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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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nur in ihm, was bewirkte, dass schreckliche Bilder vergangener Schlachten und entsetzlich lebendige Fantasieszenen vor sein inneres Auge traten? Cato kam es so vor, als stünden zwei Seiten seiner Persönlichkeit in einem ewigen Kampf. Da war der Cato, der er sein wollte – mutig, kühn und geachtet, aller Selbstzweifel ledig – , und da war diese andere, wahrhaftigere Version seiner selbst: ängstlich, nervös und quälend abhängig davon, dass andere Menschen ein gutes Bild von ihm hatten. Die zweite Seite seiner Persönlichkeit konnte immer nur in die Rolle der ersten schlüpfen, einen Moment lang Beifall erhaschen und dann wieder in die hässlichen Gewänder ihrer wahren Natur zurückkehren. Der Gedanke widerte ihn an. Erst als Macro sich räusperte und erneut sprach, kehrte er ihm wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    »Dieser Plan von dir … «
    »Ja?«
    »Er kommt mir ein bisschen ungewöhnlich vor. Darf ich vielleicht fragen, wie du darauf gekommen bist?«
    »Er ist nicht meine eigene Idee«, räumte Cato ein. »Ich habe mich nur an etwas erinnert, das ich bei Livius gelesen habe.«
    »Dem Geschichtsschreiber?«
    »Genau.«
    Macro hob die Hand und rieb sich die Stirn. »Du, äh, hast also vor, das Vorbild einer früheren Schlacht zu wiederholen? Einer historischen Schlacht. Über die du in einem Buch gelesen hast.«
    »Mehr oder weniger. Die Situation ist in vieler Hinsicht ähnlich. Eine zahlenmäßig unterlegene Armee stellt sich dem Feind und vernichtet ihn«, erklärte Cato. »Du hast doch bestimmt schon von der Schlacht von Cannae gehört?«
    »Ja, danke«, antwortete Macro geduldig. »Aber wenn ich mich recht erinnere, ist sie für uns nicht sonderlich günstig ausgegangen.«
    Bevor Cato antworten konnte, ertönte im Süden ein dumpfer Hornstoß. Der Klang wurde von anderen Hörnern aufgegriffen, und bald fielen die Trommeln des Feindes in das Getöse ein. Ein schwaches, blaues Licht sickerte vom Himmel, und ein ganz leichter Nebel hing über dem Nil wie ein Seidenschleier.
    Macro betrachtete das losrückende nubische Heer eine Weile und brummte dann: »Jetzt werden wir sehen, ob Prinz Talmis die Schlacht zu unseren Bedingungen annimmt.« Er warf Cato einen kurzen Blick zu. »Wollen wir hoffen, dass Livius nie auf seiner Lektüreliste gestanden hat.«
    Cato erwiderte nichts. Er stand hoch aufgerichtet da und starrte über seine Männer hinweg zum feindlichen Lager hinüber. Es dauerte nicht lange, bis er die dichten Blöcke von Männern und Pferden erkannte, die sich gegenüber der römischen Stellung versammelten. Der Klang ihrer Hörner, Becken und Trommeln wurde sogar noch schriller, und die nubische Armee strömte aus ihrem Lager hervor und verdeckte den Anblick der Lagerfeuer, die sie hinter sich zurückließ.
    »Anscheinend schlucken sie den Köder«, sagte Cato mit erleichtertem Nicken. »Eins zu null für uns. Ich kehre besser auf meinen Kommandoposten zurück.« Er wandte sich um und lächelte Macro an. »Keine Sorge, ich erinnere dich nicht noch einmal an den Plan.«
    »Als ob ich den vergessen könnte.« Macro klopfte sich gegen den Helm. »Dieser Schädel ist vielleicht so dick wie ein Eichenbrett, aber das Gehirn funktioniert trotzdem.«
    Sie drückten einander die Unterarme, und dann schritt Cato rasch zu seinem Pferd zurück und stieg in den Sattel. Er winkte Macro zu, trieb das Tier zum Trab an und kehrte zu der kleinen Gruppe von Offizieren zurück, die neben der Reservekohorte im Sattel saßen. Macro sah ihm kurz nach und wandte sich dann der vertrauten Aufgabe zu, jeden Riemen und jede Schnalle seiner Rüstung und seiner Waffen zu überprüfen. Als er sich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, reichte er seinen Befehlsstab einem Sanitäter, der gerade mit einem Sack Leinenverbände vorbeikam.
    »Pass gut auf ihn auf«, knurrte er. »Ich will ihn nach der Schlacht wieder zurück. Falls er nicht heil bleibt, werde ich dir mit dem, was von ihm noch übrig ist, das Fell gerben.«
    Der Sanitäter nahm den Befehlsstab widerstrebend entgegen und setzte seinen Weg fort. Er hielt den Stab seitlich von sich, als könnte er ihn beißen. Macro grinste bei dem Anblick, holte dann tief Luft und trat zum Optio, der neben dem Standartenträger der Ersten Kohorte stand und auf Macros Schild aufpasste. Macro packte es am Griff und hob es hoch. Er schob sich zwischen zwei Centurien durch und stellte sich zehn Schritte vor die römische Linie. Dann schaute er nach vorn, ließ den Blick langsam

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