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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Miene war weit weniger Furcht erregend als die dunkle Glut, die in den Augen des Generals aufglomm.
    »Ich melde mich freiwillig!«, stieß Cato hervor.
    Die anderen drei schauten ihn überrascht an, sofort von der Konfrontation abgelenkt, die für Macro mit Sicherheit übel geendet hätte. Cato leckte sich rasch über die Lippen und nickte nachdrücklich zu seinen Worten.
    »Du?« Der General zog die Augenbrauen hoch.
    »Ja, Herr. Lass mich gehen. Ich tue, was ich kann.«
    »Optio«, sagte Vespasian. »Ich habe keinen Zweifel an deinem Mut und deiner Intelligenz. Zudem bist du ziemlich einfallsreich. All das ist unbestreitbar. Aber für diese Aufgabe kann man keinen Mann allein losschicken.«
    »Falls er überhaupt schon ein Mann ist«, fügte der General hinzu. »Wo es einen Mann braucht, schicke ich keinen Jungen los.«
    »Ich bin kein Junge«, erwiderte Cato kühl. »Ich bin schon länger als ein Jahr Soldat. Ich wurde bereits einmal ausgezeichnet und habe meine Zuverlässigkeit bewiesen. Herr, wenn du diesen Auftrag wirklich für ein Himmelfahrtskommando hältst, dann ist der Verlust eines einzigen Mannes doch besser als der Verlust von zwei oder mehr?«
    »Du musst das nicht tun«, murmelte Macro.
    »Herr, mein Entschluss ist gefasst. Ich gehe.«
    Macro starrte Cato wütend an. Der Junge war verrückt, vollkommen verrückt; ohne jeden Zweifel würde ihn schon das erste Hindernis zu Fall bringen. Der Gedanke, dass Cato, der zwar unbestreitbar klug und mutig war, aber auch noch etwas naiv und unerfahren, nun in die Hände eines betrügerischen Briten und seiner Frau geraten würde, erfüllte Macro mit Entsetzen. Der verdammte Bursche! Verdammt! Er konnte den Jungen in dieser Lage unmöglich sich selbst überlassen.
    »Na gut!« Macro wandte sich wieder dem General zu. »Ich gehe. Wenn wir es schon machen, dann besser richtig.«
    »Danke, Zenturio«, erwiderte der General ruhig. »Du wirst mich nicht undankbar finden.«
    »Falls wir zurückkommen.«
    Plautius zuckte nur die Schultern.
    Bevor die Situation erneut eskalieren konnte, stand Vespasian auf und rief nach mehr Wein. Dann trat er zwischen seinen General und die beiden Soldaten und zeigte auf einige Sessel am Zeltrand.
    »Ihr müsst müde sein. Setzen wir uns doch und trinken einen Becher, während ich unsere britischen Kundschafter rufen lasse. Jetzt, wo ihr euch bereit erklärt habt, mit ihnen zusammen aufzubrechen, solltet ihr sie auch kennen lernen. Die Zeit ist knapp; in zweiundzwanzig Tagen läuft das Ultimatum der Druiden aus. Ihr brecht morgen bei Tagesanbruch auf.«
    Macro und Cato gingen zu den Sesseln und ließen sich müde auf den bequemen Polstern nieder.
    »Was soll die Scheiße?«, flüsterte Macro wütend.
    »Herr?«
    »Was hab ich dir zum Thema ›Freiwillig melden‹ erklärt? Hörst du denn niemals zu, wenn ich dir was sage?«
    »Wie war es denn damals mit der Soldtruhe, Herr? Da hast doch du uns freiwillig gemeldet.«
    »Nein, verflucht nochmal, hab ich nicht! Das hat mir damals der verdammte Legat befohlen. Aber nicht einmal er hätte das Herz, irgendjemandem das hier zu befehlen. In was für eine Scheiße hast du uns da eigentlich reingeritten?«
    »Du musstest dich nicht freiwillig melden, Herr. Ich sagte doch, ich geh allein.«
    Macro kommentierte diesen Gedanken mit einem verächtlichen Schnauben und schüttelte verzweifelt den Kopf über den Optio, der ohne weiteres bereit war, in irgendeiner finsteren Ecke des barbarischen Feldzugsgebiets einsam eines grausamen Todes zu sterben. Cato seinerseits fragte sich, wie er unter den gegebenen Umständen anders hätte handeln können. Die römische Armee duldete keine solche Widersetzlichkeit, wie Macro sie gezeigt hatte – schon gar nicht einem General gegenüber. Was war denn verdammt nochmal in ihn gefahren? Cato verfluchte seinen Zenturio und sich selbst gleich mit. Er hatte das Erstbeste gesagt, was ihm in den Sinn gekommen war, und jetzt war ihm bei der Aussicht, sich ins Land der Druiden wagen zu müssen, wo ihn der sichere Tod erwartete, ziemlich elend zumute. Außer diesem Gefühl empfand er nur noch eine kalte Wut auf jenen Teil seiner selbst, der dem Zenturio unbedingt den Zorn des Generals hatte ersparen wollen.
    Bei einem leisen Lederrascheln blickte Cato auf. Ein Sklave hatte das Zelt betreten und trug ein Bronzetablett mit sechs Kelchen und einen schlanken, mit rotem Wein gefüllten Bronzekrug. Der Sklave stellte das Tablett ab und füllte auf ein Nicken Vespasians hin die

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