Cato 09 - Gladiator
gefangengenommen, als sie sich unter einem Wagen am hinteren Ende der Kolonne versteckten. Sie haben keine Gegenwehr geleistet und die Schwerter weggeworfen. Und ich hab immer gedacht, die Centurionen sterben eher, als dass sie sich ergeben.«
Ajax musterte den römischen Offizier. »Stimmt das?«
Der Centurio senkte den Blick und nickte.
»Warum? Sag mir, weshalb du dich und die Männer, die dir unterstellt sind, entehrst.«
»Warum?« Der Centurio schaute unsicher hoch. »Wir waren besiegt. Weiterer Widerstand war sinnlos.«
»Feigling!«, rief Ajax. »Memme! Widerstand ist niemals sinnlos! Niemals. Deshalb stehe ich als Sieger da. Und du neigst demütig das Haupt. Du bist erniedrigt, Römer, und zwar vor allem deshalb, weil du die Schande dem Tod vorziehst. Diese Lektion habe ich gelernt, als Rom mich zum Sklaven gemacht hat.« Er hielt inne, grinste den Römer höhnisch an. »Das ist der Grund, weshalb die Sklaven euch besiegen werden, Römer. Sie wissen, dass die Freiheit das einzige Gut ist, um dessen willen es sich lohnt zu sterben. Aber du und diese Schweine hier, ihr habt euch entschieden, lieber eure Freiheit aufzugeben als zu sterben. Deshalb haben wir euch geschlagen. Deshalb werden wir jeden einzelnen Römer auf Kreta schlagen. Weil unser Wille stärker ist als der eure.«
Der Centurio erwiderte seinen Blick, eingeschüchtert von dem Feuer in Ajax’ Augen. Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen, dann atmete der Gladiator tief durch und fuhr fort. »Wie heißt du, Centurio?«
»Centurio Micon, Herr. Zweite Schwadron. Zweite Batavische berittene Kohorte.«
»Also, Centurio Micon, wie es aussieht, gibt es keine zweite batavische berittene Kohorte mehr. Deshalb besteht auch kein Bedarf mehr an einem Centurio.« Ajax zog einen Dolch und packte Micon beim Harnisch, der ihn als Offizier auszeichnete. Er schob die Klinge unter den ledernen Schulterriemen, lächelte, als der Römer zusammenzuckte, und trennte den Riemen durch. Er durchschnitt auch noch den anderen Schulterriemen, dann durchtrennte er das Band, das den Harnisch an der Hüfte mit dem Kettenhemd verband, und riss ihn mitsamt der Medaillen ab. Er zeigte ihn seinen Männern, dann schleuderte er ihn verächtlich in den Hohlweg hinunter. Die Sklaven, die das kleine Drama beobachtet hatten, johlten.
»Du bist kein Centurio mehr«, höhnte Ajax. »Du bist nichts weiter als der letzte Dreck deiner Kohorte.«
Er wandte sich Chilo zu. »Bring die Gefangenen zur Felskante und wirf sie nacheinander hinunter.«
Chilo grinste. »Jawohl, General! Mit Vergnügen.«
»Nein!«, rief einer der batavischen Hilfssoldaten. »Das kannst du nicht machen! Wir haben uns ergeben!«
»Ein dummer Fehler«, entgegnete Ajax ungerührt. »Ich frage mich, ob ihr mich verschont hättet, wenn ich auf dem Sand der Arena um Gnade gefleht hätte. Chilo, mach schon.«
Chilo und zwei seiner Männer packten einen Soldaten. Der Römer schrie, bettelte um Gnade und wehrte sich verzweifelt. Sie schleiften den Gefangenen zur Felskante, traten ein Stück zurück und hielten ihn bei den Handgelenken fest. Chilo trat hinter ihn, setzte ihm den Stiefel ins Kreuz und schob ihn vor, während seine Männer losließen. Brüllend und um sich schlagend kippte der Batavier von der Felskante und stürzte sich überschlagend in die Tiefe. Als sein Kopf auf einen Felsvorsprung traf und wie eine Wassermelone platzte, brach sein Schrei unvermittelt ab. Er prallte von der Felswand ab und landete auf den Steinen darunter. Seine Kameraden erlitten einer nach dem anderen das gleiche Schicksal, während die Sklaven jedes Mal johlten und diejenigen verhöhnten, die sich am meisten wehrten.
Schließlich blieb nur noch Micon übrig. Er war auf die Knie gesunken und zitterte kläglich, als man ihn holen kam. Chilo ließ ihn zur Felskante schleifen, doch im letzten Moment rief Ajax:
»Aufhören!«
Chilo und dessen Männer blickten sich fragend zu ihrem Anführer um.
»Der nicht.« Ajax winkte sie zurück. »Der bleibt am Leben. Bringt ihn her.«
Der zitternde Römer wurde vor dem Gladiator zu Boden geworfen. Ajax unterdrückte seinen Abscheu und sah auf den Mann hinunter, der mit kläglicher Stimme seinen Dank bekundete.
»Schweig, du Hund!« Er versetzte dem Römer einen Tritt. »Hör mich an. Ich will, dass du nach Gortyna zurückgehst und deinen Vorgesetzten – und allen, denen du begegnest – berichtest, was du hier gesehen hast. Sag ihnen, dass wir frei leben wollen und mit
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