ertrag des Landes vorenthalten mussten. Jetzt rückte die Vorhut der römischen Armee über die qualmenden Überreste von Weizenfeldern und Kornscheunen vor, und die Legion hing nun gänzlich vom Nachschublager in Rutupiae ab, von wo lange Kolonnen mit Ochsen bespannter Wagen die Vorräte zu den Legionen schleppten. Wenn die Bedingungen es gestatteten, wurden die Vorräte entlang der Küste auch in flachbodigen Lastschiffen transportiert, unter dem Geleitschutz der Kriegsschiffe, die in der gallischen Meerenge stationiert waren. Sollten die Briten ihre überlegene Beweglichkeit ausnutzen und ihre Angriffe auf diese Nachschublinien konzentrieren, würde das römische Vordringen ins Landesinnere ernsthaft verzögert werden. Es war sinnvoll, jetzt sofort zum Schlag gegen die Briten auszuholen, da sie sich noch nicht von ihren Niederlagen am Mead Way und an der Tamesis erholt hatten.
    Der General hatte zu Vespasians Argumenten genickt, doch nichts konnte ihn von der strikten Befolgung der Anweisungen abbringen, die er von Narcissus, Kaiser Claudius’ Obersekretär, empfangen hatte.
    »Ich stimme vollkommen mit dir überein, Vespasian. In allem. Glaub mir, wenn die Befehle auch nur im Geringsten zweideutig wären, würde ich die Schlupflöcher ausnutzen. Doch Narcissus war ausgesprochen präzise: Sobald wir einen Brückenkopf am anderen Ufer der Tamesis gesichert haben, sollen wir Halt machen und warten, bis der Kaiser hier ist und persönlich den Oberbefehl über die letzte Phase des Feldzugs übernimmt. Wenn wir dann Camulodunum eingenommen haben, wird Claudius sich mit seinem Gefolge wieder nach Hause begeben, während wir die besetzten Bereiche sichern und den Feldzug des folgenden Jahres vorbereiten. Es wird noch einige Jahre dauern, bis diese Insel gänzlich gezähmt ist. Aber wir müssen sichergehen, dass wir stark genug sind, uns mit Caratacus zu befassen. Wir haben ihn schon einmal geschlagen, da können wir ihn auch wieder schlagen.«
    »Nur, wenn wir am Zug bleiben«, entgegnete Vespasian. »Im Moment hat Caratacus keine wirkliche Armee mehr, sondern nur noch die zerstreuten Reste seiner geschlagenen Truppen. Wenn wir sofort vorstoßen, können wir diese problemlos auslöschen. Erst dann gibt es vor Camulodunum keinen ernst zu nehmenden Widerstand mehr.« Vespasian hielt inne, um die nächsten Worte sorgfältig zu wählen. »Ich weiß, wie der Befehl lautet, aber wie wäre es, wenn wir die verbliebenen Truppen des Feindes vernichten und uns dann wieder zum Brückenkopf zurückziehen? Das würde doch gewiss sowohl unseren strategischen Erfordernissen als auch den politischen Zielen des Kaisers dienen?«
    Plautius verschränkte die Hände und beugte sich über seinen Schreibtisch vor. »Der Kaiser braucht einen militärischen Sieg. Er braucht den Sieg für sich selbst, und wir werden dafür sorgen, dass er ihn bekommt. Wenn wir deinem Vorschlag folgen und den Gegner vollständig vernichten, gegen wen soll er dann kämpfen, wenn er hier eintrifft?«
    »Wenn wir Caratacus aber in Ruhe lassen, bis Claudius eintrifft, werden wir die Briten vielleicht überhaupt nicht schlagen können. Vielleicht kommt Claudius dann gerade rechtzeitig, um uns auf dem Rückzug zu den Schiffen zu begleiten. Wie sieht denn das dann in seiner politischen Bilanz aus?«
    »Vespasian!«, unterbrach Sabinus das Gespräch mit einem scharfen Blick auf seinen jüngeren Bruder. »Ich bin mir sicher, dass es nicht so weit kommen wird. Selbst wenn es Caratacus gelingt, eine weitere Armee aufzustellen, erhalten wir die Verstärkung, die der Kaiser mitbringt. Der größte Teil der Achten, einige Kohorten der Prätorianergarde und sogar Elefanten. Nicht wahr?« Sabinus blickte über den Tisch hinweg zu Plautius.
    »Ganz recht. Mehr als genug, um alles kurz und klein zu schlagen, was die Briten uns in den Weg stellen. Beim ersten Blick auf die Elefanten nehmen diese Wilden doch Reißaus.«
    »Elefanten!« Vespasian lachte bitter auf, da er sich an eine lebhafte Schilderung der Schlacht von Zama erinnerte, die er

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