Cato 09 - Gladiator
zurückgelegt hatte. Als ich das Pferd zügelte, blickte ich mich um und sah die lodernden Flammen in der Schlucht. Die Schreie unserer Männer, die von den Felsen widerhallten, habe ich immer noch im Ohr. Die Sklaven mit den Speeren formierten sich am Ende der Schlucht und machten alle nieder, die in der Falle gefangen waren.« Centurio Micon senkte den Kopf. »Die Kolonne hatte nicht die geringste Chance, Herr. Ich wusste nicht, was ich tun sollte … Zurück in den Kampf reiten oder meine Pflicht tun und dir Meldung erstatten.«
»Dann hast du dich also dafür entschieden, deine Haut zu retten«, schnaubte Macro. »Anstatt deinen Kameraden zu Hilfe zu eilen. Typisch für einen verdammten Hilfssoldaten.«
Cato neigte sich vor. »Centurio Micon hatte keine andere Wahl.«
Macro sog scharf die Luft ein. Bei der Legion war es eherne Tradition, dass die Centurionen in der Schlacht niemals auch nur eine Handbreit nachgaben. Bei den Hilfskohorten galten offenbar andere Maßstäbe. »Du hättest doch wohl auch jemand anderen damit beauftragen können, zurückzureiten und die Nachricht zu überbringen.«
Sempronius klopfte auf den Schreibtisch. »Es reicht! Das bringt uns nicht weiter. Die Frage ist doch, was machen wir jetzt? Durch diese Niederlage hat sich die Lage schlagartig verändert. Marcellus hat die besten Männer, über die wir verfügten, sinnlos geopfert. Uns bleiben nur noch ein paar Abteilungen im Norden der Insel, die Zehnte Mazedonische und die Kohorte in Matala. Das macht insgesamt höchstens sechshundert Soldaten.« Sempronius schüttelte den Kopf. »Wie zum Hades konnten uns diese elenden Sklaven das antun? Wie haben sie es geschafft, ausgebildete Soldaten zu besiegen? Ich habe die Sklaven und den Gladiator, der sie anführt, unterschätzt.«
Cato hielt den Mund und bezähmte seine aufwallende Verärgerung und Empörung. Der Senator war selbst schuld daran, dass er die von den Sklaven ausgehende Gefahr nicht ernst genug genommen hatte. Cato und bis zu einem gewissen Grad auch Macro hatten die Gefahr vorausgesehen, mit ihren Bedenken aber kein Gehör gefunden. Er war versucht, klarzustellen, wer die Verantwortung trug, doch dies war nicht der passende Zeitpunkt dafür. Streit unter den für die Sicherheit der Provinz Verantwortlichen hätte die prekäre Lage nur noch schlimmer gemacht.
»Also«, sagte Sempronius mit Blick auf Macro und Cato, »ihr verfügt über militärische Erfahrung. Was sollen wir tun?«
»Was können wir tun?«, entgegnete Macro kühl. »Wie es aussieht, sind wir zahlenmäßig unterlegen, wurden überlistet und haben einen ordentlichen Tritt in den Arsch bekommen. Am besten fordern wir Unterstützung an und warten, bis sie eintrifft.«
Sempronius schien unzufrieden mit dem Gehörten. Er wandte sich an Cato. »Und was meinst du?«
»Macro hat Recht, Herr. Mit so wenigen Soldaten haben wir keine Wahl. Es wäre Wahnsinn, wenn wir damit gegen die Sklaven antreten würden. Gortyna muss verteidigt werden.«
»Verteidigt?« Sempronius wölbte die Brauen. »Wie das? Die Stadtmauer ist an zwanzig bis dreißig Stellen eingestürzt.«
»Das ist wohl wahr, Herr. Aber wir müssen sie ausbessern, ehe die Sklaven es sich in den Kopf setzen, nach Gortyna zu marschieren.«
»Glaubst du wirklich, dass sie das tun würden?«
»Ich an ihrer Stelle würde das tun. Jetzt, da wir ihnen unterlegen sind, können sie Forderungen stellen und uns mit der Vernichtung drohen.«
»Dann müssen wir die Stadtmauer unverzüglich wieder aufbauen.«
Macro schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, Herr. Dafür sind die Schäden zu groß. Selbst wenn wir jeden einzelnen Mann, jede Frau und jedes Kind einsetzen würden, bräuchten wir zu lange.«
Cato überlegte. »Dann müssen wir Gortyna aufgeben. Wir müssen die Überlebenden in die Akropolis schaffen.«
»Ist denn hier genug Platz?«, wandte Sempronius ein. »Dort unten leben über fünfzehntausend Menschen. Die Zustände wären unhaltbar.«
Cato sah ihm in die Augen. »Entweder sie kommen hier hoch, oder sie lassen es drauf ankommen.«
»Was ist mit Matala?«, warf Macro ein. »Wir könnten einen Teil der Bevölkerung dorthin schicken. Wenn sie heute noch aufbrechen, würden sie den Hafen erreichen, bevor die Sklavenarmee von Osten her anrückt.«
»Nein. Das ist zu riskant. Vielleicht sind in der Gegend schon Patrouillen der Sklaven unterwegs. Wir müssten den Zivilisten einen starken Begleitschutz mitgeben. Dabei brauchen wir jeden einzelnen Mann
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