Cato 08 - Centurio
würden eine traurige Geschichte zu erzählen haben. Es würden viele Jahre vergehen, bevor das Partherreich es erneut wagte, Rom herauszufordern.
Zwei Tage später errichtete die Armee ein Marschlager vor den Mauern Palmyras, und Longinus führte eine Parade von Offizieren samt Prinz Balthus sowie ausgewählten Soldaten und Gefangenen durch die Tore der Stadt und über die Hauptstraße zum königlichen Palast. Sobald der König Longinus’ Nachricht über den Ausgang der Schlacht erhalten hatte, hatte er einen öffentlichen Festtag verkündet, um das Ende des Aufstands und den Sieg über die Parther zu feiern. Doch es war wenig Freude zu entdecken, als die Römer hinter ihren Standarten über die gepflasterte Straße marschierten. Macro und Cato gingen zusammen mit den anderen Offizieren unmittelbar vor den Standarten, und der starren Kopfhaltung des Statthalters konnten sie entnehmen, dass Cassius Longinus von dem gedämpften Empfang gar nicht begeistert war.
»Was ist denn los?«, fragte Macro leise. »Man sollte doch meinen, sie müssten froh sein, dass der Aufstand vorbei ist.«
Cato blickte sich um. Nur eine Handvoll Einwohner der Stadt säumten den Weg, und die schauten in argwöhnischem Schweigen zu, wie die Soldaten vorbeimarschierten.
»Man kann ihnen kaum einen Vorwurf machen. Sie haben im vergangenen Monat mehr als genug Kämpfe gesehen. Sie werden schon dankbar sein, wenn sie erst einmal glauben, dass der Frieden wirklich zurückgekehrt ist.«
Macro ließ sich die Erklärung seines Freundes einen
Moment lang durch den Kopf gehen und zuckte dann mit den Schultern. »Vielleicht, aber ich hätte die Dankbarkeit gerne jetzt. Ich bin doch verdammt noch mal nicht die ganze Strecke durch eine glühend heiße Wüste marschiert, habe eine Belagerung überstanden und anschließend eine Schlacht geschlagen, nur um mich hier so willkommen zu fühlen wie ein Furz in einer Schildkrötenformation.«
»Wie du meinst, aber ich bin dankbar, einfach nur zurück in Palmyra zu sein.«
Macro sah ihn an und grinste. »Das glaube ich dir gern. Das hat natürlich nichts mit dieser Tochter von Sempronius zu tun, oder?«
Cato spürte Verärgerung in sich aufsteigen, doch es gelang ihm, zurückzulächeln. »Doch, genau daran liegt es. An Julia.« Er spürte, wie ihm schon vom Aussprechen ihres Namens warm ums Herz wurde. »Ihr Vater hat mir sein Wort gegeben, dass ich sie heiraten könne, wenn ich zurückkomme.«
» Falls du zurückkommst, das waren seine Worte.«
»Falls, wenn, welchen Unterschied macht das schon?«
Macro lächelte traurig. »Das macht einen Riesenunterschied, wenn man nicht erwartet, dass jemand lange genug lebt, um das gegebene Wort einzufordern.«
Catos Augen zogen sich zusammen. »Was meinst du damit?«
»Ach, komm schon, Junge! Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen. Sempronius ist ein Aristokrat. Du bist der Sohn eines freigelassenen Sklaven. Wohl kaum die beste Partie für seine kostbare Tochter. Er hat das nur so gesagt, um dich bei Laune zu halten.«
Cato dachte einen Moment lang darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Das ergibt keinen Sinn. Wenn Sempronius nicht die Absicht hatte, mir Julia zur Frau zu geben, warum hat er sie mir dann überhaupt versprochen, solange die Chance bestand, dass ich tatsächlich zurückkehren würde? Ich glaube, du siehst das falsch, Macro. Vollkommen falsch.«
»Na ja … Dazu kann ich nur sagen, dass ich hoffe, dass du Recht hast, Junge. Wirklich.«
Sie marschierten schweigend weiter über die nahezu verlassene Prachtstraße, die durch die Stadt zum Palastkomplex führte. Als sie sich dem Palasteingang näherten, einem hohen Torbogen, der die gepflasterte Straße überwölbte, begann eine kleine Menschenmenge zerlumpter Frauen und Kinder zu beiden Seiten halbherzig zu jubeln. Sobald Longinus die Menschenmenge erreicht hatte, warfen sie glänzend weiße Blütenblätter auf seinen Weg.
»Eine nette Geste«, merkte Macro leise an. »Aber ehrlich kommt mir das nicht gerade vor. Dieser Haufen hier muss Lumpengesindel sein, das zu unserer Begrüßung angemietet worden ist.«
»Du wolltest ein Willkommen, das eines Helden würdig ist«, antwortete Cato. »Na ja, da hast du es. Wenigstens macht der Statthalter das Beste aus der Sache.«
Macro blickte nach vorn und sah, dass Longinus den Kopf würdevoll zu beiden Seiten hin neigte und die Jubelrufe mit erhobener Hand zurückhaltend entgegennahm. Der Centurio rümpfte die Nase. »So wie er sich
Weitere Kostenlose Bücher