Cato 09 - Gladiator
Macros letzte Bemerkung durch den Kopf gehen. Vielleicht fand sie in Ajax’ Zelt ja etwas, das sie als Waffe benutzen konnte, einen Gegenstand, den sie heimlich an sich bringen konnte. Wenn sich eine Möglichkeit ergab, würde sie versuchen, ihn zu töten, und dieser Gedanke löste ein flüchtiges Triumphgefühl aus. Auf einmal klopfte ihr vor freudiger Erregung das Herz in der Brust. Dann warf die Frau das Tuch beiseite und schob Julia einen Kamm ins Haar. Als die Frau die restlichen kleinen Knoten auskämmte, schrie Julia auf. Unwillkürlich wandte sie sich um und ohrfeigte die Alte. »Pass doch auf, Sklavin!«
Kaum waren die Worte heraus, bedauerte Julia auch schon ihren Ausbruch. Zornfunkelnd krümmte das Weib die Hände und bleckte die Zähne.
»Verfluchte Schlampe! Und du nennst mich eine Sklavin!« Ihr Hieb schleuderte Julia vom Hocker. Dann warf sie sich auf die nackte Römerin und schlug auf ihr Gesicht ein, während Julia sich mit den Armen zu schützen versuchte. Die Fausthiebe prasselten auf Schultern und Arme nieder. Das alte Weib war außer sich.
»Mutter! Das reicht«, rief der Aufpasser und trat auf sie zu. Er fasste die alte Frau bei den Handgelenken und hob sie hoch. »Ich habe gesagt, das reicht!«
Speichel spritzte von den Lippen der Alten, als sie knurrte: »Lass mich los! Ich bring sie um!«
»Nein, das wirst du nicht tun! Es sei denn, du willst dem General dafür Rede und Antwort stehen.«
Die Frau funkelte Julia an und versetzte ihr einen Tritt in den Bauch. Der Aufpasser zerrte sie weg und schüttelte sie. »Ich habe gesagt, es reicht, Mutter.«
Julia wälzte sich stöhnend auf die Seite, wobei sich ihr der lange, schmale Griff des Kamms in die Seite bohrte. Sie tastete danach und drückte ihn an die Innenseite ihres Unterarms.
»Du hast gehört, was sie gesagt hat!«, jammerte die Frau. »Dasselbe wie die Schlampe aus Gortyna. Du hast die Narben auf meinem Rücken gesehen. Du hast sie mit eigenen Augen gesehen.« Sie begann zu schluchzen und wurde ganz schlaff, so dass der Mann sie aufrecht halten musste. Zärtlich wiegte er sie in den Armen.
»Schon gut, Mutter. Es ist vorbei. Schhhh.« Er streichelte ihr das strähnige graue Haar.
»Was soll der Lärm?«
Ajax war aus dem Zelt getreten und näherte sich ihnen. Finster musterte er die drei um den Trog versammelten Gestalten. »Was geht hier vor? Hoch mit dir!«, fauchte er Julia an, dann wandte er sich dem alten Weib und dem Aufpasser zu, der ihm mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht entgegensah. »Ich höre.«
»Die Römerin hat Schuld, General«, erklärte der Mann. »Sie hat meine Mutter so lange gereizt, bis sie zugeschlagen hat. Ich musste die beiden trennen.«
Ajax musterte sie kurz, dann sah er Julia an, die sich gerade hochrappelte. Er schwelgte im Anblick ihres sauberen Körpers. »Die Römer können nicht anders. Sie bringen bei jedem das Schlechteste zum Vorschein. Aber keine Sorge.« Ajax wandte sich an die Alte. »Wenn sie dich geärgert hat, wird sie heute Nacht dafür bezahlen. Wenn ich mit ihr fertig bin, kannst du mit ihr tun, was du willst. Aber lass sie am Leben, verstanden?«
Die alte Frau nickte freudig.
Ajax schnippte mit den Fingern. »Dann mach sie fertig und gib ihr etwas zum Anziehen. Etwas Hübsches, Römisches. Ich freue mich schon darauf, sie zu schänden.« Er trat vor Julia hin und fasste ihr ans Kinn. Als sein Arm ihre Brust streifte, schoss ihm die Lust in die Lenden. Julia erwiderte trotzig seinen Blick.
Ajax lachte grausam auf. »Die Hochnäsigkeit wird dir noch vergehen, bevor die Nacht um ist. Das verspreche ich dir. Du wirst um Gnade flehen.«
»Eher sterbe ich.«
»Das glaube ich dir, aber so leicht wirst du deiner Strafe nicht entgehen.«
»Strafe?« Julia runzelte die Stirn. »Womit habe ich das hier verdient?«
Ajax nahm seine Hand fort und trat einen Schritt zurück. »Du wurdest als Römerin geboren.« Er wandte sich zu den anderen um. »Macht sie so schnell wie möglich fertig. Sobald sie angekleidet und parfümiert ist, bringt sie zu mir.«
»Ja, General.« Der Aufpasser neigte den Kopf.
Als Ajax zum Zelt schritt, lachte das alte Weib glucksend auf und näherte sich Julia mit einem Grinsen, bei dem ihr das Blut in den Adern gefror. »Die Narben auf meinem Rücken sind nur ein Klacks im Vergleich zu den Verletzungen, die er dir zufügen wird.«
Nach zwei Stunden im Wasser begann Cato zu zittern. Wenn er mit seiner Schätzung richtig lag, hatte er anderthalb Meilen
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