Cato 10 - Die Legion
Zeit.«
»Aber Herr, sobald unsere Truppe anrückt, wird der Feind sich verstecken. Wenn wir nicht wissen, in welchem Grab er sich verbirgt, könnte es Tage dauern, bis wir ihn finden. Es ist doch gewiss besser, wir wenden jetzt eine Stunde fürs Auskundschaften auf, als das zu riskieren?«
Nach seinem Ritt durch die sengende Hitze der Schlucht schwitzte Aurelius heftig, und wie die meisten seiner Offiziere hatte er seit einigen Tagen kaum geschlafen.
»Du nimmst dir zu viel heraus, Tribun Cato. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich bei dieser Aktion die Befehle gebe, nicht du. Du hast kein Recht, unsere Soldaten hier aufzuhalten, während du diese beiden Männer auf einen sinnlosen Kundschaftergang schickst.«
»Herr, ich habe den Befehl erteilt, während wir darauf warteten, dass du die Schlucht erreichst. Ich habe es getan, weil du Zeit sparen willst. Du hast sehr deutlich klargestellt, dass wir diesen Teil der Operation so schnell wie möglich beenden und gegen Prinz Talmis losmarschieren müssen. Genau diese Prioritäten hatte ich im Sinn, als ich den Befehl erteilt habe.«
Aurelius beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug und machte eine finstere Miene. Cato konnte sehen, wie er mit dem Problem kämpfte, seinem Untergebenen beizupflichten, ohne seine Autorität zu beschädigen. Schließlich nickte der Legat knapp. »Nun gut, wir kundschaften die feindliche Stellung aus. Aber Macro bleibt hier. Es war pflichtvergessen von dir, einen meiner wertvollsten und erfahrensten Offiziere zu einem so riskanten Unternehmen auszuschicken. Wenn die Zeit kommt, den Nubiern entgegenzutreten, brauche ich Macro an der Spitze meiner Ersten Kohorte.«
»Herr, genau wegen seiner Erfahrung habe ich mich für Macro entschieden.«
»Dann musst du dich eben für einen anderen entscheiden. Oder besser noch, ich suche den Mann aus.« Er wandte sich seinen Stabsoffizieren zu. »Ich brauche einen Freiwilligen, der den Feind auskundschaftet.«
Tribun Junius trat einen Schritt vor. »Ich bitte um die Ehre.«
»Einverstanden. Tapfer von dir.« Aurelius wandte sich wieder an Cato. »Es ist viel besser, einem jungen Soldaten Gelegenheit zu geben, sich seine Sporen zu verdienen, als eine zusätzliche Bürde auf die Schultern jener zu legen, die ihren Wert bereits bewiesen haben. Siehst du? So macht das ein guter Befehlshaber … Tribun Junius!«
»Herr?«
»Leg deine Rüstung ab und begleite diesen Mann.« Er zeigte auf Hamedes. »Er wird dir das Nötige unterwegs erklären.«
»Jawohl, Herr.«
Der Legat blickte auf. »Wir haben vielleicht noch vier Stunden Tageslicht. Ich gebe euch zwei Stunden bis zu eurer Rückkehr. Dann werde ich den Befehl erteilen, das Tal zu stürmen.«
Länger als eine Stunde stiegen die beiden Männer in die Felsen hinauf, die über der Schlucht aufragten. Sie bewegten sich vorsichtig auf das kleine Tal am Ende des Weges zu und achteten darauf, keine großen Steine ins Rollen zu bringen. Wenn sie einen Steinschlag auslösten, würde das augenblicklich ihre Position verraten. Tribun Junius stieg voran und drehte sich gelegentlich nach Hamedes um, um sich die allgemeine Richtung angeben zu lassen. Über ihnen rückte die Sonne auf die zerklüfteten Gipfel am Ende des Tals zu, und die Hitze umschloss sie wie ein brennender Schraubstock. Jeder Atemzug war mühsam, und selbst der gelegentliche Windhauch war heiß und drückend. Bald waren ihre Leinentuniken von Schweiß durchtränkt und klebten auf der Haut.
Als sie dann einen Felsenkamm erreichten, von dem aus ein Steilhang zum Weg im Tal hinunterführte, erstarrte Junius und duckte sich rasch zu Boden.
»Was ist, Herr?«, fragte Hamedes leise.
»Ich sehe sie«, flüsterte Junius und bedeutete dem Priester mit wilden Gesten, sich neben ihm niederzukauern.
Hamedes kroch vor und spähte über den Kamm ins Tal hinunter. Über der letzten Biegung des Weges ragte eine Felsnase auf, und vier Männer in schwarzen Roben saßen zwischen den Felsbrocken und hielten Wache. Ein kurzes Stück dahinter öffnete sich der Weg zu einer freien Fläche, wo die Pferde mit Fußfesseln festgemacht waren. Überall in den Felsen waren Öffnungen verschiedener Größe zu sehen. Zwei Männer, die ihre Schilde über den Rücken gehängt hatten und mit Lanzen bewaffnet waren, tauchten hinter einigen Felsen auf und gingen zu den Pferden hinüber.
Junius und Hamedes beobachteten sie einen Moment lang, dann deutete der Tribun auf eine Felsnase, die hundert Schritte weiter lag.
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