Cato 09 - Gladiator
sobald du wieder da bist.«
»Ja, Herr.« Macro nickte, und Sempronius ließ seinen Arm los. Als Macro zur Tür ging, trat Julia vor und umarmte ihren Vater. Er drückte sie an sich. Dann wandte sie sich ab und eilte hinaus, ohne sich umzusehen.
Sempronius lauschte dem leisen Geklapper ihrer Sandalen, das gleich darauf im Gepolter von Marcos Nagelstiefeln unterging. Als sie ins Freie traten, verstummte das Geräusch. Er atmete tief durch, um des Abschiedsschmerzes Herr zu werden, und blickte zu den flackernden Lagerfeuern der Aufständischen hinüber.
»Cato, mein Junge«, flüsterte er, »lass uns bitte nicht im Stich.«
kapitel 21
I m Morgengrauen weckte Yannis Cato und deutete auf eine Rauchsäule am Horizont. Die ägyptische Küste zu ihrer Rechten war zwei Meilen entfernt, ein flacher Landstreifen, an dem sich hin und wieder eine Ansammlung von Hütten und Fischerbooten abzeichnete. Seit sie in Darnis Trinkwasser aufgenommen hatten, segelten sie an der Küste entlang. Es gab keine Küstenstraße, und man hatte Cato geraten, die Reise zu Wasser fortzusetzen. Nachdem er die Grundlagen des Segelns erlernt hatte, wechselte er sich mit Yannis am Ruder ab, während die anderen Römer sich bemühten, sich auf dem kleinen, beengten und stinkenden Fischerboot möglichst klein zu machen. Bislang hatten sie gutes Wetter gehabt und kamen dank des Westwinds zügig voran. Da sich nachts der Mondschein glitzernd auf dem Wasser spiegelte, hatte kein Grund bestanden, nach dem Zwischenaufenthalt in Darnis allabendlich an Land zu gehen. Obwohl sie gut Strecke machten, war Cato voller Sorge und dachte ständig an seine Freunde, die in Gortyna zurückgeblieben waren. Er hatte gerade gedöst und wieder einmal an Julia gedacht, als Yannis ihn an der Schulter rüttelte. Er wirkte belustigt, so dass Cato sich fragte, ob er im Schlaf gesprochen hatte.
»Ja, was ist?«
»Der Leuchtturm ist in Sicht. Ich dachte mir, das solltest du wissen.«
Cato richtete sich ungelenk auf und federte mit gespreizten Beinen die Bewegungen des Bootes ab. Gleich darauf hatte er die Rauchsäule und das goldene Funkeln an ihrem Ursprung entdeckt. »Wie weit ist es noch?«
»Es heißt, man könne die Spitze des Leuchtturms aus zwanzig bis dreißig Meilen Entfernung sehen. In meiner Soldatenzeit war ich einige Male in Alexandria. Siehst du das Gefunkel? Das kommt von einem gebogenen, polierten Stück Messing. Tagsüber spiegelt sich die Sonne darin und nachts die Flammen des Feuers, das oben im Leuchtturm brennt.«
Cato hatte vom großen Leuchtturm von Alexandria gelesen und war ganz gespannt, dieses architektonische Wunder mit eigenen Augen zu sehen. Soviel er wusste, war der Leuchtturm nur eines von mehreren Wahrzeichen der Stadt, die vom größten General der Geschichte gegründet worden war. Außerdem lebten in Alexandria die hellsten Köpfe der Welt, herbeigelockt von der großen Büchersammlung der Großen Bibliothek. Sollte sich ihm eine Gelegenheit bieten, wollte Cato sich die Stadt ein wenig ansehen.
Mit geblähtem Segel rauschte das Fischerboot bei steifer Brise durch die Wogen, und als die Sonne höher stieg, regten sich auch die anderen Römer und betrachteten das ferne Bauwerk, das am Horizont allmählich größer wurde. Die Stunden verstrichen, und Cato setzte seine Filzmütze auf und klappte die Krempe herunter, damit er nicht geblendet wurde. Zur Mittagszeit waren der Hafen und die dahinter ausgebreitete Stadt bereits gut zu sehen. In der Mitte Alexandrias lagen die verschiedenen Tempelanlagen, die Märkte, Plätze und die Große Bibliothek, gewaltige Bauwerke, die der Stadt, die beinahe ebenso viele Einwohner hatte wie Rom, würdig waren. Yannis zeigte auf die beiden Häfen. Der näher gelegene musste wegen der Untiefen und Felsen beiderseits der Einfahrt vorsichtig angesteuert werden. Zahlreiche Schiffe lagen dort vor Anker oder hatten am Kai festgemacht, wo zwergenhafte, mit Fracht beladene Menschen zwischen den Schiffen und der langgestreckten Reihe der Lagerhäuser hin und her wuselten.
Yannis steuerte das Boot um die Insel Pharos herum auf den zweiten, kleineren Hafen zu. Erst jetzt, da sie sich dem Leuchtturm am Ende der Insel näherten, erfasste Cato die wahre Größe des Bauwerks, das auf Anweisung des zweiten Ptolemäers erbaut worden war. Ein quadratischer Sockel mit Mauern und niedrigen Türmen diente als Plattform für den eigentlichen Turm, der über vierhundert Fuß hoch in den Himmel ragte. Die erste Ebene war
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