Cato 09 - Gladiator
brach ihre Stimme ab.
Zwei Gestalten tauchten an der Heckreling der Liburne auf: Ajax und Julia. Ajax, der sie am Arm festhielt, rief höhnisch: »Du hast sie verloren, Cato. Für immer.«
»Julia!«
»Jetzt gehört sie mir und muss mir zu Willen sein. Vergiss das nicht. Dein ganzes Leben lang sollst du dich an die Rache des Ajax erinnern.«
»Nein!« Der Wind riss Cato den Aufschrei von den Lippen. »Nein!«
Plötzlich hob Julia die Hand. Etwas Metallisches funkelte darin auf, als sie Ajax in die Schulter stach. Mit einem Aufschrei der Überraschung, des Schmerzes und des Zorns wich er zurück und blickte auf den Kamm nieder, der in seiner Schulter steckte. Unwillkürlich fasste er sich an die Wunde und ließ Julia los. Im selben Moment warf sie sich über die Reling und stürzte ins Wasser. Die Liburne hatte bereits Fahrt aufgenommen, und als Julias Kopf aus den Fluten auftauchte, vergrößerte sich der Abstand zu dem Kriegsschiff rasch. Cato hatte die Ruder bereits wieder eingelegt und ruderte auf die ihm entgegenschwimmende Julia zu.
Ajax hatte sich inzwischen den blutigen Kamm aus der Schulter gezogen und blickte finster aufs Wasser. An Julia kam er nicht mehr heran. Wenn das Kriegsschiff gewendet und zum Strand zurückgefahren wäre, hätte das kleine Boot längst angelegt, und seine Gegner wären mit den wartenden Pferden davongeritten. Außerdem hatte bereits eine römische Trireme Fahrt aufgenommen, um die Liburne zu verfolgen.
Als das Boot Julia erreicht hatte, kletterte Macro in den Bug, beugte sich vor und streckte den Arm aus. Julia ergriff sein Handgelenk. Er zog sie heran und fasste ihr mit der Linken unter die Schulter.
»Hoch mit dir, Herrin!«, brummte er, als er sie über die Reling zog. »Ich hab sie, Cato. Dreh um und bring uns so schnell du kannst zum Strand zurück.«
Cato wendete das kleine Boot und ruderte in Richtung Strand, drauf gefasst, dass das Kriegsschiff jeden Moment beidrehen und die Verfolgung aufnehmen würde. Die Liburne aber näherte sich stetig der Mündung der Bucht. Die Ruderblätter senkten sich rhythmisch ins Wasser und schoben das Schiff voran, weg von dem kleinen Boot. Ajax verharrte noch einen Moment an der Heckreling, dann wandte er sich ab und verschwand.
»Wir haben es geschafft«, sagte Macro erleichtert.
Cato ließ die Ruder sinken. Julia stolperte in die Mitte des Bootes und fiel ihm in die Arme. Eine Weile war es ganz still im Boot. Cato hielt sie in den Armen und presste schwer atmend die Wange an ihren Kopf. Macro wandte sich ab und beobachtete, wie die Liburne hinter der kleinen Insel am Ende der felsigen Halbinsel verschwand und aufs Meer hinaussteuerte.
kapitel 33
Drei Tage später inspizierte Sempronius die Überreste des Aufständischenlagers und ritt mit seiner Eskorte zum Strand hinunter, wo die verbliebenen Schiffe instandgesetzt wurden. Der Rest der Getreideflotte hatte tags zuvor Segel gesetzt und war mit Ziel Rom in See gestochen. Dort sollten die Schiffe rechtzeitig eintreffen, um einer Hungersnot und einem Aufstand des Pöbels vorzubeugen. Trotz seiner Erleichterung und Freude über die Befreiung seiner Tochter wurde die Stimmung des Senators durch die unvermeidlichen Nachwirkungen des Aufstands verdüstert. Vom Kaiser war für die Rettung der Getreideflotte und die Bewahrung des Friedens in den Straßen von Rom kaum Anerkennung zu erwarten. Vier der Schiffe waren verlorengegangen, und die Verwalter der kaiserlichen Kornkammer würden sich über die für die Befreiungsaktion Verantwortlichen beschweren. Folglich musste er mit einer offiziellen Rüge rechnen. Sempronius seufzte. Bisweilen war es eine undankbare Aufgabe, Rom zu dienen, doch es gereichte ihm zu stiller Genugtuung, dass er trotz des Verlusts der vier Schiffe dem Kaiser nach bestem Gewissen gedient hatte.
Der Verlust des Getreides war noch das mindeste, überlegte er. Es würde Jahre dauern, bis sich die Provinz Kreta von dem Erdbeben und dem Sklavenaufstand erholen würde. Der Aufstand war zwar beendet, doch es galt noch einige unappetitliche Dinge zu regeln. Centurio Fulvius und seine Männer hatten gegenüber den Aufständischen keine Gnade gezeigt. Noch immer wurden Leichen in Massengräbern bestattet, die man im steinigen Boden rund um die Bucht ausgehoben hatte. Tausende Tote, Männer, Frauen und Kinder. Die Überlebenden hatte man aneinandergekettet und unter der Bewachung von unerbittlichen Legionären, die keine Gnade zeigten, wenn jemand stolperte oder am
Weitere Kostenlose Bücher