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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Feldzug vorüber ist. Sobald ich dem Kaiser berichten kann, dass der organisierte Widerstand gegen das römische Reich im Herzen dieser Insel zerschlagen ist. Erst dann kann der Kaiser seinen Feinden im Senat in dem Wissen entgegentreten, dass auch ihnen die Kunde von unserem Sieg zu Ohren gekommen ist. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Gerücht umgeht, der Krieg in Britannien wäre noch nicht beendet. Ich habe Spione in eure Legionen geschleust – genau wie die Feinde des Kaisers auch. Es liegt an euch zu verhindern, dass sie etwas berichten, was Kaiser Claudius schaden könnte.«
    Narcissus sah den General herausfordernd an. Dieser nickte bedächtig. »Verstehe.«
    »Sehr gut. Reden wir doch ehrlich miteinander. Sagt mir offen, wie die Dinge nach der heutigen … Schlacht stehen. Angenommen, dass Caratacus noch am Leben ist.«
    »Wenn ihm die Flucht geglückt ist, wird er sich zurückziehen, um seine Wunden zu lecken. Ich nehme an, dass er auf dem Weg zu einem seiner Bollwerke ist, das wir noch nicht entdeckt haben. Dort lässt er seine Männer ausruhen, wartet auf die Nachzügler und bewaffnet sich neu. Außerdem wird er neue Soldaten rekrutieren und Boten ausschicken, um weitere Verbündete zu gewinnen.«
    »Verstehe.« Narcissus fuhr mit der Fingerspitze durch das Kondenswasser, das von seinem Kelch auf die Tischplatte getropft war. »Und, wird ihm das auch gelingen?«
    »Das bezweifle ich. Der Mann ist ein gewiefter Politiker, doch er hat nur wenige militärische Erfolge vorzuweisen. Wir haben ihn wieder und wieder geschlagen. Die Eingeborenen können uns nicht das Wasser reichen.«
    »Was wird er demnach also tun?«
    »Caratacus wird seine Strategie anpassen. Er kann sich nur kleinere Scharmützel leisten, was ihn darauf beschränkt, unbedeutetende Garnisonen, Spähtrupps, Patrouillen und so weiter anzugreifen.«
    »Was auf lange Sicht unsere Truppen schwächen und den Feldzug bis in alle Ewigkeit ausdehnen wird, nehme ich an?«
    »Diese Möglichkeit besteht.«
    »Das klingt nicht sehr zufriedenstellend, mein werter General.«
    »Nein.« Plautius griff nach der Karaffe und schenkte Narcissus nach.
    »Die Frage ist doch: Wie konnte er dir entkommen? Du hast mir versichert, dass diese Schlacht die Entscheidung herbeiführen würde. Dass Caratacus am Ende des heutigen Tages entweder getötet oder gefangen genommen sein würde. Stattdessen sieht es jetzt ganz so aus, als würde er uns auch die nächsten Monate das Leben schwer machen. Nichts hat sich geändert. Darüber wird der Kaiser, um es vorsichtig zu formulieren, nicht besonders erfreut sein. Eure Familien leben doch in Rom, nicht wahr?«
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung; eine Drohung. Der General und der Legat starrten ihn mit unverhohlenem Hass und blanker Angst an.
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Vespasian leise.
    Narcissus lehnte sich zurück und verschränkte die langen, eleganten Finger. »Heute habt ihr versagt. Der Preis für dieses Versagen muss bezahlt werden. Das erwartet der Kaiser von euch, und ich werde ihm berichten, dass ihr die nötigen Schritte unternommen habt. Andernfalls wird euch eure Strafe in Rom ereilen. Eigentlich habt ihr keine andere Wahl. Also, meine Freunde – wer hat uns diesen Tag ruiniert? Wer ist verantwortlich dafür, dass Caratacus entkommen konnte?«
    Der kaiserliche Sekretär sah von einem zum anderen. Mit teilnahmsloser Miene erwartete er geduldig auf Antwort.
    Schließlich zuckte der General mit den Achseln. »Das ist offensichtlich. Er ist über eine Furt entkommen, die viel zu schlecht verteidigt war.« Plautius sah seinen Untergebenen über den Tisch hinweg an. »Die Schuld daran trägt die Zweite Legion.«
    Vespasian presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und erwiderte hasserfüllt den Blick. Gleichzeitig suchte er fieberhaft nach einer Antwort. Mit einem Mal begriff er, in welcher Gefahr sein Ruf, seine Karriere, möglicherweise sogar sein Leben und das seiner Familie schwebten. Natürlich galt das auch für den General. Doch Vespasian war schlau genug, um zu wissen, dass die mächtigen Männer Roms in einer solchen Situation zusammenhielten und die Schuld wenn möglich einem Jüngeren, Geringeren zuschoben. Vespasian stand hoch genug im Rang, damit er als lehrreiches Beispiel für die Konsequenzen dienen konnte, die ein solcher Fehlschlag mit sich brachte. Und gleichzeitig war er unwichtig genug, um jederzeit ersetzt werden zu können. Er war der ideale Sündenbock.
    Einen

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