Cato 05 - Beute des Adlers
weitermachen?«
»Ja … Cato!«, rief Macro leise. »Cato! Wo bist du?«
Mehrere der Gestalten, die auf dem Boden kauerten, hatten sich aufgerichtet, sobald sie die Unruhe bemerkten. Die Gefangenen wurden von einer nervösen Anspannung erfasst. Schon erhoben sich flüsternde Stimmen.
»Ruhe!«, zischte Macro so laut wie möglich. »Schon besser … Cato!«
»Hier! Hier drüben!«
»Leise!« Macro ging auf die Stimme zu und kniff die Augen zusammen, um die unverwechselbar große und dürre Gestalt seines Freundes besser ausmachen zu können. »Soll uns die ganze verdammte Welt hören? Dann haben wir sofort die Lageraufseher am Hals.«
»Was machst du hier?« Cato klang überrascht.
»Rate mal. Ich verhelfe dir und den anderen zur Flucht. Und Figulus natürlich.«
»Figulus?«
»Eine der Wachen hat ihn erkannt. Ihr müsst ihn mitnehmen, wenn ihr abhaut.«
»Abhauen?«, flüsterte Cato. »Bist du verrückt?«
»Wie eine Scheißhausratte. Aber das sind die Spinner, die euch hier eingebuchtet haben, auch. Ich würde sagen, wir sind quitt.«
Macro zog seinen Dolch. »Heb die Hände hoch, sodass ich sie sehen kann. Ich will dir ja nicht die Handgelenke durchsäbeln.«
Cato hob sofort die Arme, hielt inne und zog sie wieder zurück. »Nein.«
»Was?«, fragte Macro laut, woraufhin Figulus, der gerade einem anderen Gefangenen vorsichtig die Fesseln löste, wütend zischte. Verzweifelte Gestalten scharten sich um den Optio und hoben ihm flehend die Arme entgegen.
Cato schüttelte den Kopf. »Ich hab Nein gesagt. Das darfst du nicht tun, Macro. Und wenn sie rausfinden, dass du uns bei der Flucht geholfen hast?«
»Nur geholfen? Ich habe das Ganze angeleiert, möchte ich meinen.«
»Damit kommst du doch nie durch.«
»Jetzt gib schon die Hände her.«
»Nein. Denk doch mal nach. Wo sollen wir denn hin? Was ist, wenn sie einen von uns gefangen nehmen und verhören? Dann bringen sie dich auch um. Verschwinde, solange du noch kannst.«
Macro schüttelte den Kopf. »Zu spät. Und jetzt hoch mit den Händen.«
Zögernd tat Cato wie befohlen. Macro packte seine Handgelenke und tastete mit den Fingern nach den Lederschnüren. Vorsichtig schob er die Klinge darunter und sägte drauflos. Wenige Augenblicke später gaben sie nach. Cato rieb sich die Handgelenke.
»Da, nimm das Messer und schneid die anderen los. Du musst verschwinden.«
»Und wohin?«
»So weit weg von hier wie möglich. Irgendwohin, wo man dich nicht finden kann.«
»Und dann?«
»Scheiße, keine Ahnung.«
»Was glaubst du, wie weit ein unbewaffneter Haufen Männer wohl kommt?«
»Ihr seid nicht unbewaffnet.« Macro schüttelte den Sack. »Ich hab euch ein paar Schwerter besorgt. Genug für alle.«
Cato, der gerade seine Beinfesseln durchschnitt, sah auf. »Das ist dein Plan?«
»Hast du einen besseren? Du kannst auch hierbleiben und morgen früh sterben.«
»Tolle Auswahl.« Cato schüttelte den Kopf. Entweder die Hinrichtung oder der unausweichliche Tod durch die Hände der Spähtrupps oder des Feindes? Die Situation hatte sich in den letzten Minuten nicht großartig geändert – außer dass Figulus nun ebenfalls sein Leben verwirkt hatte. Und Macro auch, sollten sie ihm auf die Schliche kommen. Endlich lösten sich die Fesseln um seine Füße, und Cato rieb sich heftig die schmerzende Haut.
»Und jetzt?«
»Lauft nach Westen in die Sümpfe. Das ist eure einzige Chance.«
KAPITEL 21
M acro befahl den Männern, still zu liegen und sich ruhig zu verhalten, während Figulus ihre Fesseln durchschnitt. Die Männer rieben sich die Knöchel und streckten ihre schmerzenden Gliedmaßen. Währenddessen sahen sie sich ständig ängstlich nach einem Anzeichen dafür um, dass ihr Fluchtversuch bemerkt worden war. Der Centurio reichte jedem Mann ein Schwert oder einen Dolch aus dem Waffensack, solange der Vorrat reichte. Der Mann mit dem Sonnenstich blieb, auch nachdem man ihn befreit hatte, einfach liegen. Er wollte das Schwert, das ihm Macro hinhielt, nicht annehmen.
»Nimm schon!«, flüsterte Macro wütend. »Du nimmst jetzt dieses verdammte Ding. Du wirst es brauchen.«
Der Legionär drehte sich um, rollte sich zusammen und fing zu jammern an, das sich bald in ein schrilles Heulen verwandelte. Macro sah sich schnell zu den regennassen Zelten um, konnte jedoch keine Bewegung ausmachen. Dann wandte er sich wieder dem Mann auf dem Boden zu. Er trat ihm kräftig mit dem Stiefel zwischen die Schulterblätter. Der Mann zuckte zusammen und schrie
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