Cato 10 - Die Legion
Mundwinkel unwillkürlich nach oben und verrieten seine wahre Stimmung. Cato blickte auf. »Erspare mir die Bitterkeit eines ehemaligen Gleichgestellten.«
Macro nickte lächelnd. »Na gut. Also, wie sieht der Plan aus?«
Cato konzentrierte sich trotz seiner Müdigkeit. »Ajax’ Spur ist erkaltet. Die Männer brauchen eine Ruhepause.«
»Und du auch.«
Cato überging den Kommentar und fuhr fort: »Auf beiden Schiffen sind die Vorräte beinahe aufgebraucht. Wir kehren um und segeln nach Alexandria. Bis dorthin sind es drei Tage, wir müssen also irgendwo unterwegs Wasser und Proviant aufnehmen. Ich hoffe nur, dass wir nicht wieder genauso empfangen werden wie gestern.« Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Das war eigenartig.«
»Vielleicht haben sie uns für Steuereintreiber gehalten.« Macro zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht behaupten, dass ich die Einheimischen besonders gastfreundlich finde. Hoffentlich werden wir in Alexandria besser behandelt. Wenn alle Gypos so reizend sind wie dieses Gesindel, bin ich froh, wenn die Jagd vorbei ist und wir nach Rom zurückehren können.«
»Das kann noch eine ganze Weile dauern, Macro. Unsere Befehle sind eindeutig. Wir sollen Ajax jagen und um jeden Preis zur Strecke bringen, wie lange es auch dauern mag. Und genau das werden wir tun, solange wir keinen anderen Befehl erhalten. Keine römische Provinz und nicht einmal Kaiser Claudius kann es sich leisten, sich in Sicherheit zu wiegen, solange Ajax und seine Gefolgsleute auf freiem Fuß sind. Du hast ja aus unmittelbarer Nähe beobachtet, welche Wirkung er auf seine Anhänger ausübt. Er könnte an jedem beliebigen Ort des Imperiums erneut zur Rebellion aufrufen, und die Sklaven würden sich um ihn scharen. Solange Ajax lebt, stellt er eine große Gefahr für das Imperium dar. Falls Rom fällt, entsteht Chaos, und alle, die bisher unter dem Schutz der Legionen gelebt haben, Freie wie Sklaven, fallen dann den Barbaren zum Opfer. Deshalb müssen wir Ajax finden und bezwingen. Außerdem sind wir beide ihm auch noch persönlich etwas schuldig.«
»Ganz recht. Aber was, wenn er uns entkommen ist? Ajax könnte überall sein. Er könnte auf der anderen Seite des Mittelmeers herumsegeln. Vielleicht hat er sogar sein Schiff verlassen und sich landeinwärts gewandt. In diesem Fall wäre unsere Chance, ihn zu finden, etwa so groß wie die, in der Subura Roms auf einen gesetzestreuen Anwalt zu stoßen. Apropos, du hast einen ziemlich guten Grund, so bald wie möglich nach Rom zurückzukehren.« Macro senkte die Stimme. »Nach allem, was passiert ist, braucht Julia dich an ihrer Seite.«
Cato blickte hinunter in die blauen Tiefen des Meeres. »Julia ist beinahe täglich in meinen Gedanken, Macro. Ich denke an sie, und dann stelle ich mir vor, wie sie in dem Käfig steckte, in dem Ajax euch beide eingesperrt hat. Die Vorstellung, was sie durchgemacht hat, quält mich zutiefst.«
»Sie und ich haben dasselbe durchgemacht«, erwiderte Macro freundlich. »Und ich bin immer noch da. Immer noch derselbe Macro wie früher.«
Cato sah ihn mit durchdringendem Blick prüfend an. »Wirklich? Das frage ich mich nämlich.«
»Was meinst du damit?«
»Ich kenne dich gut genug, um zu sehen, wie bitter du geworden bist, Macro.«
»Bitter? Aber sicher. Nach allem, was dieser Drecksack uns angetan hat.«
»Und was hat er euch angetan? Was genau? Du hast mir nicht viel darüber erzählt. Und Julia vor unserem Aufbruch von Kreta auch nicht.«
Macro beobachtete ihn genau. »Hast du sie danach gefragt?«
»Nein … Ich wollte sie nicht daran erinnern.«
»Oder wolltest du es einfach nicht wissen?« Macro schüttelte traurig den Kopf. »Du hast sie nicht danach gefragt, und jetzt bist du gezwungen, es dir stattdessen vorzustellen. Ist es so?«
Cato sah ihn an und nickte dann. »So ungefähr. Und hinzu kommt noch, dass ich nichts getan habe, um euch zu helfen.«
»Du konntest nichts tun. Überhaupt nichts.« Macro stützte die Ellbogen auf das Schanzkleid. »Quäl dich nicht damit herum, Cato, damit erreichst du gar nichts. Ajax fängst du dadurch jedenfalls nicht. Außerdem weißt du ja, dass Julia eine starke Frau ist, und das genügt. Was auch immer sie durchgemacht hat, gib ihr etwas Zeit, und sie wird darüber hinwegkommen.«
»Genau wie du?«
»Ich werde auf meine eigene Weise damit fertig«, erklärte Macro mit fester Stimme. »Falls die Götter beschließen, dass ich Ajax erneut begegnen werde, dann schneide ich ihm
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