Cato 09 - Gladiator
der Batavischen Kohorte. Er klopfte mit der Klinge gegen die Silberscheibe mit dem Konterfei des Kaisers. Die Feiernden verstummten und wandten sich erwartungsvoll ihrem Anführer zu. Ajax ließ das Schwert sinken und betrachtete das vom flackernden Feuerschein beleuchtete Meer der Gesichter. Er holte tief Luft und fing zu sprechen an.
»Ihr habt euch am besten Fleisch gelabt, habt den besten Wein getrunken und die leckersten Köstlichkeiten geschmaust, die wir unseren ehemaligen Herren abgenommen haben. Sagt mir nun, was hat euch heute Abend am besten gemundet?«
»Gebratenes Ziegenfleisch!«, rief jemand, und zahlreiche Stimmen pflichteten ihm bei.
»Garum!«, schrie ein anderer.
»Feigen!«
»Die Spalte meines Mädels!«, rief ein dritter, was brüllendes Gelächter zur Folge hatte.
Ajax’ Schwert prallte klirrend gegen die Standarte. »Ihr liegt alle falsch! Ich werde euch sagen, was uns allen heute Abend am besten und lieblichsten gemundet hat … die Freiheit! Freiheit!«
Die Menge jubelte, reckte die Fäuste und nahm den Ruf auf. »Freiheit!«
Als der Jubel sich gelegt hatte, fuhr Ajax fort. »Meine Freunde, wir haben die erste von vielen Schlachten gewonnen. Allerdings nicht ohne einen Preis dafür zu zahlen. Wir haben mit Knüppeln und Werkzeugen gegen gepanzerte, mit Schwertern und Speeren bewaffnete Soldaten gekämpft. Jetzt gehören ihre Waffen uns, und wenn wir das nächste Mal gegen Römer kämpfen, werden die Aussichten für uns günstiger sein. Nein! Beim nächsten Mal werden wir zu unseren Bedingungen kämpfen. Weil wir für sie gelitten und geschuftet haben, sind die Römer fett und behäbig geworden. Mit der Entschlossenheit derer, die für ihre Freiheit kämpfen, können sie es nicht aufnehmen. Deshalb werden sie unterliegen. Deshalb werden wir am Ende triumphieren!«
Neuerlicher Jubel brandete auf. Ajax schwelgte darin, dann forderte er mit erhobenem Schwert Ruhe ein.
»Meine Freunde, wir haben den Geschmack der Freiheit kennengelernt, doch die Arbeit fängt gerade erst an. Ich habe einen Plan. Wir werden verlangen, dass man unsere Freiheit anerkennt. Wir werden verlangen, dass die Römer uns freies Geleit gewähren, bis wir ihr Imperium hinter uns gelassen haben. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass sie sich einem solch vernünftigen Ansinnen verweigern werden …«
Die Menge lachte und johlte.
»Nun, meine Freunde«, fuhr Ajax fort, »um ihnen zu beweisen, wie ernst wir es meinen, müssen wir ihnen eine Lektion erteilen. Morgen werde ich eine Armee von diesem Hügel in die Ebene führen. In den nächsten Tagen werde ich den Römern beweisen, dass dieser Sieg kein Zufall war. Ich werde ihnen eine weitere Niederlage zufügen, die ihren Hochmut zerschmettern und sie demütigen wird. In wenigen Tagen werden sie wissen, wie furchtbar unsere Rache sein kann … Dann werden sie gezwungen sein, unsere Forderungen anzunehmen. Wenn nicht, werden wir sie bis auf den letzten Mann niedermachen, darauf gebe ich euch mein Wort.« Er reckte das Schwert gen Himmel. »Tod den Römern! Tod den Römern!«
Die Menge nahm den Ruf auf, der in die Nacht donnerte, schneidend und herausfordernd, eine Kriegserklärung an die Römer.
Ajax kletterte vom Wagen herunter und schlenderte zu Chilo hinüber. »Es wird Zeit, die nächtliche Unterhaltung abzuschließen. Lass mein kleines Spielzeug herbringen.«
»Mit Vergnügen.« Chilo grinste. Er wandte sich ab und gab einer Handvoll Sklaven ein Zeichen, ihm in Ajax’ Zelt zu folgen. Kurz darauf traten sie mit einem Eisenkäfig heraus. Als die Feiernden den Käfig sahen, kamen sie näher und bildeten einen lockeren Kreis. Als Chilo und seine Helfer den Käfig im Feuerschein der Kochfeuer abgestellt hatten, trat Ajax vor und spähte zwischen den Stäben hindurch. Von den Schatten der Gitterstäbe mit einem Streifenmuster überzogen, zeichnete sich ein Mensch darin ab. Die Gestalt war nackt, voller blauer Flecke, saß am Boden und hatte die Arme um die Knie geschlungen. Das strähnige Haar fiel ihr über den fleischigen Leib.
»Herrin Antonia, danke, dass du uns die Ehre erweist«, spottete Ajax. »Ich bedaure, dass du dir das Festmahl hast entgehen lassen, aber die Abendunterhaltung wirst du auf keinen Fall versäumen. Das Beste habe ich dir zu Ehren bis zuletzt aufgehoben. Ich weiß sehr wohl, was dir Vergnügen bereitet. All die Monate über musste ich dir zu Diensten sein wie ein brünstiger Bulle. Du ahnst gar nicht, wie sehr du und dein schlaffer,
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