Cato 08 - Centurio
entnervt davon, dass er noch länger aufgehalten wurde. Er musste sich wieder mit Macro treffen und dann beim Botschafter vorsprechen. Außerdem hatte er es eilig, die Gesellschaft dieser tyrannischen Frau zu verlassen. Sie erschien ihm typisch für ihre Klasse: laut, arrogant und überzeugt, dass jedermann ihr sofort gehorchen würde. Er war in Versuchung, sie von vornherein unsympathisch zu finden. Cato holte tief Luft, um sich zu beruhigen, trat ein und setzte sich auf die Bank neben der Tür. Die Tochter des Botschafters sah immer noch nicht auf. Sie kam zum Ende des Verbands und verschnürte ihn behutsam.
»So!« Sie trat zurück und wandte sich an den Soldaten. »Du brauchst einen Tag Ruhe.«
Der Hilfssoldat lachte. »Ich wünschte, das wäre möglich. Aber ich glaube kaum, dass der Präfekt das zulässt. Der ist ein ganz harter Bursche.«
»Ein harter Bursche?« Julia lächelte. »Der?«
»Oh, ja. Er hat uns wie Sklaven angetrieben, seit wir von Antiochia aufgebrochen sind. Er sieht ja noch ziemlich jung aus, aber in Wahrheit ist er ein richtiger Scheiß…«
Cato räusperte sich laut, und beide blickten sich nach ihm um. Der Hilfssoldat war sofort auf den Beinen, nahm Haltung an und starrte eisern auf irgendeinen Punkt über Catos Kopf. Sein Mund ging auf und zu, und er biss sich in Erwartung der bevorstehenden Schmähungen auf die Lippen. Cato sah ihn einen Moment lang ausdruckslos an. Dann wanderte sein Blick zu der Frau hinüber.
»Bist du mit diesem Mann fertig?«
»Ja, Präfekt Cato. Die Frage ist, bist du mit ihm fertig?«
»Er ist Soldat und wird so Dienst tun, wie ich es für angemessen halte.«
»Aber gewiss nur, wenn er auch in angemessener Verfassung ist?«
Cato blickte finster. »Das ist meine Entscheidung. Soldat, du bist entlassen. Kehre zu deiner Centurie zurück.«
»Jawohl, Herr.« Der Hilfssoldat salutierte und marschierte so schnell er konnte aus dem Raum und aus den Augen seines Kommandanten. Nachdem er weg war, wartete Cato auf der Bank. Julia sah ihn an und stemmte dann ungeduldig die Hände in die Hüften.
»Nun, was ist es denn diesmal?«
»Schwertwunde.« Cato zeigte auf das Blutrinnsal an seinem Arm.
»Dann komm hier herüber«, antwortete sie knapp. »Ins Licht, wo ich richtig sehen kann. Lass mich nicht warten, Präfekt. Es gibt noch andere, die meiner Zuwendung bedürfen.«
Und sie sind dir willkommen , dachte Cato gereizt, während er aufstand und zu ihr hinüberging. Die Tochter des Botschafters ergriff ihn beim Ellbogen und schob ihn ins Sonnenlicht, das durchs Fenster hereinfiel. Sie untersuchte die Wunde kurz. »So, du bist also fest entschlossen, diesen Arm Stück für Stück zu verlieren, scheint mir.«
Cato schob die Lippen vor und blickte noch finsterer. Julia sah in sein Gesicht hinauf, und er bemerkte, dass sie gegen den Drang ankämpfte zu lachen. Ihn zu verspotten. Er rümpfte erbittert die Nase. »Ein Soldat rechnet damit, verwundet zu werden, meine Dame. Ob er nun ein gemeiner Soldat ist wie jener Mann, oder ein Offizier. Das gehört zum Beruf. Aber daran dürfte eine Dame von edler Abstammung wohl kaum gewöhnt sein, nehme ich an.«
Die Worte waren heraus, bevor Cato begriff, wie unhöflich er erscheinen musste. Julias Augen weiteten sich kurz, dann antwortete sie kühl:
»Ich kenne meine Pflicht, Präfekt. Und in letzter Zeit habe ich mehr Wunden gesehen, als mir lieb ist. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das nicht vergessen würdest.«
Ihre Blicke begegneten sich, und Cato starrte sie so hart und einschüchternd an, wie er es normalerweise machte, um sich bei den frischen Rekruten Respekt zu verschaffen,
bis Julia nachgab und die Augen auf seine Wunde senkte. »Es ist eine Fleischwunde. Sieht recht sauber aus, aber ich werde sie waschen und nähen.«
Sie griff in eine Schale mit Wasser, die auf dem Tisch stand, holte einen feuchten Lappen heraus und wrang ihn kurz aus. Dann legte sie den Lappen auf die Wunde. »Also, da wären wir wieder. Du weißt, wie es läuft. Es wird wehtun, aber ein harter Bursche wie du kennt ja keinen Schmerz.«
Cato errötete vor Verärgerung, reagierte aber nicht auf die Provokation. »Ich muss deinem Vater Bericht erstatten. Daher wäre ich dankbar, meine Dame, wenn du die Wunde versorgst und mich zu meinen Pflichten zurückkehren lässt.«
»Nun gut«, murmelte Julia. Sie fädelte eine Nadel ein, stieß die Spitze durch Catos Haut und nähte die Wunde zu, bis die aufgeworfene, hochrote Naht fertig war.
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