Cato 09 - Gladiator
erreichten, war das Gelände vor dem Gebäude geräumt.
Plotius bemerkte die Schrammen, die Macro und Sempronius an den Armen davongetragen hatten. »Ihr seid verletzt.«
Sempronius schüttelte den Kopf. »Wir sind unversehrt. Das ist nichts Ernstes. Kümmere dich um die Gefangenen. Schaff sie so schnell wie möglich vom Akropolisgelände fort. Bring sie ins Amphitheater. Sie sollen die Nacht über schmoren, morgen lässt du sie dann frei. Mit Ausnahme von Glabius. Besorg ihm eine hübsche ruhige Einzelzelle.«
»Jawohl, Herr.« Plotius salutierte.
Cato drängte sich durch die Reihen der Hilfssoldaten und hielt Ausschau nach Macro. Als er seinen Freund entdeckt hatte, lächelte er und klopfte ihm auf den Arm.
»Ich habe gesehen, dass sie auf euch losgegangen sind. Einen Moment lang habe ich schon das Schlimmste befürchtet.«
»Das Schlimmste?« Macro schnaubte. Er war versucht, den Vorfall herunterzuspielen, doch dann blähte er die Wangen. »Scheiße, das war knapp.«
kapitel 14
I n den folgenden Tagen war Cato damit beschäftigt, die Verteilung der Nahrungsrationen an die Bewohner von Gortyna und die in den Ruinen und außerhalb der Stadtmauer kampierenden Flüchtlinge zu organisieren. Eine Inventur der in der Akropolis gelagerten Vorräte ergab, dass sich die Bevölkerung damit mindestens einen Monat lang ernähren ließ. Allmorgendlich verließen Wagen die Akropolis und fuhren zu den Ausgabestellen in der Stadt, wo die Rationen an die wartenden Menschenschlangen ausgeteilt wurden. Die Wagen wurden von Hilfssoldaten eskortiert, die auch dafür sorgten, dass alle Hilfsbedürftigen ihren gerechten Anteil bekamen.
Die Vorräte, die Glabius gehortet hatte, wurden konfisziert, und das verdorbene Getreide und Fleisch wurden außerhalb der Stadt in einer Grube verbrannt. Die Kaufleute hatten zunächst Einspruch erhoben, eine Entschädigung verlangt und damit gedroht, sich mit ihren Forderungen an Rom zu wenden. Cato hatte sie kühl aufgefordert, ihre Drohung wahrzumachen, und hinzugefügt, dass er seinerseits einen Bericht über die mit Glabius’ Einverständnis erfolgte Aneignung kaiserlichen Besitzes nach Rom schicken werde. Daraufhin hatten die Kaufleute einen Rückzieher gemacht, und einige hatte eingedenk der harten Strafen, die der Kaiser in solchen Fällen zu verhängen pflegte, sogar angeboten, das kleine Vermögen zurückzuzahlen, das sie mit dem Verkauf der überteuerten und verdorbenen Nahrungsmittel gemacht hatten.
Außerdem hatte Cato schlagkräftige Patrouillen mit dem Auftrag, nach Nahrungsmitteln zu suchen, zu den Feldern der Südebene entsandt. Da die Vorräte von Tag zu Tag schwankten, benötigte er Hilfe bei der Erfassung des Verbrauchs und des Nahrungsmittelnachschubs, und eines Abends, als Sempronius in seinem neuen Hauptquartier in der Akropolis speiste, erklärte Julia sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Wie üblich waren außer dem Senator und seiner Tochter auch noch Cato und Macro zugegen, die auf Diwanen vor dem niedrigen Tisch saßen. Sempronius und Julia saßen nebeneinander, Macro zur Linken des Senators und Cato zu Julias Rechten. Die Speisen waren schlicht, denn der Senator fühlte sich verpflichtet, die Entbehrungen der Bewohner von Gortyna bis zu einem gewissen Grad zu teilen. Die wenigen Gerichte, welche die verbliebenen Küchensklaven gekocht hatten, waren so kunstvoll angerichtet wie bei einem großen Bankett und wurden von Macro mit großem Behagen verspeist.
»Köstlich!« Lächelnd leckte er sich Fleischsoße von den Lippen und setzte eine kleine Schale mit geschnetzeltem Schweinefleisch in Honiggarum ab. »Ich könnte die ganze Nacht weiteressen.«
»Das gilt vermutlich auch für die Menschen dort draußen«, bemerkte Sempronius, bedächtig kauend. »Deshalb müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen, das sollte ein so erfahrener Centurio wie du eigentlich wissen.«
»Tja.« Macro sog zischend Luft durch die Zähne. »Alles eine Frage des Zeitpunkts und des Ortes.«
»So ist es.« Sempronius schluckte und bedachte die Lage. »Wir brauchen mehr Nahrungsmittel, und zwar bald.«
»Was ist mit Ägypten?«, sagte Cato. »Dort gibt es doch bestimmt mehr als genug Getreide?«
Sempronius nickte. Die Felder am Ufer des Nil waren berühmt für ihre hohen Erträge und zudem die Hauptnahrungsquelle für die Menschenmassen Roms, die sich an die kostenlosen Brotrationen, die der Kaiser verteilen ließ, inzwischen gewöhnt hatten. »Ich kenne den dortigen Legaten recht
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