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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Straßen, auf denen sie ritten, waren nie verlassen – immer war weit hinter ihnen die ein oder andere kaum erkennbare Gestalt auszumachen gewesen. Natürlich hätte es auch ein unbescholtener Reisender sein können, doch Narcissus lebte in in einer so großen Furcht vor seinen Feinden, dass er dergleichen nicht als Zufall abtun konnte. Tatsächlich war seine Angst so groß, dass es ihm zur Gewohnheit geworden war, jede erdenkliche Vorsichtsmaßname zu treffen. Nur dadurch hatte er sich länger als viele andere in der gefährlichen Welt des kaiserlichen Hofstaats behaupten können. Ein Mann wie Narcissus, der um hohe Einsätze spielte, brauchte Augen im Hinterkopf, um alles um sich herum wahrzunehmen: jede Handlung, jede Gefälligkeit, jedes stumme Kopfnicken und jedes Flüstern, das bei den kaiserlichen Festmahlen zwischen den Aristokraten ausgetauscht wurde.
    Das alles erinnerte ihn nur allzu oft an den doppelgesichtigen Gott Janus, den Wächter Roms, der zu beiden Seiten nach Gefahr Ausschau halten konnte. Als Teil des kaiserlichen Hofstaats war es unabdingbar, zwei Gesichter zur Schau zu stellen: einmal das des eifrigen Dieners, der stets bemüht ist, seinen politischen Herrn und alle im Rang über ihm Stehenden zufriedenzustellen; und dann das des ruchlosen, zu allem entschlossenen Intriganten. Seine wahren Gefühle konnte er nur in Gegenwart derjenigen Männer zum Ausdruck bringen, die er selbst zum Tode verurteilt hatte. Es bereitete ihm äußerste Genugtuung, sie seine Verachtung und seinen Zorn spüren zu lassen.
    Nun schien es, als sei sein eigenes Ende gekommen. So viel Angst er auch vor seinem Tod hatte, so groß war auch seine Neugier herauszufinden, wer aus der zahlreichen Schar seiner Erzfeinde diesen Hinterhalt geplant hatte. Auf seiner Reise hatte es bereits zwei Anschläge auf sein Leben gegeben: einmal in einem Gasthof in Noricum, wo ein Streit über ein paar verschüttete Weinkrüge ausgebrochen war, der sich schnell in eine handfeste Schlägerei verwandelt hatte. Narcissus und seine Leibwächter hatten das Treiben aus einer Nische heraus beobachtet, als plötzlich ein Messer durch den Raum direkt auf ihn zugeschossen kam. Marcellus bemerkte es rechtzeitig und drückte den Kopf des kaiserlichen Sekretärs in letzter Sekunde in die Schüssel mit Eintopf, sodass sich die Klinge in den Holzbalken hinter ihm gebohrt hatte.
    Und einmal war plötzlich eine Gruppe von Reitern auf der Straße hinter ihnen aufgetaucht, als sie gerade auf dem Weg zur Hafenstadt Gesoriacum gewesen waren. Sie waren kein Risiko eingegangen und hatten sofort die Flucht ergriffen. Die völlig verausgabten Tiere hatten gerade so den Hafen erreicht. Die Kais waren mit Gütern vollgestellt gewesen – Vorräte für Plautius ’ Legionen, die nach Britannien verschifft werden sollten. Gleichzeitig wurden Gefangene von den von dort zurückgekehrten Schiffen entladen, die dann auf den Sklavenmärkten im ganzen Imperium verkauft wurden. Narcissus quartierte sich auf dem ersten Schiff in Richtung Britannien ein. Als der Frachter auslief und den chaotischen, geschäftigen Kai hinter sich ließ, hatte Marcellus leicht seinen Arm berührt und auf eine Gruppe von acht Männern gedeutet, die stumm ihre Abreise beobachtet hatten – ohne Zweifel dieselben Männer, die ihn auch jetzt verfolgten.
    Narcissus sah sich erneut um und war entsetzt, wie schnell der Vorsprung zusammengeschmolzen war. Das Lager dagegen schien so weit entfernt wie zuvor.
    »Sie holen auf!«, rief er seinen Leibwächtern zu. »Tut doch was!«
    Marcellus warf seinem Prätorianerkameraden einen Blick zu, woraufhin beide Männer die Augen verdrehten.
    »Was meinst du?«, rief Rufus. »Sollen wir lieber die eigene Haut retten?«
    »Warum nicht? Ich will jedenfalls nicht für einen Griechen draufgehen.«
    Sie beugten sich im Sattel vor und gaben ihren Pferden mit wilden Rufen die Fersen.
    »Verlasst mich nicht!«, rief Narcissus panisch, als sie davonritten. »Lasst mich nicht zurück!«
    Der kaiserliche Sekretär spornte ebenfalls sein Pferd an, sodass es langsam zu den anderen aufschloss. Der saure Gestank von Tierschweiß stach ihm in die Nase. Bei jeder Bewegung des Pferdes drohte er, auf den schnell unter ihm vorbeiziehenden Erdboden zu fallen. Narcissus knirschte vor Furcht mit den Zähnen; noch nie in seinem Leben hatte er so viel Angst gehabt. Er schwor sich, nie wieder ein Pferd zu besteigen. Von heute an würde er ausschließlich in der Sicherheit und

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