Cato 09 - Gladiator
gut. Gaius Petronius. Wir haben zusammen am Rhein gedient. Petronius war Reitertribun – ein guter Mann. Ihn könnte ich fragen, aber die Aussichten, dass wir aus dieser Ecke Nothilfe bekommen, stehen schlecht. Rom hat Vorrang und alleinigen Anspruch auf das ägyptische Getreide. Die Wahrheit ist, wir müssen einstweilen mit dem auskommen, was wir haben. Das heißt, du musst unsere Vorräte genau im Auge behalten.«
»Wohl wahr. Ich könnte bei der Buchführung Unterstützung gebrauchen, Herr. Vielleicht könntest du ein paar Schreiber abstellen.«
»Daran mangelt es mir selbst. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.«
Julia senkte den Teller und wandte sich auf dem Diwan herum. »Wie wär’s mit mir, Vater? Ich könnte Cato helfen.«
»Du?« Sempronius runzelte die Stirn.
»Warum nicht? Ich bin von den besten Lehrern Roms unterrichtet worden. Die Buchführung sollte mir leichtfallen.«
»Daran habe ich keinen Zweifel, aber ich habe die Lehrer nicht dafür bezahlt, dass du am Ende die Arbeit eines niederen Schreibers verrichtest.«
»Das kann ich mir denken.« Julia lächelte durchtrieben. »Aber wie steht es nun damit, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen sollen? Das betrifft in dieser Lage doch wohl uns alle, oder? Damit würden wir den Einheimischen zeigen, dass die Römer, und stammen sie aus noch so gutem Hause, ihre Last mit ihnen teilen. Ein schlauer politischer Winkelzug.«
Sempronius musterte sie einen Moment, dann schüttelte er reumütig den Kopf. »Meine Herren, wenn ich euch einen Rat geben darf: Schafft euch keine Kinder an. Und wenn sich das nicht vermeiden lässt, verhätschelt sie wenigstens nicht, sonst wachsen sie euch irgendwann über den Kopf.«
»Darauf trinke ich!« Macro lachte, setzte einen Weinkelch an und leerte ihn in einem Zug zur Hälfte.
Julia runzelte die Stirn. »Habe ich es dir gegenüber jemals an Respekt mangeln lassen, Vater?«
»Also, jetzt, wo du’s sagst …«
Sie fixierten einander einen Moment, dann brachen sie in Gelächter aus. Julia versetzte ihm einen Klaps auf den Arm, dann nahm sie sich einen Apfel. »Manchmal erinnerst du mich sehr an Mutter. Bei den Göttern, wie sie mir fehlt.«
Er schlug die Augen nieder und hüstelte, dann hob er den Becher und hielt ihn Macro hin. »Schenk nach, Centurio. Lass uns anstoßen.«
Als ihre Becher klirrend zusammenstießen, wandte Julia sich an Cato, ergriff seine Hand und streichelte sie lächelnd mit dem Daumen. »Jedenfalls können wir jetzt mehr Zeit miteinander verbringen, als es sonst der Fall wäre.«
»Das können wir, solange unsere Pflichten nicht darunter leiden.«
»Nenn es wie du willst«, flüsterte sie und lachte auf, als Cato verlegen auf dem Polster hin und her rutschte.
Sempronius wandte den Kopf. »Was ist, mein Kind?«
»Nichts, Vater. Nur ein kleiner Scherz.«
»Verstehe.« Sempronius musterte Cato. »Achte darauf, dass sie sich ordentlich ins Zeug legt.«
»Jawohl, Herr.«
Es entstand ein längeres Schweigen, dann wandte der Senator sich wieder Macro zu. »Wie kommen die Soldaten voran?«
Kaum hatte er den Befehl über die in Gortyna verbliebenen Streitkräfte übernommen, setzte Macro ein rigoroses Übungsprogramm für die Hilfskräfte an. Sempronius hatte zunächst geargwöhnt, das sei Zeitverschwendung. Die Männer wurden gebraucht, um auf den Straßen und im Flüchtlingslager für Ordnung zu sorgen und den Freiwilligen und den wenigen verbliebenen Sklaven dabei zu helfen, die Trümmer beiseite zu räumen und die Häuser, die Abwasserkanäle und das kleine Aquädukt instandzusetzen, das die Stadt mit Wasser versorgte. Macro aber hatte den tollkühnen Angriff auf den Provianttransport noch in zu deutlicher Erinnerung und bestand darauf, die Männer so schnell wie möglich in eine kampfbereite Verfassung zu bringen. Zu diesem Zweck hatte er die Zehnte Mazedonische in zwei Gruppen geteilt, die abwechselnd in der Stadt arbeiteten und auf dem Exerzierplatz außerhalb von Gortyna trainierten.
Macro überlegte einen Moment, bevor er antwortete. »Um die Wahrheit zu sagen, sind die Burschen von der Zehnten durchaus willig und haben eine gute Moral, was in Anbetracht der Umstände erstaunlich ist. Das Problem ist, dass sie zu lange Garnisonsdienst verrichtet haben und dabei verweichlicht sind. Kaum ein Mann ist imstande, mit voller Ausrüstung fünfzehn Meilen weit zu marschieren und am Ende des Tages ein befestigtes Lager zu errichten. Die Formationsänderungen dauern zu lange und werden
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