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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schüttelte den Kopf. »Der wird seine Meinung nicht ändern, glaub mir.«
    »Dann vielleicht der General.«
    »Der wird uns nicht mal zuhören. Der lässt uns ebenfalls hinrichten, wenn wir in seiner Gegenwart auch nur den kleinsten Protest einlegen. Außerdem«, Macro zuckte mit den Schultern, »was sollen wir denn sagen? Dass es ungerecht ist? Das klappt nicht. Unsere Einheit hat versagt, und es sieht verdächtig danach aus, als hätten wir nicht die Eier gehabt, um unsere Pflicht zu erfüllen. Die Dritte Kohorte wird niemals ungeschoren davonkommen.«
    »Aber wir sind doch gar nicht davongelaufen. Maximius hat befohlen, den Rückzug anzutreten. Er ist ja überhaupt dran schuld, dass wir es nicht rechtzeitig zur Furt geschafft haben. Er sollte bestraft werden, Herr. Nicht Cato und die anderen.«
    Macro drehte sich zum Optio um. »Glaubst du, das weiß ich nicht? Glaubst du, die Männer wären mir egal? Ich sage dir, Figulus, jeder in der Legion weiß, was hier gespielt wird. Wahrscheinlich weiß die ganze Armee Bescheid. Aber irgendjemand muss für diese Riesenscheiße den Kopf hinhalten, und das Schicksal hat eben Cato dafür auserwählt. Das ist nicht gerecht, da stimme ich dir zu. Es ist einfach nur Pech. Das wurmt mich genauso wie dich.«
    Beide Männer beobachteten die Schwimmenden am gegenüberliegenden Ufer. Träge zeichnete Macro mit seinem abgerupften Weidenzweig Linien in den Staub. Dann räusperte er sich. »Aber du hast recht. Irgendjemand muss etwas unternehmen … «
    Als sich die Dämmerung über das Land senkte, fing Cato an zu zittern; er hatte höllische Kopfschmerzen. Den ganzen Tag über hatten er und die anderen in der prallen Sonne sitzen müssen. Jetzt spannte jeder unbedeckte Fetzen Haut auf seinem Körper und prickelte schmerzhaft. Erst am Ende des Tages waren Wolken aufgezogen. Jetzt war die Luft schwül, es sah nach Regen aus. Cato nahm dies als ein weiteres Zeichen dafür, dass ihn die Götter vollständig verlassen hatten – tagsüber quälte ihn die Sonne, nachts Kälte und Nässe.
    Ein Lagersklave hatte mehrere Wasserschläuche vom Fluss heraufgetragen. Jedem Mann wurden ein paar Schlucke erlaubt, um die trockene Kehle zu benetzen. Zu essen hatte es nichts gegeben. Da die Vorräte knapp waren, mussten die zum Tode Verurteilten als Erste auf Nahrung verzichten. Das war nur vernünftig, sagte sich Cato. Es war logisch.
    In den gegenwärtigen Umständen wohl das einzig Logische. Die Tatsache, dass er nichts getan hatte, was die morgige Strafe verdiente, quälte ihn mehr als alles andere. Er war dem Feind in der Schlacht gegenübergetreten, obwohl ein Augenblick der Unachtsamkeit sein Ende bedeutet hätte. Er hatte die gefahrvolle Aufgabe unternommen, die Familie des Generals aus einer Druidenfestung zu befreien. Er hatte trotz der Gefahr, bei lebendigem Leib zu verbrennen, Macro vor knapp zwei Jahren in jenem Dorf in Germanien das Leben gerettet. Bei all diesen Unternehmungen war ihm bewusst gewesen, dass er sein Leben aufs Spiel setzte, und trotzdem hatte er sich darauf eingelassen. Das war nun mal der Preis, den die Männer bei der Legion bezahlen mussten.
    Doch das hier? Eine kaltblütige Hinrichtung, die den anderen Legionären als warnendes Beispiel dienen sollte? Ein Beispiel für was genau denn? Ein Beispiel dafür, was mit Feiglingen geschah. Nur dass er kein Feigling war. Ja, er hatte öfter Angst gehabt, als er es sich eingestehen wollte. Todesangst sogar. Doch dass er trotzdem weitergekämpft hatte, war auch irgendwie mutig gewesen, sagte er sich. Mutig, jawohl.
    Da war der Kampf an der Furt keine Ausnahme gewesen. Er hatte mit derselben Entschlossenheit gekämpft wie sonst, war in die erste Reihe gestürmt, um an der Seite seiner Männer zu fechten. Er hatte sich nicht hinter seinen Soldaten versteckt und denjenigen heuchlerische Durchhalteparolen und wüste Drohungen entgegengeschmettert, die sich nicht durch ihren niedrigeren Rang vor dem Kampf drücken konnten. Dass er nun für ein Verbrechen, dessen er nicht schuldig war, hingerichtet werden sollte – ausgewählt durch reinen Zufall, ohne Ansehen seiner Verdienste – , war das schlimmste Schicksal, das er sich vorstellen konnte.
    Schon stachen die ersten Regentropfen in seine Haut und klatschten auf den Boden ringsum. Eine kalte Brise fuhr durch das hohe Gras und rauschte in den Bäumen entlang des Ufers. Der junge Centurio legte sich auf die Seite und rollte sich gegen die Kälte zusammen. Die Lederschnüre, mit

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