Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Zweiten Legion getragen hatten, als ihr Anführer den Marinepräfekten Maxentius köpfte. Die Druiden ritten im Schritt auf die Kohorte zu, absichtlich langsam, um die bedrohliche Wirkung zu steigern, und brachten ihre Pferde gerade außerhalb der Speerwurfweite sanft zum Stehen. Eine kleine Weile bewegten sich nur noch die Pferde, die unruhig stampften und scharrten. Dann hob der Anführer die Hand.
»Römer! Ich möchte mit eurem Anführer sprechen!« Der ausgeprägte Akzent verriet die keltische Herkunft des Druiden. Seine tiefe Stimme hallte gedämpft von den schneebedeckten Hängen des Tals zurück. »Schickt ihn vor!«
Macro und Cato sahen sich nach Hortensius um. Einen Moment lang kräuselten sich die Lippen des Oberzenturios verächtlich, doch dann brachte die Gefahr, in der die Kohorte schwebte, seine Selbstbeherrschung zurück. Der nächsstehende Soldat sah, wie er schluckte, den Rücken gerade machte, sich aus den Reihen der Kohorte löste und selbstbewusst auf die Druiden zuschritt. Cato spürte, wie sich ihm die Haare im Nacken sträubten. Hortensius war doch gewiss nicht so dumm, einen Tod wie den von Maxentius zu riskieren? Cato biss sich auf die Lippen und beugte sich angespannt vor.
»Nur ruhig, Junge«, brummte Macro. »Hortensius weiß, worauf er sich einlässt. Halte also deine Gefühle im Zaum – sonst machst du noch die Weiber nervös.« Er nickte zu den am nächsten stehenden Männern der Sechsten Zenturie hinüber, und wer in Hörweite stand, grinste. Cato errötete, verharrte dann reglos und beobachtete mit bewusst emotionsloser Miene, wie Hortensius sich den Druiden näherte.
Der Oberzenturio blieb ein Stück vor den Reitern breitbeinig stehen, die Hand an den Schwertgriff gelegt. Worte wurden gewechselt, blieben für die Kohorte aber unverständlich. Das Gespräch war kurz. Die Reiter verharrten an Ort und Stelle, während Hortensius mehrere Schritte rückwärts ging, sich dann langsam umdrehte und in die Sicherheit der Kohorte zurückkehrte. Sobald er sich hinter dem Schildwall befand, rief er nach seinen Offizieren. Macro und Cato eilten wie alle anderen zu ihm, voller Spannung auf das, was zwischen Hortensius und dem finsteren Druiden ausgetauscht worden war.
»Sie wollen uns ungehindert weiterziehen lassen«, Hortensius hielt inne und warf seinen Offizieren ein schiefes Lächeln zu, »wenn wir unsere Gefangenen freigeben.«
»Scheißdreck.« Macro spuckte auf den Boden. »Die denken wohl, wir sind von gestern.«
»So sehe ich es auch. Ich sagte, ich würde ihre Kumpels vielleicht freigeben, wenn wir uns sicher im befestigten Lager der Zweiten Legion befinden. Das hat sie überhaupt nicht überzeugt, und sie schlugen einen Kompromiss vor. Wir sollten die Gefangenen freigeben, sobald wir uns in Sichtweite des Lagers befinden.«
Die Offiziere dachten über das Angebot nach, und jeder wägte bei sich ab, ob die von den Gefangenen nicht länger behinderte Kohorte das Lager wohl erreichen konnte, bevor die Briten ihr Wort brachen und versuchten, die Soldaten kurz und klein zu hauen.
»Im Verlauf des Feldzugs haben wir massenhaft Gelegenheit, neue Gefangene zu machen«, schlug einer der Zenturionen vor, verstummte aber, als Hortensius loslachte und den Kopf schüttelte.
»Dieser Saukerl Diomedes hat uns ganz schön reingeritten! «
»Herr?«
»Diesen elenden Haufen da drüben wollen sie gar nicht!« Hortensius zeigte mit dem Daumen auf die am Boden kauernden Briten. »Sie reden von den Druiden, die wir in der Siedlung gefangen nahmen. Und die dieser kleine Scheißkerl Diomedes abgestochen hat.«
15
»Zurück zu euren Einheiten«, befahl Hortensius leise. »Die Soldaten sollen sich zum Vormarsch bereitmachen. Auf mein Signal geht es los.«
Die Offiziere eilten im Laufschritt zu ihren Zenturien. Cato warf einen Blick auf die Druiden, die Hortensius’ Antwort auf ihr Angebot erwarteten. Die würden sie nur zu bald bekommen, überlegte er und hoffte plötzlich inbrünstig, die Kohorte könnte die Reiter töten, bevor sie ihre Pferde herumwarfen und entkamen.
Die Männer der Sechsten Zenturie hatten ihre Erschöpfung vergessen und hörten aufmerksam zu, als Macro und sein Optio die Reihen entlanggingen und die Männer leise auf den Vormarschbefehl vorbereiteten. Selbst im Dämmerlicht des Abends erkannte Cato noch die entschlossene Glut in den Augen der Legionäre, als sie den Sitz ihrer Helme überprüften und sich vergewisserten, dass Schild und Schwert gut in der Hand lagen.
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