Cato 09 - Gladiator
langsam die Arme, ganz locker, die linke Hand oben für den Fall, dass er seinen Männern das Zeichen zum Einsatz geben wollte.
»Gleich. Sag mir erst, was das für ein Gefühl ist, für das alles verantwortlich zu sein.« Ajax schwenkte ausholend den Arm. »Für all das Blutvergießen, das der Aufstand mit sich gebracht hat. Die Schuldgefühle rauben dir bestimmt den Schlaf.«
Cato ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort, dann sagte er mit Nachdruck: »Du trägst die Schuld daran, Ajax. Für die Vergeltung, die Rom an deinen Anhängern üben wird, bist du verantwortlich, nicht ich. Wenn du jetzt kapitulierst und mir die Geiseln übergibst, gebe ich dir mein Wort darauf, dass ich für deine Gefolgsleute um Nachsicht bitten werde.«
»Werde ich dann das gleiche Schicksal erleiden wie mein Vater?«
»Gewiss. Wie sollte es anders sein, nach allem, was du getan hast?«
»Sehr großzügig.« Ajax lachte trocken auf. »Du solltest einen Teil der Ehre für dich beanspruchen.«
»Ach, wirklich?«
»O ja. Weißt du, an dem Tag, als du und dein Freund einen Sklaven aus mir gemacht habt, habe ich Rache geschworen. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass es irgendwann dazu kommen würde, aber der Gedanke daran hat mich am Leben erhalten und dafür gesorgt, dass ich einen klaren Kopf behalten habe, während so viele andere in der Arena ihr Leben gelassen haben. Das habe ich dir zu verdanken. Dir …« Er zeigte auf Catos Brust. »Du warst es, der den Aufstand erst möglich gemacht hat, und du wirst der Anlass für Roms Demütigung sein. Und … ja!« Ajax’ Augen blitzten, und er lächelte. »Du wirst dir auch die Qualen zuschreiben müssen, die du erleiden wirst. Aber ich greife vor.« Er stockte und zog einen roten Stoffstreifen unter seiner Tunika hervor. »Ich habe beschlossen, dir meine Entschlossenheit zu demonstrieren, Römer. Damit du siehst, dass es mir ernst ist, und um dich vor überstürzten Aktionen abzuhalten.« Er drehte sich um und deutete auf die angelandeten Schiffe. »Siehst du das Schiff dort an der Seite, das ein Stück abseits von den anderen liegt?«
Cato nickte.
»Gut. Schau hin.« Ajax streckte den Arm aus und schwenkte den roten Stoffstreifen langsam hin und her, so dass er sich im schwachen Wind bauschte. An Deck des Getreideschiffs beantwortete jemand das Zeichen, dann funkelte etwas auf, und Cato bemerkte eine kleine Rauchfahne. Während eine Handvoll Männer vom Bug auf den Strand herunterkletterten, schoss eine Flammenzunge aus der Frachtluke. Bald darauf stand das ganze Schiff in Flammen, und eine Rauchwolke wogte über dem Deck. Ajax wandte sich zu Cato um. »So. Alle verbliebenen Schiffe können auf mein Zeichen hin unverzüglich in Brand gesetzt werden. Das solltest du bedenken, bevor du versuchst, die Getreideflotte mit einem Überraschungsangriff in deinen Besitz zu bringen. Und jetzt zu meinen Forderungen.« Ajax zählte sie an den Fingern ab. »Erstens, du sagst dem Statthalter, er soll im Namen Kaiser Claudius’ und des Senats die Freilassung aller kretischen Sklaven verkünden. Bevor du Einwände erhebst: Ich weiß, dass er dazu ermächtigt ist. Ob die Römer die Proklamation anerkennen, interessiert mich nicht. Bis dahin werden ich und meine Anhänger längst woanders sein. Sollte der Statthalter die Erklärung nicht binnen fünf Tagen abgeben, werde ich damit beginnen, die Schiffe zu zerstören. Zweitens, wenn die Proklamation unterzeichnet und besiegelt vom Statthalter persönlich übergeben wurde, werdet ihr mich und meine Anhänger an Bord der Schiffe gehen und ungehindert aus der Bucht hinaussegeln lassen. Sobald wir an einem sicheren Ort gelandet sind, werden wir euch die Schiffe übergeben.«
»Was sollte dich daran hindern, die Schiffe zu verbrennen, nachdem du dein Ziel erreichst hast?«
»Nichts.« Ajax lächelte. Du musst mir vertrauen.«
»Dir vertrauen?«
»Dir bleibt nichts anderes übrig. Und da ist noch etwas.« Ajax blickte Cato in die Augen, seine Lippen teilten sich zu einem eisigen Grinsen. »Ich kann mir vorstellen, dass du dir Gedanken über die Geiseln machst … über das Schicksal deiner Freunde.«
»Weshalb sollte ich das tun?«, entgegnete Cato gleichmütig. »Sie sind doch schon so gut wie tot.«
»Dein Gesicht verrät dich. Ich glaube, sie bedeuten dir weit mehr, als du jemals zugeben würdest. Wenn ich mich täusche, sollte meine letzte Forderung für dich am leichtesten zu erfüllen sein. Drittens, ich werde morgen bei
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