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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zum Stehen. Die Männer marschierten an ihm vorbei weiter, da die Kohorte keinen Haltebefehl bekommen hatte, doch beim Schrei des Reiters hatte jeder den Kopf gehoben, und die Männer schauten sich suchend nach dem Feind um.
    »Wo?«
    »Er versperrt uns den Weg, Herr.« Der Kavalleriekundschafter zeigte nach vorn, wo der Weg um einen niedrigen, bewaldeten Hügel bog. Der Rest der Schwadron, deren Reiter sich als winzige, schwarze Gestalten gegen die verschneite Landschaft abhoben, bildete kurz vor der Stelle, wo der Weg um den Hügel bog, eine Kampflinie.
    »Wie viele?«
    »Hunderte, Herr. Sie haben Streitwagen und schwere Infanterie. «
    »Verstehe.« Hortensius nickte und befahl der Kohorte mit dröhnender Stimme anzuhalten. Er wandte sich wieder dem Kundschafter zu. »Dein Dekurio soll sie unter Beobachtung halten und mir Bescheid geben, sobald sie die geringste Bewegung machen.«
    Der Kundschafter salutierte, wendete sein Pferd und jagte so eilig zu seiner Schwadron zurück, dass der aufstiebende Schnee den Infanteristen ins Gesicht spritzte.
    Hortensius legte die Hände trichterförmig an den Mund: »Offiziere! Zu mir!«

    »Lange bleibt es nicht mehr hell«, murmelte Cato mit einem nervösen Blick zum Himmel.
    Macro nickte, hielt aber die Augen auf die dicht gestaffelten Kampfreihen der feindlichen Krieger gerichtet, die den Weg durch das Tal blockierten. Ganz untypisch für diesen Feind standen die Briten reglos und stumm da, mit der schweren Infanterie im Zentrum, leichter Infanterie zu beiden Seiten und einer kleinen Streitwagentruppe an jeder Flanke. Nach Macros Schätzung weit über tausend Mann. Für die vierhundertfünfzig einsatzfähigen Legionäre der Kohorte sah die Lage bei diesem Zahlenverhältnis nicht gut aus. Die berittenen Kundschafter standen ihnen nicht mehr zur Seite; Hortensius hatte ihnen den Befehl erteilt, den Feind zu umgehen und schnellstmöglich zum Hauptquartier der Legion zu reiten, um den Legaten zur Entsendung einer Entsatzkolonne zu veranlassen. Die Legion lag beinahe zwanzig Meilen entfernt, doch wenn alles gut ging, sollten die Kundschafter sie im Laufe der Nacht erreichen.
    Die Kohorte, die eine in der Mitte offene Karreeformation gebildet hatte und kampfbereit dastand, musste noch ein weiteres Problem bewältigen. Im offenen Zentrum der Formation hockten die in der Siedlung gemachten Gefangenen, von einer halben Zenturie nervöser Legionäre bewacht. Die Gefangenen reckten die Hälse nach ihren Stammesgenossen und flüsterten aufgeregt, bis ein rauer Anruf und ein Schlag mit dem Schild sie zum Schweigen brachte. Doch es war, als versuchte man, Wasser den Weg zu versperren, denn sobald es auf der einen Seite ruhig wurde, ging es auf der anderen wieder los.
    »Optio!«, rief Hortensius den zuständigen Offizier. »Sorg dafür, dass sie ihre Scheißklappe halten! Bring den nächsten Briten um, der die Schnauze aufmacht.«
    »Ja, Herr!« Der Optio wandte sich wieder den Gefangenen zu und zog drohend sein Schwert. Seine Körperhaltung war so beredt, dass die Eingeborenen zurückschraken und in finsteres Schweigen versanken.
    »Und was passiert jetzt?«, murmelte Macro.
    »Warum greifen sie uns nicht an, Herr?«
    »Keine Ahnung, Cato. Wirklich nicht.«
    Während das Licht immer schwächer wurde und der Spätnachmittag dem Abend entgegenging, standen die beiden Truppen einander reglos gegenüber. Jede wartete darauf, dass der Gegner dem unwiderstehlichen Bedürfnis nachgab, irgendetwas zu unternehmen, um diese nervenzerfetzende Spannung zu beenden. Selbst der erfahrene Macro merkte plötzlich, dass er mit den Fingern auf den Schildrand trommelte, was ihm erst durch den neugierigen Seitenblick seines Optios bewusst wurde. Er ließ die Finger so laut knacken, dass Cato zusammenzuckte, und legte die Hand an den Schwertgriff.
    »Also, so was hab ich noch nie gesehen«, begann er im Plauderton. »Diese Durotriges sind entweder so diszipliniert, wie ich es bei einem keltischen Stamm bislang nicht erlebt habe, oder sie haben noch mehr Angst vor uns als wir vor ihnen.«
    »Was denn jetzt, Herr?«
    »Ich würde nicht viel darauf wetten, dass sie Angst haben. «
    Während er noch sprach, öffneten sich die Reihen des Feindes, und eine Hand voll Männer trat vor. Mit einem Entsetzensschauder sah Cato, dass der Anführer ein Hirschgeweih als Kopfschmuck trug und dass er und seine berittenen Gefolgsleute in die gleichen schwarzen Umhänge gehüllt waren, die sie vor dem befestigten Lager der

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