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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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den Legaten aufgesucht, um Bericht zu erstatten.
    Dass er nicht nur den Legaten, sondern auch den Oberkommandanten der gesamten römischen Truppen in Britannien antraf, kam recht überraschend. So müde Hortensius auch war, stand er doch stramm, die Augen gerade, als er den Patrouillengang der Vierten Kohorte in knappen Worten schilderte. Hortensius erstattete seinen Bericht im monotonen Tonfall des lang gedienten Professionellen und beschränkte sich dabei auf die nackten Tatsachen ohne irgendwelche Ausschmückungen. Fragen beantwortete er auf dieselbe Weise. Im Verlauf seines Berichts bekam Hortensius den Eindruck, dass der General mehr von seinen Antworten zu erwarten schien, als er ihm geben konnte. Der General stürzte sich selbst auf die kleinsten Einzelheiten, die die Druiden betrafen, und war entsetzt, als Hortensius von Diomedes’ Mord an den gefangenen Druiden berichtete.
    »Er hat alle umgebracht?«
    »Ja, Herr.«
    »Was habt ihr mit den Leichen gemacht?«, fragte Vespasian.
    »Wir haben sie in den Brunnenschacht geworfen, Herr, und den Brunnen dann aufgefüllt. Wir wollten ihren Kameraden keinen zusätzlichen Grund geben, uns das Leben schwer zu machen.«
    »Nun, das war vernünftig«, antwortete Vespasian mit einem kurzen Seitenblick auf den General. Der setzte seine Befragung noch eine Weile fort, ließ aber schließlich von Hortensius ab und entließ ihn mit einer knappen Geste. Vespasian ärgerte sich, dass der General den bewährten Zenturio so beiläufig entließ.
    »Noch etwas, Zenturio«, rief Vespasian ihm nach.
    Hortensius blieb stehen und drehte sich um. »Ja, Herr?«
    »Du hast deine Sache ausgezeichnet gemacht. Gewiss hätten nicht viele Kommandanten die Kohorte in dieser Situation so gut geführt wie du.«
    Der Zenturio nahm das Lob mit einem leichten Nicken entgegen. Doch Vespasian wollte es nicht dabei bewenden lassen, deshalb sprach er die nächsten Worte besonders nachdrücklich aus. »Ich vermute, dass man deine Leistung mit einer Empfehlung oder Prämie belohnen wird …«
    General Plautius blickte auf. »Ähm, ja … ja, natürlich. Irgendeine Prämie.«
    »Du bist großmütig, Herr.« Diese Worte richtete Hortensius an seinen Legaten.
    »Überhaupt nicht. Das hast du verdient«, erwiderte Vespasian knapp. »Jetzt nur noch eines. Wärest du bitte so freundlich, uns Zenturio Macro und seinen Optio zu schicken? Sofort, bitte.«

    Um vor dem Legaten nicht ganz so verschlafen auszusehen, hatte Cato den Kopf in ein Fass mit eiskaltem Wasser getaucht, und als er und Macro jetzt das Hauptquartierszelt betraten, sah er ziemlich erbärmlich aus. Sein dunkles Haar klebte an der Stirn, und Wasserrinnsale liefen ihm zu beiden Seiten der Nase das Gesicht hinunter und bildeten dunkle Flecken auf der Tunika. Macro warf ihm einen stirnrunzelnden Seitenblick zu, wobei ihm sein eigenes abgerissenes Äußeres nicht ganz bewusst war. Nach ihrer Rückkehr ins Lager hatten sie nur Schwertgürtel und Panzer abgelegt, trugen aber immer noch die verdreckten, blutbefleckten und zerrissenen Tuniken, die sie während der vergangenen drei Marsch- und Kampftage angehabt hatten. Auch ihre oberflächlichen Schnitt- und Schürfwunden waren nicht verbunden; Arme und Beine waren blutverkrustet. Der Obersekretär des Legaten verzog missbilligend die Lippen, als sie an seinen Schreibtisch vor dem Tageszelt des Generals traten. Diese beiden Gestalten würden dem Ansehen des Legaten in den Augen des Generals gewiss nicht gut tun. Der Sekretär ergänzte seine Miene des Abscheus noch durch ein Naserümpfen, als die beiden Männer vor seinem Schreibtisch stehen blieben.
    »Zenturio Macro? Hättest du nicht mehr Wert auf dein Äußeres legen können, Herr?«
    »Wir hatten Befehl, schnellstmöglich hier zu erscheinen.«
    »Ja, aber trotzdem …« Der Obersekretär blickte missbilligend auf den tropfenden Cato, der seinen Unterlagen gefährlich nahe kam. »Du hättest wenigstens erst mal den Optio trocknen lassen können.«
    »Wir sind da«, erklärte Macro, der zu müde war, um sich über den Sekretär zu ärgern. »Sag jetzt dem Legaten Bescheid. «
    Der Sekretär erhob sich. »Wartet.« Er schlüpfte durch die Zeltklappe und zog sie hinter sich zu.
    »Hast du irgendeine Idee, worum es geht, Herr?« Cato rieb sich die Augen – die erfrischende Wirkung des eiskalten Wassers war schon wieder verflogen.
    Macro schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Junge.« Er versuchte, irgendein Fehlverhalten zu finden, das er oder seine

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