Cato 09 - Gladiator
willst du das wissen?«, fragte Polokrites herausfordernd.
»Ganz einfach. Vor einigen Tagen haben sich die Garnison und die Einwohner von Matala den Aufständischen ergeben, und jetzt sind alle tot.«
Einen Moment lang herrschte bestürztes Schweigen, dann sagte einer der Stadträte: »Tot? Alle tot? Woher weißt du das?«
»Ajax hat es uns selbst gesagt.« Sempronius deutete auf Macro. »Er hat uns die Köpfe der Soldaten von der Zwölften Hispania mitgebracht. Deren Befehlshaber hat alles bestätigt, dann wurde auch er vor unseren Augen niedergemacht. Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr euch selbst vergewissern, sobald es hell ist. Ajax hat den Wagen mit den Köpfen vor dem Haupttor stehen lassen. Nach eigener Aussage wollte er uns und Rom seine Entschlossenheit beweisen. Vielleicht wollte er auch alle Brücken hinter sich abbrechen, um seinen Anhängern klarzumachen, dass kein Weg mehr zurückführt. Schließlich haben sie die Einwohner einer ganzen Stadt massakriert. Von jetzt an heißt es für die Sklaven: entweder die Freiheit oder der Tod.«
»Nun, da er seine Entschlossenheit unter Beweis gestellt hat, muss er uns nicht mehr umbringen«, sagte Polokrites.
»Ich sehe das anders. Nach Matala braucht er sich vor den Folgen seines Tuns nicht mehr zu fürchten.« Sempronius dachte an die Wut und den Hass in den Augen des Gladiators, an sein grausames Vergnügen an Portillus’ Tod. »Ich würde sogar noch weiter gehen. Er hat Geschmack am Töten gefunden und hat ein unersättliches Verlangen, an seinen ehemaligen Herren Rache zu nehmen. Es wäre Wahnsinn, ihm zu trauen, und es würde an Selbstmord grenzen, wenn wir uns ihm ausliefern würden.«
»Was schlägst du stattdessen vor?« Polokrites breitete hilflos die Arme aus.
»Wir müssen Gortyna verteidigen. Wir dürfen seinen Forderungen nicht nachgeben.«
»Wie sollen wir Gortyna gegen eine solche Streitmacht verteidigen?«, wandte Polokrites sich an Macro. »Du bist hier der Soldat. Wie stehen unsere Chancen, die Stadt zu halten?«
Macro schaute hoch. »Etwa so gut wie die, zu überleben, wenn die Aufständischen uns als Geiseln nehmen.«
Dem Griechen sackte die Kinnlade herab, dann wandte er sich an seine Begleiter. »Habt ihr das gehört? Die Lage ist hoffnungslos.«
»Sie ist nicht hoffnungslos«, entgegnete Macro scharf. »Das habe ich nicht gesagt. Das hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der Gegner verfügt über mehr Kämpfer als wir, aber ihre Ausrüstung ist schlecht, und sie sind keine ausgebildeten Soldaten. Sie haben keine Belagerungsmaschinen und müssen die Angriffstechnik von Grund auf lernen. In Anbetracht der Länge der Stadtmauer, die wir verteidigen müssen, und des Umstands, dass Teile davon aufgrund der überstürzten Ausbesserungsarbeiten geschwächt sind, könnte die zahlenmäßige Übermacht durchaus den Ausschlag geben. Aber wenn wir so lange standhalten, bis Cato mit dem Entsatz eintrifft, haben wir gewonnen.«
»Und wie groß ist die Aussicht, dass dein Freund Ägypten erreicht?«
Macro hatte da so seine Zweifel. Der Weg zum Fischerhafen war gefährlich, und dann musste Cato zur afrikanischen Küste segeln, wo Piraten Jagd auf Handelsschiffe machten. Und wenn er Alexandria erreichte, hatte er immer noch den Rückweg vor sich. Macro atmete zischend aus. »Centurio Cato …« Er stockte und blickte Sempronius an. »Ich meine, Tribun Cato ist einer der einfallsreichsten Offiziere der römischen Armee. Wenn jemand nach Alexandria durchkommen und uns die benötigte Verstärkung beschaffen kann, dann er.«
»Ich verstehe.« Polokrites ließ nicht locker. »Und was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis er mit einer Streitmacht zurückkehrt, die in der Lage ist, den Gladiator und dessen Anhänger zu vernichten?«
»Schwer zu sagen.« Macro schürzte die Lippen. »Frühestens in zehn Tagen, wahrscheinlich dürften es aber eher zwanzig werden.«
Polokrites musterte ihn einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und lachte glucksend. »Ich weiß nicht warum, aber ich finde das nicht gerade ermutigend.«
Er erhob sich und wandte sich an die anderen Stadträte. »Es gibt eine weitere Möglichkeit, Gortyna und dessen Bewohner zu retten.«
»Dann raus mit der Sprache«, sagte Sempronius. »Wir alle brennen darauf, von dir die Lösung unseres Problems zu erfahren.«
Polokrites überhörte ihn geflissentlich und wandte sich immer noch an seine Begleiter. »Ajax weiß, dass er viele Hundert oder gar Tausende seiner Männer
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