Cato 05 - Beute des Adlers
Männer an. Ihr habt Besseres verdient.«
Nach einer verlegenen Pause hatte sich Felix vorgebeugt und den Arm des Kohortenkommandanten ergriffen. »Es war eine Ehre, mit dir zu dienen, Herr.«
»Danke, mein Freund. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Und wie steht es mit euch?«
Die Centurionen hatten murmelnd zugestimmt. Alle außer Macro, der nur schweigend danebengestanden hatte. Wenn Maximius es bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken, als er die Arme seiner Offiziere schüttelte und ihnen eine gute Nacht wünschte. »Und vergesst nicht – ich spreche für alle … «
Die Bucinas erklangen noch vor Sonnenaufgang. Überall im Marschlager erwachten die Männer mit steifen Muskeln. Die Verletzten verzogen das Gesicht, als die Wunden unter ihrer Kleidung erneut zu schmerzen begannen. Cato, der erst vor wenigen Stunden Schlaf gefunden hatte, stand nicht mit den anderen auf. Die Männer verzichteten darauf, ihn zu wecken – teils aus Rücksichtnahme, teils weil sie nicht durch seine Befehle in den anstrengenden Legionsalltag zurückgeholt werden wollten. Macro entdeckte seinen Freund, lange nachdem die Sonne aufgegangen war. Beim Anblick seines schlaksigen Kameraden, der immer noch unter seinem Umhang mit offenem Mund und einem Arm über dem dichten schwarzen Lockenkopf schlief, schnalzte er mit der Zunge. Dann schob er den Stiefel unter seine Seite und rollte ihn herum.
»Na los! Aufgestanden! Die Sonne steht schon hoch am Himmel!«
»Ohhh … «, stöhnte Cato und blinzelte in den klaren Himmel. Dann fiel sein Blick auf das wettergegerbte Gesicht seines Freundes, und er setzte sich schuldbewusst ruckartig auf. »Scheiße!«
»Bist du jetzt richtig wach?«, fragte Macro leise und sah sich um.
Cato nickte und streckte die Arme. »Was ist los?«
»So einiges. Man munkelt, dass der General eine Anhörung bezüglich der gestrigen Vorfälle angeordnet hat.«
»Eine Anhörung?«
»Pssst! Nicht so laut. Außerdem heißt es, dass an demjenigen, der die Verantwortung trägt, ein Exempel statuiert werden soll.«
Cato sah zu ihm auf. »Wer hat dir denn das erzählt?«
»Ein Schreiber des Legaten. Er hat es von jemandem aus dem Generalsstab gehört.«
»Na, dann muss es ja stimmen«, murmelte Cato.
Macro ignorierte den sarkastischen Ton. »Ich finde, das klingt gar nicht so weit hergeholt. Sie brauchen einen Sündenbock, und da wird es wohl uns erwischen. Also pass auf dich auf.«
»Maximius hat doch letzte Nacht alles geklärt. Er wird die Verantwortung übernehmen.«
»Sagt er zumindest … «
»Glaubst du ihm etwa nicht?«
Macro zuckte mit den Schultern. »Ich vertraue ihm nicht.«
»Macht das einen Unterschied?«
»Vorerst wohl schon. Und jetzt steh auf.«
»Marschieren wir weiter?« Er hoffte nicht. Seine Muskeln taten höllisch weh, und die Vorstellung, einen weiteren Tag unter der sengend heißen Sonne durch die Gegend zu laufen, war fast unerträglich.
»Nein. Der General hat dem Feind ein paar Reiterkohorten hinterhergeschickt. Wir sollen uns hier ausruhen und auf den Tross warten.«
»Sehr gut.« Cato schlug den Umhang zurück, rappelte sich auf und dehnte die Nackenmuskeln.
Macro sah sich um. »Maximius’ Sklave hat Frühstück gemacht. Anscheinend hat er Vorräte mitgebracht. Bis gleich.«
Die Centurionen der Dritten Kohorte hatten sich um ein kleines Feuer versammelt, auf dem der Sklave mehrere dicke Würste in Olivenöl briet. Neben dem Feuer stand ein Krug warmer Mulsum, aus dem der verführerische Duft des Honigweins aufstieg. Der Sklave hatte sich bei Sonnenaufgang an die Arbeit gemacht, nachdem er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen war, um seinen Herrn einzuholen. Das Aroma der brutzelnden Würste erfüllte die Luft. Ein paar Legionäre sahen hinüber und blähten schnuppernd die Nasenlöcher. Sie mussten noch mehrere Stunden warten, bis der Tross mit ihrer Verpflegung eintraf.
»Bei Jupiters Eiern!«, knurrte Centurio Tullius. »Beeil dich ein bisschen mit den Würsten, ja? Wenn ich noch länger warten muss, fress ’ ich meine Stiefel.«
»Sie sind gleich so weit, Herr«, antwortete der Sklave sanft. Offenbar kannte er die Ungeduld der Centurionen.
Während sie warteten, sah Cato zum Fluss hinüber. Auf dem anderen Ufer waren die umherliegenden Leichen in das rosige Licht des Morgenscheins getaucht. Über ihnen kreiste eine wirbelnde Wolke aus Aasvögeln, die von dem starken Verwesungsgeruch angezogen wurden. Ganze Scharen hatten sich bereits niedergelassen,
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