Cato 09 - Gladiator
schweifen.
»Der Angriff wird heute Nacht stattfinden, meine Herren. Jetzt sollten wir uns mit dem Angriffsplan befassen.«
Er nahm die Pergamentrolle mit dem Lageplan der Bucht in die Hand, den er am Vormittag angefertigt hatte. Er entrollte das Pergament auf dem Tisch und bat die Offiziere, näher zu treten.
»Das Lager der Aufständischen liegt am Ende der Bucht und wird landseitig von einem Palisadenzaun geschützt. Am Ende der Palisade befindet sich ein kleines Bollwerk, das die Flanke sichert, denn die ist am verwundbarsten. An der anderen Seite der Bucht, auf dieser Halbinsel, liegt Ajax’ Zelt. Ich glaube, man kann davon ausgehen, dass dort auch die Geiseln gefangen gehalten werden. Vor einem landseitigen Angriff ist er durch die Hauptmasse seiner Armee geschützt, von See her durch die Klippen und Felsen an der anderen Seite. Am Ende der Halbinsel befindet sich eine kleine Bucht mit Sandstrand, doch die ist gut bewacht und zu klein, um dort Soldaten abzusetzen.« Cato hielt inne und ließ den Offizieren Zeit, sich auf der Karte zu orientieren. »Unser Ziel ist simpel. Wir müssen die Aufständischen daran hindern, die Getreideschiffe in Brand zu setzen.«
»Dies ist so gut wie unmöglich, Herr«, wandte Fulvius ein. »Wir haben drei Möglichkeiten: Entweder wir greifen von Land her an oder vom Meer, oder von beiden Seiten. Das Problem dabei ist, dass die Aufständischen uns kommen sehen. Bei einem Angriff von der Landseite her müssen wir erst mal die Palisade überwinden. Wenn wir vom Meer aus angreifen, werden die Wachposten die Schiffe bemerken, bevor sie die Bucht erreicht haben, obwohl der Mond heute Nacht nicht scheint. In beiden Fällen sind sie vorgewarnt und haben ausreichend Zeit, die Schiffe in Brand zu setzen.«
Cato nickte. »Du hast Recht. Jeder konventionelle Angriff, ob von Land oder von See aus, ist zum Scheitern verurteilt. Somit bleibt uns nur eine Option.«
Er beugte sich vor und tippte auf die Landkarte, auf das Ende der Bucht, nicht weit entfernt von der offenen See.
Balbus zog die Stirn kraus. »Dort? Was hätten wir davon? Das ist über eine Meile vom Ende der Palisade entfernt.«
Centurio Fulvius schürzte die Lippen. »Was genau hast du vor, Herr?«
»Wenn wir weder von Land noch von See her angreifen können, müssen wir den Angriff in der Bucht starten. Auf eine Attacke aus dieser Richtung sind die Aufständischen nicht gefasst.«
Die Idee dazu war Cato schon eher gekommen. Der Plan war sehr riskant, und alles hing von der zeitlichen Abstimmung ab. Wenn es schlecht lief für die Soldaten, würden nur wenige mit dem Leben davonkommen. Am schlimmsten dabei war, dass Cato nicht umhin könnte, den Angriff persönlich zu leiten, und das schloss eines der wenigen Dinge im Leben ein, vor denen er sich fürchtete, nämlich Schwimmen. Er straffte sich und fasste Fulvius in den Blick. »Ich werde zwei Gruppen von Soldaten zur Bucht führen. Wir nehmen leichte Waffen mit und schwimmen direkt auf das Lager der Aufständischen zu, bis wir uns gegenüber den gestrandeten Schiffen befinden. Dann teilen wir uns auf. Die eine Gruppe nähert sich den am Strand liegenden Schiffen, die andere unter meiner Führung denen, die am Ende der Bucht miteinander vertäut sind. Die Entfernung ist in beiden Fällen etwa die gleiche, deshalb ist zu erwarten, dass wir zum gleichen Zeitpunkt angreifen werden. Wir nehmen die Schiffe ein und werfen den Brandstoff über Bord, dann gebe ich das Zeichen für den Hauptangriff. Die Legionärsabteilung nimmt die Schanze ein und rollt die Flanke auf. Die Hilfseinheiten verteidigen das Lager und vereiteln jeden Fluchtversuch. In der Zwischenzeit« – Macro wandte sich Balbus zu – »biegt dein Geschwader um die Landspitze und steuert das Ende der Bucht an, wo du die Marinesoldaten absetzt, welche die Legionäre unterstützen werden.«
»Herr, das ist Wahnsinn!«, protestierte Balbus. »Du verlangst von deinen Männern, dass sie mit ihren Waffen zwei Meilen weit schwimmen, die Schiffe entern und die Besatzung überwältigen. Was ist, wenn die Aufständischen starke Kampfeinheiten an Bord stationiert haben? Wenn Ajax die Getreideflotte braucht, um Rom eine Vereinbarung abzutrotzen, dürfte er sie auch ausreichend geschützt haben.«
»Ich habe mir die Schiffe heute Morgen angesehen«, sagte Cato. »An Bord war jeweils nur eine Handvoll Männer zu sehen. Wenn Ajax die Schiffe mit Brandstoff präpariert hat, braucht es nur wenige Leute, um das Zeug in Brand zu
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