Cato 10 - Die Legion
Erfahrung.«
»Und wer wird die Offiziere ersetzen?«
»Centurio Macro hat bereits eine Anzahl von Optios an der Hand, die gut genug sind, um ins Centurionat aufzurücken.«
»Verstehe.« Aurelius fixierte Cato mit einem kalten Blick. »Du hast schon alles ausgearbeitet.«
»Ich tue meine Pflicht und diene Rom nach besten Kräften, Herr. Das ist alles«, antwortete Cato gleichmütig. »Jedenfalls wolltest du, dass die Legion so bald wie möglich marschbereit ist. Je eher diese Männer ersetzt werden, desto rascher wirst du gegen die Nubier losschlagen können.«
»Ja. Da hast du vermutlich recht.« Aurelius griff nach dem Wachstäfelchen. »Ich werde diese Offiziere sofort versetzen. Lass mich so bald wie möglich wissen, wen du und Macro als Ersatz ernannt habt.«
Cato nickte.
»Ist das alles?«, fragte Aurelius.
Der Tonfall der Frage überraschte Cato. Es war fast, als wären ihre Rollen vertauscht worden, und der Legat würde ihn um Erlaubnis bitten, das Gespräch zu beenden. Für einen Augenblick empfand Cato Mitleid mit dem Mann. Seine Verantwortung überstieg seine Fähigkeiten, und doch war er so stolz auf seine neue Stellung und fest entschlossen, das Kommando über die Legion und die Hilfseinheiten zu behalten, die seine bescheidene Armee bildeten. Das konnte durchaus zum Problem werden. Cato würde klug mit Aurelius umgehen müssen, wenn sie die Nubier besiegen wollten. Er musste ihm die Richtung weisen und durfte es gleichzeitig an Ehrerbietung nicht fehlen lassen.
»Jawohl, Herr. Darf ich jetzt um Erlaubnis bitten, wegzutreten?«
»Natürlich.« Aurelius wies zum anderen Ende des Bassins. »Du kannst gehen.«
Cato verneigte sich und ging steifbeinig davon. Er war gerade aus dem Säulengang in den daran anschließenden Hof getreten, als einer der Untertribunen heftig keuchend hereinrannte. Dies hier war Caius Junius’ erste Stellung in einer Legion, und er war nur einen Tag vor Cato und Macro eingetroffen. Er war ein kräftiger, junger Mann und hatte den für einen Römer typischen helleren Teint. Junius war ein nervöser Typ und wollte es allen Leuten recht machen. Er eilte auf Cato zu, sobald er ihn sah.
»Was ist, Junius?«, fragte Cato.
Der Offizier rang um Atem.
»Sprich, Mann!« Cato verzog ungeduldig das Gesicht.
»Es ist der Feind, Herr … Sie sind hier.«
Cato war sofort von Sorge erfüllt. »Was meinst du damit?«
»Am anderen Ufer, Herr.« Junius schnappte noch immer nach Luft. »Sie haben einen unserer Vorposten angegriffen, Herr.«
Cato sah zum inneren Hof zurück. »Berichte es dem Legaten. Anschließend rufst du alle führenden Offiziere im Hauptquartier zusammen. Du selbst hast allerdings noch etwas anderes zu tun. Du bist im Moment der diensthabende Offizier?«
»Jawohl, Herr.«
»Dann lass zum Sammeln blasen, sobald du dem Legaten Bericht erstattet und den Offizieren Bescheid gegeben hast. Alle Legionäre und Hilfssoldaten sollen so bald wie möglich einsatzbereit sein. Wegtreten.«
Die Schritte des Tribunen verhallten auf den Steinplatten. Cato verzog angespannt das Gesicht. Wie beim Jupiter hatten die Nubier es geschafft, so schnell vorzurücken?
Kapitel 22
E
ine sehr brauchbare Befestigungsanlage«, entschied Ajax. Er versetzte der Brustwehr auf dem Pylon einen Schlag. »Das hier wird uns gut dienen.«
Karim sah auf die dicken Mauern des Tempels und die hohen Außenmauern aus Lehmziegeln hinunter. Er hatte einen guten Blick für Verteidigungsanlagen, den er im Verlauf der Jahre erworben hatte, in denen er seinem parthischen Fürsten gedient hatte. Erst viel später war er gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft worden, wo er dann dem Gladiator begegnet war. Der Tempel war so klein und gut befestigt, dass Ajax’ Männer und die kleine Kolonne arabischer Krieger, die Prinz Talmis unter seinen Befehl gestellt hatte, ihn halten konnten. Im Vergleich zu den anderen Tempeln war er auch insoweit ungewöhnlich, als es nur einen einzigen Eingang in der Außenmauer gab, der durch ein starkes Torhaus geschützt war. Es war fast so, als wäre die Anlage auch zu militärischen Zwecken erbaut worden, überlegte Ajax. Bloß gut, dass nur eine Handvoll Priester den Tempel bewohnt hatten, als die Kolonne in der Abenddämmerung eingetroffen war. Ihre Leichen hatte er in einen der Opferräume werfen lassen.
»Die Anlage ist von unserem Spion Canthus wirklich sehr gut ausgewählt worden, mein General. Diese römischen Hunde werden es nicht leicht haben, sie uns
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