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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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des Grünschnabels hatte er das Leben in der Armee nie infrage gestellt. Jetzt allerdings sah er vieles mit anderen Augen. Das beunruhigte ihn. Vielleicht würde er, nachdem Cato tot und eingeäschert war, wieder in sein altes Leben zurückfinden, sich von der gehorsamen Erfüllung seiner Pflichten einlullen und den wichtigen Fragen des Lebens ausweichen können.
    Tot und eingeäschert …
    Jemand, der so schlau und lebhaft war wie Cato? Das war nicht richtig, dachte Macro. Es war einfach nicht richtig. Der Legat musste verrückt geworden sein. Verrückt und ein Feigling, weil er Macro die Drecksarbeit überlassen hatte. Das würde er ihm nie verzeihen.
    »Scheiße!«, murmelte er. Er war wütend auf den Legaten und wütend auf sich selbst, weil er sich überhaupt mit Cato angefreundet hatte. Macro brach ein Stück Ast ab und entfernte methodisch die Blätter von dem dünnen Weidenstamm. Auf der anderen Uferseite legte eine Gruppe Männer aus einer anderen Legion ihre Tuniken ab und watete ins Wasser. Die Bräune ihrer Gesichter, ihrer Arme und Beine stand in krassem Gegensatz zu ihren schimmernd weißen Oberkörpern und Schenkeln. Ihre Schreie wegen der Kälte des Wassers, das Kreischen und Jubeln, mit dem sie sich gegenseitig nass spritzten, hallte gedämpft über die Tamesis. Was Macro noch wütender machte. Er sah zu den Hilfstruppen hinüber, die gerade die letzten mit den bereits in Verwesung begriffenen Gefallenen gefüllten Grablöcher zuschütteten. Der kalte Hauch des Todes Seite an Seite mit der lebendigen Sorglosigkeit der Jugend. Macro brach einen weiteren Ast ab und riss zornig an den Blättern.
    Dann bemerkte er, wie jemand etwa fünfzig Schritt flussaufwärts auf das Ufer zuschritt. Figulus ’ massige Gestalt sank ins Gras. Er hatte einen Strohhalm zwischen den Zähnen und starrte in die Fluten. Irgendwann sah er sich langsam um, entdeckte den Centurio unter der Weide, stand auf, zögerte einen Moment und kam dann auf Macro zu.
    »Scheiße«, flüsterte der Centurio nochmals.
    Macro hätte ihn am liebsten wieder davongeschickt. Er war zum Fluss gegangen, um in Ruhe nachdenken zu können, und die Aussicht, mit dem Optio reden zu müssen, stimmte ihn nicht gerade fröhlich. Doch dann begriff er, dass Figulus ebenfalls Anteil an Catos Schicksal nahm. Der Optio stand stramm und salutierte.
    »Hör auf, Freundchen. Wir sind jetzt nicht im Dienst. Also lass den Blödsinn.«
    »Ja, Herr.« Figulus blieb vor dem dünnen Vorhang aus blättrigen Zweigen stehen.
    Macro seufzte. »Hast du mir etwas zu sagen?«
    Der Optio senkte den Kopf und nickte.
    »Dann raus damit.«
    »Ja, Herr.«
    »Und setz dich zu mir in den Schatten, bevor dir die Sonne noch dein Spatzenhirn wegschmilzt.«
    »Ja, Herr.«
    Figulus hob seinen dicken, muskelbepackten Arm und schob die Zweige beiseite. Einen Augenblick lang verdeckte er die Sonne, dann setzte er sich in angemessener Entfernung von seinem Vorgesetzten ins Gras.
    »Also?«
    Figulus sah rasch auf. Seine strohblonden Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen. »Es geht um Centurio Cato, Herr. Sie haben kein Recht, ihm das anzutun. Das ist scheißungerecht. Verzeih, Herr.«
    Macro sah ihn von der Seite an. »Ja, pass lieber auf. Sonst wird nie ein Offizier aus dir.«
    »Entschuldige, Herr.« Figulus nickte ernst. »Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das will ich auch hoffen, Scheiße noch mal.«
    Figulus sah ihn einen Augenblick erschrocken an. Macros ernste Miene verwandelte sich in ein Grinsen. »Nur ein kleiner Scherz.«
    »Ach so … «
    Macros Grinsen verblasste. »Was Cato angeht: Ich glaube, da können wir nichts tun. Gar nichts. Befehl ist Befehl. Als stellvertretender Centurio musst du dich wohl an so etwas gewöhnen. Kommst du klar?«
    Figulus zuckte unglücklich mit den Schultern und griff nach einem Weidenzweig. Da bemerkte er, dass Macro bereits mit einem herumspielte, und ließ seine Hand wieder fallen. Seinen Vorgesetzten so offen nachzuäffen wäre ungebührlich gewesen. Stattdessen kratzte er mit den Fingern einen Kiesel aus der lockeren, trockenen Erde am Rande des Flussufers. Er warf ihn erst hoch und schleuderte ihn dann in den Fluss. Ein winziges Platschen auf der spiegelglatten Wasseroberfläche deutete die Stelle an, wo der Kiesel gelandet war. Er wartete, bis sich die Wellen gelegt hatten, dann ergriff er erneut das Wort, ohne Macro anzusehen.
    »Aber irgendetwas müssen wir doch tun können, Herr.«
    »Was denn?«
    »Mit dem Legaten sprechen?«
    Macro

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