Cato 09 - Gladiator
Autorität in Zweifel ziehst oder noch einmal die bewährten Abläufe missachtest, enthebe ich dich deines Amtes und schicke dich zurück nach Gortyna. Hast du mich verstanden?«
»Jawohl, Herr«, erwiderte Fulvius mürrisch.
»Ich verwarne dich nicht noch einmal«, knurrte Cato. »Und jetzt geh mir aus den Augen. Ich möchte, dass du die ersten drei Legionskohorten inspizierst und mir anschließend Meldung erstattest. Geh jetzt.«
Ein Anflug von Angst flackerte im Blick des Centurios. Er nahm Haltung an, salutierte und entfernte sich, um seine Befehle auszuführen. Cato blickte ihm kopfschüttelnd nach, dann wandte er sich um und ging zurück zu seinem Zelt. Dort blaffte er die Ordonnanzen an, sie sollten ihm Brot, Fleisch und verdünnten Wein bringen. Als er sich gesetzt hatte und zum gegnerischen Lager hinunterblickte, machte er sich Gedanken über die Pattsituation. Ajax hatte die Getreideflotte in seiner Gewalt und hatte es daher nicht nötig, die Römer anzugreifen, während Cato im Falle eines Angriffs den Verlust der Flotte riskierte. Außerdem musste er bedenken, dass die Zahl seiner Soldaten für einen Sieg möglicherweise nicht ausreichte. Die Zeit jedoch arbeitete für die Aufständischen, und Cato war sich bewusst, dass er um einen Angriff nicht herumkommen würde.
Als er den letzten Brotkanten in die Weinschale tunkte, fiel ihm im gegnerischen Lager eine Bewegung auf. Eine kleine Kolonne von Reitern kam aus der Ansammlung von Zelten und dem Dunst der Lagerfeuer hervorgeritten. Sie passierte die Postenkette und näherten sich über den Hang dem römischen Lager. Bald darauf verlor Cato sie hinter der Befestigung aus den Augen. Er erhob sich, holte Kettenweste, Helm und Schwert aus dem Zelt und ging zu der dem Rebellenlager zugewandten Befestigung. Als er dort ankam, hatte der wachhabende Centurio seine Männer in Alarmbereitschaft versetzt. Auf dem erhöhten Wehrgang verteilte sich eine Kohorte Legionäre und blickte den Reitern entgegen. Cato stieg die Leiter zu der über dem Holztor errichteten Plattform hoch. Fulvius erwartete ihn bereits und nickte ihm grüßend zu.
»Sieht so aus, als wollten die Aufständischen verhandeln«, sagte Fulvius.
Die Reiter waren zu zehnt, ausgestattet mit sauberen Tuniken, Schuppenpanzern und römischen Schwertern – erbeutet von Centurio Marcellus’ Soldaten. Ein Mann hatte eine lange Standarte mit hellblauem Stander dabei, die er langsam hin und her schwenkte, als er sich mit seinen Begleitern der Befestigung näherte.
»Schön, dass sie die Formalitäten einhalten«, brummte Fulvius. »Ganz wie eine richtige Armee, nicht wahr, Herr?«
»In unserer Ausrüstung sehen sie fast so aus.«
»Unsere Ausrüstung?« Fulvius’ Miene verdüsterte sich. »Oh, ich verstehe … Sollen unsere Soldaten sie mit Steinschleudern empfangen?«
»Nein«, erwiderte Cato entschieden. »Ihnen darf nichts geschehen. Die Aufständischen haben Geiseln.«
Fulvius zuckte mit den Schultern. »Falls sie noch leben, Herr.«
»Sie leben.«
Fünfzig Schritte vor dem Tor hielten die Reiter an, nur einer kam noch ein Stück näher. Er hatte die dunklen Gesichtszüge der Bewohner des Ostens, und er hatte ein Krummschwert umgeschnallt.
Fulvius legte die Hand an den Mund und rief: »Keinen Schritt weiter!«
Der Reiter zügelte gehorsam sein Pferd.
»Was willst du?«
»Unser General möchte euren Kommandanten sprechen. Hier, im Freien.«
»Weshalb? Sag uns, was er will, und verschwinde!«
Der Reiter schüttelte den Kopf. »Der General besteht auf einem Gespräch.«
»Zum Hades mit ihm«, brummte Fulvius und holte tief Luft, um eine Erwiderung zu brüllen.
»Warte!«, sagte Cato. »Lass die Männer auf der Brustwehr, aber beordere eine Reiterschwadron zum Tor, bewaffnet und angriffsbereit. Wenn ich die linke Hand hebe, schick sie raus. Aber nur dann, wenn ich das Zeichen gebe. Hast du verstanden?«
»Du willst doch nicht etwa da rausgehen?« Fulvius zog eine Braue hoch. »Scheiße, Herr. Das ist eine Falle. Sie werden dich niederhauen und sich davonmachen.«
»Weshalb sollten sie das tun?«
»Um die Soldaten zu demoralisieren. Schaltet man den Kommandanten aus, schwächt das die Kampfmoral und bringt den Feldzug zum Stocken.«
»Wenn das eine Falle ist und sie mich töten, wirst du der neue Kommandant.« Cato musterte ihn offen. »Willst du damit sagen, du wärst der Aufgabe nicht gewachsen? Ich dachte, du wolltest den Posten haben. Vielleicht ist das die Gelegenheit für
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