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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Morgen, Herr.«
    »Schön soll dieser Morgen sein?«, fragte Macro finster. »Ich befinde mich auf einem kleinen, engen Schiff mitten auf dem Meer und habe nicht einmal einen Krug Wein zur Gesellschaft. Schön sieht für mich anders aus.«
    Polemo, der Trierarch, spitzte die Lippen und blickte sich um. Der Himmel war beinahe klar, nur ein paar weiße Wölkchen waren zu sehen. Eine leichte Brise füllte das Segel, das sich wölbte wie das Bäuchlein eines allzu genusssüchtigen Epikureers. In der leichten Dünung hob und senkte sich das Schiff in einem regelmäßigen, angenehmen Rhythmus. An Steuerbord sah man die Küste als friedlichen, schmalen Streifen. An Backbord war der Horizont klar. Eine Viertelmeile voraus segelte das zweite Schiff, eine Schaumspur im Kielwasser. Alles in allem, dachte der Trierarch, war der Tag so schön, wie ein Seemann ihn sich nur wünschen konnte.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Macro.
    »Jawohl, Herr. Heute Morgen haben wir das letzte Fässchen Pökelfleisch angebrochen. Der Zwieback geht uns morgen aus, und ich habe die Wasserrationen halbiert.« Der Trierarch enthielt sich jeden Kommentars zu der angespannten Versorgungslage. Die Entscheidung, wie damit umzugehen war, oblag nicht ihm und nicht einmal Macro. Nur der Präfekt konnte den Befehl geben, den nächsten Hafen anzulaufen und Proviant aufzunehmen.
    »Hmmm.« Macro runzelte die Stirn. Beide Männer blickten zu dem vorausfahrenden Kriegsschiff, als versuchten sie, Präfekt Catos Gedanken zu lesen. Der Präfekt hatte Ajax verbissen gejagt. Macro konnte das gut verstehen. Er hatte inzwischen schon einige Jahre mit Cato zusammen gedient, und bis vor Kurzem war Macro sogar sein Vorgesetzter gewesen. Cato hatte sich seine Beförderung redlich verdient, das akzeptierte Macro ohne Weiteres, aber die Umkehrung ihrer Beziehung fühlte sich doch eigenartig an. Cato war Anfang zwanzig, und seine schlanke, sehnige Gestalt ließ seinen Mut und seine Zähigkeit nicht auf den ersten Blick erkennen. Er war sehr intelligent, und seine Einfälle hatten sie immer wieder aus den Gefahren gerettet, mit denen sie in den letzten Jahren konfrontiert gewesen waren. Hätte Macro sich einen Vorgesetzten aussuchen müssen, wäre es jemand wie Cato gewesen. Vor seiner Beförderung zum Centurio hatte Macro fast fünfzehn Jahre in den römischen Legionen gedient, und er hatte genug Erfahrung, um soldatisches Talent zu erkennen. In Cato hatte er sich damals allerdings getäuscht, dachte er mit einem reumütigen Lächeln. Als der magere Jugendliche in der Festung der Zweiten Legion am Rheinufer eingetroffen war, hatte Macro geglaubt, dass er wohl kaum die vor ihm liegende harte Ausbildung überstehen würde. Doch Cato hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Er hatte Entschlossenheit, Intelligenz und vor allem Mut gezeigt. Bei seinem ersten Scharmützel mit einem germanischen Stamm, der einen Überfall über den großen Strom – die Grenze des Imperiums – gewagt hatte, hatte er Macro das Leben gerettet. Seit damals hatte Cato sich immer wieder als erstklassiger Soldat bewährt, und er war der engste Freund geworden, den Macro jemals besessen hatte. Nun hatte Cato die Beförderung in den Rang des Präfekten errungen, und zum ersten Mal war er Macros Vorgesetzter. An diese neue Ordnung der Dinge mussten beide Männer sich erst einmal gewöhnen.
    Die Entschlossenheit des Präfekten, Ajax zur Strecke zu bringen, war nicht nur der Notwendigkeit geschuldet, seine Befehle zu befolgen. Eine ebenso große Motivation war sein Wunsch nach Rache. Cato hatte zwar den Auftrag, Ajax wenn möglich lebend zu fassen und in Ketten nach Rom zu bringen, doch er verspürte wenig Neigung dazu. Während des Sklavenaufstands auf Kreta hatte Ajax Catos Verlobte entführt. Julia war in einem Käfig gefangen gehalten worden. In ihrem eigenen Schmutz und in Lumpen hatte sie dort gelitten, und Ajax hatte sie mit der Aussicht auf Folter und Tod gequält. Macro war zur gleichen Zeit gefangen genommen und in denselben Käfig gesperrt worden. Sein Rachedurst war beinahe ebenso groß wie der seines Vorgesetzten.
    Der Trierarch räusperte sich. »Denkst du, er wird den Befehl geben, in einen Hafen einzulaufen, um Vorräte aufzunehmen?«
    »Wer weiß?« Macro zuckte mit den Schultern. »Nach dem gestrigen kleinen Vorfall bin ich mir da nicht so sicher.«
    Der Trierarch nickte. Am vergangenen Abend hatten die beiden Schiffe zum Ankern ein kleines Küstendorf angesteuert. Als sie sich der Küste

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