Cato 09 - Gladiator
dich.«
Es sprach für Centurio Fulvius, dass er einen Anflug von Beschämung zeigte. Er fasste sich aber gleich wieder und schüttelte den Kopf. »So nicht, Herr. Sei vorsichtig da draußen, verstanden?«
Lächelnd wandte Cato sich ab und stieg vom Turm hinunter. Unten angelangt, näherte er sich den Legionären am Tor. »Öffnet das Tor und haltet euch bereit, es wieder zu schließen, wenn ich es euch befehle.«
Während die Männer den Riegel beiseite schoben und die Torflügel nach innen schwenkten, rief Fulvius einen Offizier zu sich und befahl ihm, so schnell wie möglich eine Reiterschwadron zum Tor zu beordern. Cato blies die Wangen auf, trat aus dem Tor und schritt zwischen den Gräben auf das offene Gelände hinaus. Die fremden Reiter beobachteten ihn schweigend. Als er etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, blieb Cato stehen und rief den Mann an, der mit ihm gesprochen hatte.
»Ich bin Tribun Cato, der Befehlshaber der römischen Streitmacht und der römischen Flotte. Wo ist euer General?«
Weiter hinten in der Gruppe entstand eine Bewegung. Einer der Reiter gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den sanft ansteigenden Hang hoch. Cato sog scharf die Luft ein und spannte die Muskeln an, ließ die Hand zum Schwertknauf sinken, hielt sie einen Moment in der Schwebe und legte sie dann auf den Oberschenkel. Er straffte sich und blickte dem Reiter herausfordernd entgegen. Im letzten Moment zügelte der Reiter sein Pferd, das weniger als zehn Fuß vor Cato zum Stehen kam und ihn mit einem kleinen Steinhagel überschüttete. Die Sonne stand hinter dem Rebellen, weshalb Cato blinzelnd die Augen beschirmte. Einen Moment lang schwiegen sie, dann lachte der Sklave, leise und drohend.
»Die Götter sind mir freundlich gesonnen, Römer. Sehr freundlich.«
»Ajax?« Cato bekam Herzklopfen.
»Wer sonst. Erinnerst du dich an mich?«
»Ja.«
»Erinnerst du dich auch an das, was du meinem Vater angetan hast, bevor du mich in die Sklaverei verkauft hast?«
»Ich erinnere mich, dass wir den Anführer einer Piratenbande hingerichtet haben.«
»Wir?«
Zu spät bemerkte Cato seinen Fehler. Macros Lage war auch so schon gefährlich genug, falls er denn überhaupt noch am Leben war. Er räusperte sich. »Die Flotte von Ravenna hatte den Auftrag, der Bedrohung durch Piraten ein Ende zu machen.«
»Seltsam, aber ich habe wohl etwas persönlichere Erinnerungen daran. Weißt du, zum Beispiel erinnere ich mich ganz, ganz deutlich an die Namen und Gesichter der beiden für die Hinrichtung meines Vaters verantwortlichen Offiziere, und sie waren auch dabei, als ich zusammen mit den anderen Überlebenden der Flotte meines Vaters in die Sklaverei verkauft wurde. Du warst einer der beiden Männer. Den anderen kennenzulernen hatte ich bereits das Vergnügen.«
Cato schnürte sich die Kehle zu. Er konzentrierte sich auf den vor ihm stehenden Mann und rang um Fassung. »Ich nehme an, deine Geiseln leben noch.«
»Ja. Für den Moment.«
»Steig vom Pferd«, sagte Cato im Befehlston. »Ich unterhalte mich nicht gern, wenn mich die Sonne blendet.«
»Meinetwegen, Römer.« Ajax schwang das Bein über den Pferderücken und ließ sich dicht vor Cato zu Boden gleiten, doch der Römer zuckte nicht einmal mit der Wimper. Jetzt, da er nicht mehr geblendet war, konnte er den Mann eingehend begutachten. Ajax trug eine schlichte Tunika und einfache Stiefel und hatte einen Schwertgürtel geschultert. Er war groß gewachsen, breitschultrig, von kräftiger Statur und jung, doch er hatte mehr Falten und Narben im Gesicht als der Knabe, an den Cato sich verschwommen erinnerte. Seine Augen waren auffällig: aufmerksam und umsichtig, was vermutlich auf seine Zeit als Gladiator zurückzuführen war. Ajax entging so leicht nichts, und er war in der Lage, im Handumdrehen auf jede Bedrohung zu reagieren.
»Ist es so besser?«, höhnte Ajax.
»Du wolltest mit mir reden«, entgegnete Cato mit ausdrucksloser Stimme. »Rede.«
»Ich komme zur Sache, wenn ich bereit dafür bin. Zunächst aber würde ich gern wissen, was du von der Situation hältst. Sie ist nicht gerade undramatisch, findest du nicht auch?«
»Deine Spielchen interessieren mich nicht, Sklave. Sag dein Sprüchlein auf und dann verzieh dich.«
»Sklave?« Ajax runzelte kurz die Stirn. »Nicht mehr. Spätestens dann nicht mehr, wenn euer Kaiser meine Forderungen erfüllt.«
»Dann nenn endlich deine Forderungen, anstatt mir die Zeit zu stehlen.« Cato verschränkte
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