Cato 03 - Der Zorn des Adlers
in den hohlen Baum und deckte die Öffnung mit Ästen ab. Dann ruhten sie sich bis zum Anbruch der Nacht abwechselnd aus, luden sich dann das Schwein auf die Schultern und stiegen damit den Hang hinunter. Sie entfernten sich immer weiter von der Festung und entdeckten schließlich eine Kuhle, die ein umgestürzter Baum mit seinen unzähligen Wurzeln und Würzelchen in die Erde gerissen hatte. Dort entzündeten sie mit dem trockenen Moos und den Feuersteinen aus Catos Provianttasche mühsam ein kleines Feuer. Als das Holz endlich anging, schürten sie das Feuer behutsam und brieten das Schwein. Beleuchtet von der roten Glut der wärmenden Flammen hockte Cato mit um die Knie gelegten Armen da, lauschte auf das Zischen des Fetts und schwelgte in dem leckeren Duft. Schließlich stand Prasutagus auf, zerteilte das Fleisch und legte ein großes, dampfendes Stück neben Cato auf einen Stein. Sie aßen, bis sie nicht mehr konnten, und legten sich satt und zufrieden schlafen.
Die nächsten zwei Tage überwachten sie abwechselnd die Festung und beobachteten einen steten Strom von Durotriges, die dorthin unterwegs waren. Es wurden auch Wagen und Tiere mitgeführt, darunter kleinere Schafherden, die von den Frühlingsweiden weggetrieben worden waren, obgleich das Lammen unmittelbar bevorstand. Offensichtlich bereiteten die Durotriges sich auf eine Belagerung vor. Im Moment konnte nur Rom der Feind sein; die Zweite Legion musste sich also auf dem Vormarsch befinden. Bei diesem Gedanken hämmerte Catos Puls wie wild. Vielleicht schon in wenigen Tagen würden die Legionäre die Festung mit einem undurchlässigen Belagerungsring umschließen, sodass die Druiden mit ihren Gefangenen nicht mehr fliehen konnten. Die Frau des Generals und sein Sohn würden bei den Verhandlungen als Pfand eingesetzt werden, um bei der Kapitulation der Festung bessere Bedingungen auszuhandeln – es sei denn, die Durotriges waren genauso verrückt wie die Druiden und entschieden sich zum Kampf bis zum letzten Atemzug. In diesem Fall gab es wenig Hoffnung für Herrin Pomponia und Aelius.
Cato war mit Prasutagus übereingekommen, dass einer von ihnen am dritten Tag zu der Stelle zurückkehren sollte, von der Boudica aufgebrochen war; früher war sie unmöglich zurückzuerwarten. Bei Anbruch der Dunkelheit schlich Cato sich daher zum Wald auf der anderen Seite des Weges zurück. Obwohl er überzeugt gewesen war, sich an den Weg, den er mit Prasutagus zurückgelegt hatte, gut erinnern zu können, kamen ihm die Bäume im Dunkeln unbekannt vor und es gelang ihm nicht, die aufgegebene Silbermine zu finden. Daraufhin versuchte er, auf seiner eigenen Spur zurückzugehen, verirrte sich aber nur noch gründlicher. Als die Nacht vorrückte, wurde er vor Eile immer unvorsichtiger, und das Unterholz knackte und krachte unter seinen Füßen. Er wollte schon nach Boudica rufen, als unmittelbar vor ihm eine dunkle Gestalt hinter einem Baum hervortrat. Cato warf den Umhang zurück und zog sein Schwert.
»Nächstes Mal, wenn du Aufmerksamkeit erregen willst, könntest du vielleicht noch eine Trompete blasen«, kicherte Boudica. »Ich dachte schon, ich hätte einen von Claudius’ verlorenen Elefanten entdeckt.«
Einen Moment lang starrte Cato Boudica einfach nur an, dann senkte er mit einem nervösen Lachen die Klinge und holte tief Luft.
»Scheiße, Boudica, du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt!«
»Den hast du verdient. Wo ist mein Vetter?«
»Es geht ihm bestens. Er behält die Festung im Auge. Es sei denn, er macht gerade wieder Jagd auf Schweinebauern. «
»Was? Na, egal. Erklär das später. Jetzt hör mir zu. Wir haben nicht viel Zeit, und ich muss dir etwas wirklich Schlimmes erzählen.«
31
Als Cato und Boudica die Kuhle erreichten, in der Prasutagus sie erwartete, war der Nachthimmel am Horizont bereits vom bleichen Schimmer der Morgendämmerung überzogen. Sie hatten Boudicas Pferd den Futtersack randvoll gefüllt und es an einen Baum gebunden bei der Silbermine zurückgelassen. Die beiden Iceni begrüßten sich mit einer herzlichen Umarmung, offensichtlich beide erleichtert, dass der andere sich in Sicherheit befand. Wobei Sicherheit allerdings ein wenig übertrieben war, dachte Cato. Kaum eine Meile von ihren barbarischen Feinden entfernt in einem Wald zu lagern, nun, das konnte man eigentlich nicht gerade sicher nennen.
Boudica nahm dankbar ein Stück kaltes Fleisch entgegen, roch aber misstrauisch daran, bevor sie hineinbiss.
»Wie
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