Cato 10 - Die Legion
Männern seiner Leibwache anzuführen. Sie würden ins Lager eindringen und die Tore für die übrigen Angreifer öffnen, die versteckt in den kleinen Weizenfeldern und Bewässerungsgräben lagen, die den Hügel umgaben. Die Bewohner der Häuser, die dem befestigten Lager am nächsten lagen, waren bereits zum Schweigen gebracht worden. Niemand lebte noch, der Alarm hätte schlagen können.
Ajax spürte, wie immer vor einer Schlacht, das vertraute, rasche Pulsieren seines Blutes. Er zog lautlos sein Schwert, wandte sich seinen Männern zu und flüsterte: »Los.«
Er erhob sich in eine geduckte Haltung und huschte den Hügel zum befestigten Lager hinauf. In der Nähe der Kuppe entdeckte er den Felsen, auf dem ein Teil der Mauer ruhte. Hier war sie nur drei Meter hoch, genau wie Ajax’ Spion es ihm berichtet hatte. Noch immer geduckt schoben er und seine Männer sich näher heran. Dann entdeckte Ajax eine Bewegung auf der Mauer. Ein Wachposten, dessen Helm und Speerspitze im Sternenlicht leicht schimmerte, drehte langsam seine Runde. Der Gladiator kauerte sich auf den Boden und winkte seinen Männern zu, dasselbe zu tun. Er sah aufmerksam nach oben, wartete ab, bis der Posten um die Ecke der Mauer verschwunden war, und huschte dann wieder vorwärts. Bei der Mauer angekommen, wartete Ajax darauf, dass seine Männer ihn einholten, und schlich dann zum Rand des Felsens weiter. Sich vorsichtig vorwärtstastend, kletterte er ihn hinauf, bis er zu der Stelle kam, wo ein großer, flacher Steinbrocken unmittelbar unter der Mauer lag. Seine Leute folgten ihm einer nach dem anderen und verteilten sich zu beiden Seiten. Als alle da waren, winkte Ajax den größten und breitesten seiner Männer heran, einen Kelten namens Ortorix, der einmal als schwer bewaffneter Murmillo in den Arenen des östlichen Imperiums gekämpft hatte. Ortorix stellte sich mit dem Rücken zur Mauer auf, beugte die Knie und hielt die mit den Handflächen nach oben gefalteten Hände hin. Ajax stellte den Stiefel auf die Hände des Kelten, streckte die Arme zur Wand hinauf und flüsterte: »Los.«
Mit einem leisen Ächzen hob Ortorix ihn hoch, und als Ajax’ Stiefel auf Höhe seiner Schulter war, biss er die Zähne zusammen und stemmte ihn noch höher. Ajax, der an die raue Oberfläche der Lehmziegelwand gelehnt war, reckte die Arme nach der Brustwehr. Als seine Finger den Rand fanden, ließ er sich von Ortorix noch ein Stück höher heben und schlang dann den Arm über den Mauerrand. Er spürte, wie die Lehmziegel bröckelten und betete, dass die Mauer so lange stabil bleiben würde, bis er richtig Halt fand. Dann schwang er ein Bein hoch, kletterte über die Mauer und rollte sich auf den Wehrgang ab.
Sofort sprang er in die Hocke und blickte sich im Inneren des befestigten Lagers um, das ein ungefähres Quadrat bildete. Gegenüber des Torhauses stand ein Signalturm. Mehrere kleinere Wohnbaracken waren gegen die Mauer gebaut. Wie die Häuser der Bauern hatten sie einfache Dächer aus Palmwedeln. In einer Hütte brannte ein Kochfeuer, und der Duft von gebratenem Fleisch hing in der Nachtluft. Eine Handvoll Soldaten unterhielt sich so ungezwungen, wie Männer es tun, wenn sie keinen Gedanken auf irgendeine Gefahr verschwenden. Aus den anderen Baracken drangen Stimmen, und ganz in der Nähe schnarchte jemand laut. Der Wachposten, der die Runde entlang der Mauer machte, war gerade am Torhaus vorbeigekommen und bewegte sich von Ajax weg. Oben auf dem Turm war der Umriss eines weiteren Wachpostens zu sehen, der zum Nil hinüberspähte.
Zufrieden, dass niemand ihn entdeckt hatte, beugte Ajax sich über die Mauer und gab seinen Männern ein Zeichen. Ortorix stemmte den ersten von ihnen hoch, und Ajax packte ihn bei den Händen und zog ihn über die Brustwehr.
»Geh zum Torhaus hinüber. Lass dich nicht sehen.«
Der Mann nickte und schlich gebückt den Wehrgang entlang. Ajax drehte sich um, um den anderen Männern hinaufzuhelfen. Zehn waren schon über die Brustwehr, als der Wächter sich der Ecke näherte, die zu dem Mauerstück führte, auf dem Ajax sich befand.
»Wartet«, flüsterte Ajax. »Bleibt in Deckung, bis ich zurückkomme.«
Er blickte unter den Wehrgang und sah, dass dort ein Strohhaufen lag. Daneben war ein Maultier an einen Pfosten gebunden. Im Stroh lag ein dicker Hilfssoldat, der die Hände über den runden Bauch gefaltet hatte. Neben ihm war der dunkle Umriss eines Weinkrugs zu erkennen. Ajax blickte auf und sah, dass der Soldat die Ecke
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