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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zu. Im Dämmerlicht sahen sie mehrere Gestalten aus den Sklavenunterkünften des Anwesens hervorstolpern. Beziehungsweise aus dessen Überresten. Die Wände waren eingestürzt, so dass man die auf dem Gelände verteilten Hütten sah. Nur zwei schienen unversehrt, der Rest war zerstört.
    »Verflucht noch mal.« Macro starrte die Ruinen an. »Was ist da passiert?«
    »Ein Erdbeben«, sagte Sempronius. »Das habe ich schon mal erlebt, als ich noch Tribun in Bithynien war. Die Erde bebte, und es lag ein dumpfes Dröhnen in der Luft. Es dauerte eine ganze Weile an, und zahlreiche Gebäude stürzten ein. Die Bewohner wurden zerquetscht und unter dem Schutt begraben.«
    Bei der Erinnerung schauderte er. »Es gab Hunderte Tote …«
    »Aber wenn das ein Erdbeben war, weshalb waren dann auch wir hier draußen auf dem Meer betroffen?«
    »Das weiß ich nicht, Macro. Das Tun der Götter entzieht sich menschlichem Begreifen.«
    »Mag sein«, bemerkte Cato. »Aber wenn das Landbeben stark genug war, könnte es sich doch durchs Wasser bis zum Schiff fortgepflanzt haben?«
    Die drei Männer blickten zu den zerstörten Sklavenunterkünften hinüber, die allmählich in der Ferne entschwanden, da die Horus sich stetig von der Küste entfernte. In den Ruinen war ein Feuer ausgebrochen, wahrscheinlich in der Küche, wo die Abendmahlzeit zubereitet wurde. Flammen loderten in die Dunkelheit empor und erhellten die fassungslosen Überlebenden. Eine Handvoll Leute grub im Schutt verzweifelt nach Verschütteten. Cato schüttelte mitfühlend den Kopf.
    »Den Göttern sei Dank, dass wir auf hoher See waren. Ich möchte jetzt nicht an Land sein. Zumindest dafür solltest du dankbar sein, Macro.«
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Macro leise. »Wie kommst du darauf, die Götter wären schon mit uns fertig?«
    »Achtung, Deck!«, rief jemand von oben. »Kapitän, schau!«
    Der unterhalb der Mastspitze rittlings auf der Rah sitzende Ausguck zeigte entlang der Küste nach Westen.
    »Ich erwarte eine korrekte Meldung!«, brüllte der Kapitän nach oben. »Was siehst du?«
    Nach kurzer Pause antwortete der Seemann ängstlich: »Ich weiß nicht, Herr. So etwas habe ich noch nie gesehen. Eine Linie, eine Art Wand, direkt im Meer.«
    »Unsinn, Mann! Das ist ausgeschlossen.«
    »Herr, ich schwöre, genauso sieht es aus.«
    »Idiot!« Der Kapitän trat an die Reling, schwang sich in die Webeleinen und kletterte zum Ausguck hoch. »Also, du Tölpel, wo ist denn nun die Wand?«
    Der Mann deutete zum Horizont, in den verblassenden Sonnenuntergang. Der Kapitän musste blinzeln und konnte zunächst kaum etwas erkennen. Doch als seine Augen sich auf die ferne Helligkeit eingestellt hatten, sah auch er es. Ein schwaches Glitzern reflektierten Sonnenlichts am Horizont, über einem dunklen Band, das sich vom Meer bis zur kretischen Küste erstreckte. Wo es auf den Strand traf, wurde Gischt aufgeworfen.
    »Mutter des Zeus«, murmelte der Kapitän, von eiskalter Furcht gepackt. Der Ausguck hatte Recht gehabt. Unmittelbar vor der Horus war eine Wand, eine Wand aus Wasser. Eine gewaltige Flutwelle raste entlang der Küste direkt auf das Schiff zu, nur noch zwei oder drei Meilen entfernt und schneller als selbst die schnellsten Pferde.

kapitel 2
    E ine Flutwelle?« Catos Augen weiteten sich. »Wie hoch?«
    »So hoch wie eine verfluchte Klippe«, antwortete der Kapitän. »Und sie nähert sich uns parallel zur Küste.«
    »Dann müssen wir den Kurs ändern«, sagte Sempronius. »Ihr ausweichen.«
    »Dazu reicht die Zeit nicht mehr. Außerdem erstreckt sich die Welle, so weit das Auge reicht. Wir können ihr nicht ausweichen.«
    Der Senator und die Centurionen musterten fassungslos den Kapitän, dann sagte Sempronius: »Und was nun?«
    »Was wohl?« Der Kapitän lachte krächzend. »Wir sprechen unsere Gebete, nehmen voneinander Abschied und warten, bis die Welle uns erreicht.«
    Cato schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen etwas unternehmen, um das Schiff zu retten.«
    »Glaub mir, wir können nichts tun«, sagte der Kapitän düster. »Du ahnst gar nicht, wie hoch das Ding ist. Aber bald wirst du es merken.«
    Alle Blicke wandten sich zum Horizont, und nun machte auch Cato dort eine Art dunklen Schatten am Rand der Welt aus, vorerst nur eine schmale Linie, die gar nicht bedrohlich wirkte. Er musterte sie kurz, dann wandte er sich wieder an den Kapitän. »Du hast doch schon Stürme abgewettert, oder?«
    »O ja. Stürme sind eine Sache. Eine Flutwelle ist was anderes.

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