Cato 09 - Gladiator
Plotius befahl seinen Männern vorzurücken. Wenn Cato nicht standhielt, würde das Tor sich wieder schließen, bevor sie es erreichten. Er schluckte nervös und schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte Cato. »Lauf du doch weg.«
»Was?« Der Wachsoldat schaute überrascht hoch, dann bleckte er die Zähne und stürmte vor. Als er sich in Reichweite befand, wollte er Cato das Schwert in den Bauch rammen, doch der wich behände aus und stöhnte auf, als der Schmerz durch sein verletztes Bein zuckte. Die Klinge stieß ins Leere. Als der Wachsoldat sein Schwert zurückriss, stach Cato zu. Es war ein verzweifelter Angriff, und der Dolch prallte klirrend gegen das Schwert. Der Soldat zog die Waffe zurück und holte in weitem Bogen aus. Cato blieb nichts anderes übrig, als in die Knie zu gehen und sich unter die vorbeischwirrende Klinge zu ducken. Der Soldat hatte seine ganze Kraft in den Hieb gelegt, und aufgrund des Schwungs der Klinge schwenkte sein Arm herum, so dass er vorübergehend aus dem Gleichgewicht geriet. Cato warf sich vor, zielte auf den gestiefelten Fuß des Mannes und spürte, wie der Dolch erst die Lederriemen und dann Fleisch und Knochen durchtrennte. Der Soldat schrie auf, während Cato den Dolch aus der Wunde riss, sich zur Seite warf, abrollte und gleich wieder auf die Beine sprang.
Blut strömte aus dem Stiefel des Soldaten, der mit den Augen rollte und vor Wut und Schmerzen brüllte. Dann richteten sich seine geweiteten, flackernden Augen auf Cato. Mit einem Aufschrei taumelte er vor und fuchtelte zornig mit dem Schwert. Cato war sich bewusst, dass er bei einem Treffer entweder schwer verletzt oder gar getötet werden würde. Mit dem Dolch versuchte er, die Hiebe zu parieren. Der erste Hieb ging daneben, doch der zweite, ein tückischer Rückhandschlag, traf den Dolch mit solcher Wucht, dass er Cato entrissen wurde, in hohem Bogen durch die Luft flog und klirrend auf dem Pflaster landete.
»So, du halbe Portion«, knurrte der Mann und drückte Cato gegen das Tor. »Zeit zum Sterben.«
Vom Tor her ertönten laute Rufe, und mehrere Männer wandten die Köpfe. Nach einer Weile stockte Glabius und blickte nach links. Macro piekte ihn in den Hintern.
»Red weiter.«
Glabius japste und taumelte einen halben Schritt vor, dann fasste er sich wieder.
»Sorg dafür, dass sie abgelenkt werden«, zischte Sempronius. »Mach schon.«
Glabius nickte, atmete tief durch und bemühte sich, das Geschrei am Tor zu überhören. »Meine Freunde«, fuhr er fort, »ich möchte euch mitteilen, dass ich mich mit dem Senator beraten und mich bereiterklärt habe, um der Einheit und des Wohls unserer Leute willen auf das Statthalteramt zu verzichten. Ich salutiere vor Senator Gaius Sempronius, dem amtierenden Statthalter der Provinz Kreta!« Er reckte die geballte Faust. Es herrschte betroffene Stille. Seine Freunde und Gefolgsleute wirkten bestürzt, und einige rückten vor, um zu sehen, was am Haupttor los war. Dann trat einer der Leibwächter vor und zeigte mit dem Finger auf Glabius.
»Und wer wird uns in Zukunft bezahlen, hä?«
»Er hat Recht!«, rief ein anderer. »Dann sind wir alle arbeitslos.«
Eine einzelne Stimme übertönte das zornige Geschrei: »Wir sind auf den Fettsack nicht angewiesen! Wir wählen uns unseren Statthalter selbst! Es wird Zeit für ein bisschen Demokratie!«
Brüllendes Gelächter ertönte, und Glabius hob beschwörend beide Hände. »Ihr werdet tun, was ich euch sage! Ich werde euch bezahlen!«
»Das war einmal!«, rief ein anderer Mann, bückte sich, hob einen Stein auf, schleuderte ihn auf den Steuereintreiber und traf ihn an der Schulter.
»Autsch!« Glabius zuckte zusammen.
»Das wird nichts, Herr«, sagte Macro leise zum Senator. »Wenn wir noch länger hier bleiben, frisst uns die Meute bei lebendigem Leib.«
Cato fixierte die Spitze der funkelnden, tödlichen Klinge. Diesmal würde der Wachsoldat keinen Fehler machen. In der Ferne hörte er das Stiefelgepolter von Plotius’ Männern, die auf das offene Tor zustürmten. Auch der Wachsoldat hörte es und zögerte, warf einen Blick über die Schulter.
Cato hatte keine Zeit zum Nachdenken. Er handelte reflexhaft, warf sich nach vorn, duckte sich unter der Klinge hindurch, schlang dem Soldaten die Arme um die Beine und brachte ihn mit seinem Schwung aus dem Gleichgewicht. Der Wachmann taumelte einen Schritt zurück, doch er war kräftig gebaut und schaffte es, stehen zu bleiben. Wütend funkelte er Cato an. Die Klinge zeigte
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