Cato 10 - Die Legion
»Komm.«
Die beiden überquerten den Kamm so verstohlen wie möglich und hielten dabei die ganze Zeit nach einem Hinweis Ausschau, dass die Wachposten unten sie entdeckt hatten. Die Aufmerksamkeit der Araber richtete sich jedoch nur auf den Weg, und sie blickten kein einziges Mal zum Felsen über ihnen hinauf. Die beiden Männer kletterten vorsichtig weiter und prüften jeden Halt für Füße oder Hände sorgfältig, bevor sie sich ihm anvertrauten. Es war eine anstrengende Arbeit, und als sie die Felsnase erreichten, mussten sie haltmachen und Atem schöpfen. Sie tranken etwas Wasser aus ihren Feldflaschen und krochen dann auf eine flache Steinplatte, die im rechten Winkel aus der Felswand herausragte. Auf der anderen Seite ging es lotrecht nach unten, und Hamedes verspürte einen leichten Schwindel, als er unmittelbar ins Tal hinunterblickte. Die beiden feindlichen Soldaten waren bei den Pferden angekommen und setzten sich in ihrer Nähe in den Schatten. Von oben schienen sie nur aus Köpfen und Gliedmaßen zu bestehen. Sonst war niemand zu sehen, und es gab keinen Hinweis, wo die anderen Männer verborgen sein mochten.
Junius kratzte sich nervös am Kinn. »Wir müssen näher heran. Irgendwohin, wo wir die Eingänge der Gräber besser sehen können.«
Sein Gefährte spähte die Felswand hinunter und deutete dann auf eine weitere Felsnase. Dort teilte sich das Tal. Ein Seitenweg führte in die Klippen im Norden hinauf. »Dort Herr. Dort sollte man etwas sehen können.«
Junius blickte in die gewiesene Richtung, dachte einen Augenblick nach und nickte dann. »Richtig.«
Sie kletterten den Felsen entlang, als unter ihnen eine weitere Gestalt auftauchte und zu den Pferden ging. Junius öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt dann inne und wandte sich Hamedes zu.
»Erkennst du ihn?«
Hamedes spähte hinüber und nickte dann. »Ajax.«
Der Gladiator blieb stehen, als er freie Sicht auf die Pferde und die Wachposten in den Felsen dahinter hatte. Er legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief: »Ist irgendwas vom Feind zu sehen?«
Einer der Araber drehte sich um und rief in einem akzentreichen Griechisch zurück: »Nichts, Herr.«
Ajax schwieg einen Moment und dachte nach. Dann rief er erneut: »Sie werden kommen. Eher früher als später. Vergesst auf keinen Fall, Alarm zu geben, und dann sorgt dafür, dass eure Pfeile treffen.«
Der Araber winkte zustimmend und wandte sich wieder um, um weiter den Weg zu bewachen. Ajax ging zu den Männern hinüber, die bei den Pferden warteten. Sie wechselten ein paar Worte, dann wandte der Gladiator sich ab und kehrte dorthin zurück, wo er hergekommen war. Unterdessen traten die beiden Aufständischen zu den Pferden. Der erste Mann ergriff die Zügel eines Pferdes und klopfte ihm beruhigend die Flanken. Gleichzeitig näherte sich sein Gefährte dem Tier von der anderen Seite, zog sein Schwert und durchschnitt ihm die Kehle. Es zuckte mit einem schrillen Wiehern zurück, das in ein ersticktes Gurgeln überging. Das Blut schoss aus der Wunde und spritzte in das staubige Gestein zwischen seinen Hufen. Einen Augenblick verharrte es reglos, dann erzitterten seine Beine, gaben nach, und das Tier brach zusammen. Die beiden Männer gingen zum nächsten Pferd. Das stampfte mit den Hufen, kam aber wegen seiner Fußfessel nicht weit. Der Geruch des Blutes und das entsetzte Wiehern des ersten Pferdes verängstigten die anderen Tiere, und die Aufständischen kamen mit ihrer blutigen Aufgabe nur mühsam voran.
»Warum tun sie das?«, fragte Hamedes.
»Das ist doch offensichtlich. Ajax braucht die Pferde nicht mehr. Er will nicht, dass sie den Römern in die Hände fallen. He, wo ist er denn hin?«
Ajax war hinter einem Felsklotz verschwunden, der die Hauptrinne des kleinen Tals vom Seitenweg trennte. Sie warteten einen Moment, doch er tauchte nicht mehr auf. Der Tribun trommelte mit den Fingern vor sich auf den Felsen und wandte sich dann an Hamedes.
»Warte hier. Ich gehe los und sehe mir die Sache näher an. Wir müssen wissen, wohin er verschwunden ist.«
Hamedes nickte.
»Achte darauf, dass dich keiner sieht«, fuhr Junius leise fort. Seine Stimme hatte einen nervösen Klang. »Gib mir Zeit, bis die Sonne die Spitze dieser Felsen erreicht hat. Wenn ich bis dahin nicht wieder hier bin, kehrst du zur Kolonne zurück und erstattest dem Legaten Bericht. Verstanden?«
»Jawohl, Herr.«
Junius schob sich auf Händen und Knien zwischen dem Felsgewirr durch, bis er
Weitere Kostenlose Bücher