Cato 04 - Die Brüder des Adlers
unterbrochen hatten und sich in einiger Entfernung von den Wölfen aufstellten. »Waffen nieder! Sofort!«
Mandrax öffnete den Mund zum Widerspruch, presste ihn aber dann zusammen und schüttelte den Kopf. Cato trat zu ihm und sprach flüsternd.
»Mandrax, es gibt keine Wahl. Wir müssen es tun, bevor sie uns dazu zwingen.« Cato deutete auf die Legionäre. »Du musst mit deinem Beispiel vorangehen.«
»Muss ich?«, gab Mandrax leise zurück.
»Ja«, zischte Cato. »Ich werde meine Hände nicht mit deinem Blut besudeln. Und nicht mit dem ihren. Um Himmels willen, tu es, Mann!«
»Nein.«
»Wenn du es nicht tust, wird keiner die Waffen ablegen.«
Mandrax sah Cato tief verletzt an und warf dann einen Blick auf die Legionäre, die sie schweigend aus der Nähe beobachteten. Nach einem Moment des Nachdenkens nickte er. Cato atmete tief durch. Mandrax zog sein Schwert und stieß es vor Catos Füßen in die Erde. Es folgte eine kurze Pause, dann setzte sich der nächste Mann in Bewegung, legte Speer und Schild nieder und schnürte seine Helmriemen auf. Die anderen folgten seinem Beispiel, und schließlich standen sie nur noch in ihren Tuniken vor Cato, während der Boden mit ihrer Ausrüstung übersät war. Cato richtete sich steif auf und rief seinen Männern einen allerletzten Befehl zu:
»Kohorte … abtreten!«
Die Männer wandten sich dem Ausgangstor nach Calleva zu. Einige blickten sich ein- oder zweimal zu Cato um, dann wandten sie sich endgültig ab und gingen schweigend mit ihren Kameraden davon. Nur Mandrax blieb stehen, noch immer die Wolfsstandarte in der Hand. Er starrte Cato an, reglos wie eine Statue, und keiner der beiden wusste, was er sagen sollte. Was konnten sie sich jetzt noch sagen? Nachdem sie Seite an Seite miteinander gekämpft hatten, waren sie durch ein Band verbunden, und doch war diese Gemeinsamkeit nun zerrissen und würde es auch bleiben. Langsam hob Cato die Hand und streckte sie Mandrax entgegen. Der Standartenträger blickte darauf hinunter und nickte dann bedächtig. Er streckte seinerseits die Hand aus und ergriff Catos Unterarm.
»Es war eine gute Zeit, Römer. Es war schön, ein letztes Mal Krieger zu sein.«
»Ja, es war schön.« Cato nickte matt. »Ich werde die Wolfskohorte nicht vergessen.«
»Nein. Vergiss sie nicht.« Mandrax ließ los und sein Arm fiel schlaff herab. Dann blickte er zum vergoldeten Wolfskopf der Standarte auf. »Kann ich die Standarte behalten?«
Die Bitte überraschte Cato. »Ja. Natürlich.«
Mandrax lächelte. »Dann also leb wohl, Zenturio.«
»Leb wohl, Mandrax.«
Der Standartenträger wandte sich ab, legte sich den Schaft über die Schulter und marschierte auf das ferne Lagertor zu.
Mit einem Gefühl der Leere, Beschämung und Selbstverachtung sah Cato ihm nach. Als Mandrax das Tor durchschritt und verschwand, hörte Cato plötzlich Schritte, die sich rasch von hinten näherten.
»Cato! Cato, Junge …« Macro blieb keuchend neben seinem Freund stehen. »Ich habe die Nachricht gerade eben erfahren … Der Legat hat sie mir persönlich mitgeteilt … Er sagte, du seist hier um die Ecke … Wir mischen bald wieder richtig mit! Denk doch mal. Wenn wir beide in derselben Kohorte Dienst tun, wird diesen Briten bald Hören und Sehen vergehen!«
»Sicher …«, antwortete Cato leise. »Da hast du wohl Recht.«
»Komm schon, Junge!« Macro boxte ihn gegen die Schulter. »Das ist doch eine großartige Neuigkeit! Vor zwei Monaten hat dieser Scharlatan im Krankenhaus noch behauptet, du könntest vielleicht nie wieder unter dem Adler dienen. Und jetzt schau dich einmal an!«
Cato drehte sich endlich um, blickte Macro an und zwang sich zu einem Lächeln. »Ja. Das ist eine gute Nachricht. «
»Und noch besser.« Mit weit aufgerissenen, vor Erregung glänzenden Augen beugte Macro sich näher heran: »Ich habe mich mit einem Hauptquartiersschreiber unterhalten, und es sieht so aus, als wären wir bald wieder unterwegs. In den nächsten Tagen schon.«
»Unterwegs?«
»Ja. Der Legat wird sich mit den anderen Legionen vereinigen, um Caratacus den letzten Rest zu geben. Dann sind wir mit dem Drecksack fertig. Dann bleibt uns nur noch das Vergnügen, uns die Beute zu teilen. Also Kopf hoch, Junge! Wir sind Zenturionen in der besten Legion der besten Armee dieser verdammten Welt, und etwas Besseres kann man sich wirklich nicht wünschen!« Macro zupfte ihn am Ärmel. »Komm schon, suchen wir uns was zu trinken und feiern wir.«
»Nein, wir wollen uns
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