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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Instinkt sagt mir, dass du allmählich Geschmack an diesem Leben findest. Warum solltest du denn sonst bei uns bleiben, oder?« Macro schlug ihn auf die Schulter und kehrte zur Spitze der Kolonne zurück. Er hob die schwere Tragestange hoch und hievte sie sich stöhnend auf die Schulter. Dann wandte er sich der Kolonne zu.
    »Die Rast ist vorbei! Aufgestanden!«
    Es erhob sich ein Chor von Gestöhne und Gefluche, über den Macro lächeln musste. Dann standen die Männer auf und beluden sich mit dem Marschgepäck. Unterdessen schritten die Optios die Reihen ab und brüllten alle an, die zu langsam auf den Befehl reagierten. Die Centurien stellten sich marschbereit auf und warteten auf den Befehl zum Losgehen. Macro wartete, bis Ruhe eingekehrt war, und brüllte dann die Reihen entlang: »Kolonne! Marsch!«
    Sie schlurften los und beschleunigten ihren Schritt allmählich. Macro führte sie aus dem Palmenwäldchen heraus, verließ kurz darauf die Straße, marschierte um einen Schrein herum und kehrte in Richtung Lager zurück. Dabei kamen sie am Ende der Kolonne und den zugedeckten Wagen vorbei, in denen jene Männer transportiert wurden, die auf dem Hinweg zusammengebrochen waren. Die Mittagszeit verstrich, und am Nachmittag erhob sich ein leichter Wind, der ganz feinen Staub aus der Wüste mit sich führte. Die Körnchen gerieten den Männern in Mund und Augen und machten die sengende Hitze, die auf sie niederbrannte, noch unerträglicher. Schlimmer noch, die Hitze ließ die Straße schimmern, als läge eine stets zurückweichende Wasserfläche vor ihnen, und quälte sie mit dem Trugbild, ihren ständig stärker werdenden Durst stillen zu können.
    Weitere Männer fielen aus dem Glied, und diesmal gelang es den Optios seltener, sie mit Stockhieben zur Rückkehr zu nötigen. Sie wurden liegen gelassen und von den Wagen aufgesammelt. Cato war ein wenig zurückgefallen und ging jetzt ein kurzes Stück hinter Macro zwischen den anderen Offizieren. Die meisten Centurionen bewältigten die Anstrengungen des Marsches sehr ordentlich, einige hatten Mühe, und die letzten jener Offiziere, die sich vor dem Exerzieren gedrückt hatten, gaben bald auf, ließen sich am Straßenrand niedersinken und warteten auf die Wagen.
    Cato hatte eine solche Hitze noch nie erlebt, nicht einmal, als er und Macro auf dem Weg nach Palmyra die syrische Wüste durchquert hatten. Unter der Rüstung engte seine Tunika ihn ein und schnürte ihm den Atem ab. Er quälte sich mit dem Gewicht des Marschgepäcks und des breiten Schildes herum, das noch zusätzlich an der Tragestange hing. Seine Füße und Beine waren schwer wie Blei, und jeder Schritt wurde zum Willenskampf. Sie kamen wieder durch die Dörfer in der Nähe von Diospolis Magna, und wieder kamen die lärmenden Kinderscharen heraus. Diesmal begegneten die Soldaten ihnen mit Schweigen. Sie hatten keine Luft übrig, um sie zu vertreiben.
    In der Mitte des Nachmittags blickte Cato auf und sah in der Ferne die Pylonen und Fahnen Karnaks. Der Anblick befeuerte ihn, und er biss die Zähne zusammen und blickte zu Boden. Er konzentrierte sich auf jeden Schritt und wollte nicht aufschauen, damit ihn der Anblick der scheinbar stets gleich weit entfernten Tempelanlage nicht entmutigte.
    »Lauft schneller, Leute!«, rief Macro fröhlich. »Wir sind beinahe da. Lasst uns den anderen Kohorten zeigen, wie echte Soldaten marschieren!«
    Seine Worte wurden schweigend aufgenommen, und Macro drehte sich um und blickte die Männer an. »Was ist denn mit euch los? Sind wir glücklich?«
    Jene Centurionen, die in den Legionen des Nordens gedient hatten, und Cato antworteten im Chor: »Am Arsch sind wir!«
    Macro lachte, drehte sich um und führte sie die letzte Meile zum Exerzierplatz vor dem Tempelkomplex zurück. Die Optios befahlen den Männern eilig, die Reihen zu schließen und den Kopf zu heben. Sie bogen von der Straße ab, und die Kolonne stapfte auf den Platz zurück und stellte sich so auf, wie sie vor dem Abmarsch bei Tagesanbruch gestanden hatte.
    »Kolonne! Stillgestanden!«, brüllte Macro. Seine Stimme hallte von der Lehmziegelmauer wider. Er stellte sein Marschgepäck ab, griff nach seiner Feldflasche, trank ein paar ordentliche Schluck und stöpselte sie wieder zu. Dann ging er langsam die Kolonne schwitzender, keuchender Legionäre entlang und musterte die Leute aufmerksam. Ein weiterer Mann brach zusammen, während er darauf wartete, dass die Kolonne wegtreten durfte. Macro beachtete ihn nicht.

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