Cato 10 - Die Legion
Gladiator.«
Ajax zog die Brauen zusammen und erwiderte mit leiser, ruhiger Stimme: »Was meinst du damit, Hoheit?«
»Ich werde die Römer morgen vernichten, brauche dich also nicht länger. Wärest du einer meiner Offiziere, hätte ich dir inzwischen für den unnötigen Verlust einer beträchtlichen Zahl meiner Männer den Kopf abschlagen lassen.«
»Der Verlust war unvermeidlich, um deinen Befehl auszuführen, Hoheit.«
»Tatsächlich?«
»Und ich bin keiner deiner Offiziere«, fuhr Ajax fort. »Ich bin Ajax, Befehlshaber des Sklavenaufstands auf Kreta. Solange ich lebe, zittert Rom«, prahlte er. »Wenn du mich tötest, dienst du nur den Interessen Roms.«
»Vielleicht«, räumte Talmis ein. »Deine Hinrichtung wird dem Rest meiner Männer jedoch als wertvolles Beispiel vor Augen führen, was es kostet, mich zu enttäuschen.«
»Aber ich habe dich nicht enttäuscht.«
»Da bin ich anderer Meinung. Möglicherweise wird dein Tod mir nützlicher sein als jeder weitere deiner Dienste.«
Ajax starrte den Prinzen aufgebracht an. »Du hast mich einen Verbündeten genannt.«
»Ein Prinz hat keine Verbündeten. Er hat nur Diener und Feinde. Es ist allein seine Sache, wie er seine Diener einsetzt.«
Der Gladiator spie vor Verachtung auf den Boden. Sofort drehte der Hauptmann der Wache sich zu ihm um und schlug ihn seitlich gegen den Kopf. Dann stand er mit geballten Fäusten da und bedeutete dem Gladiator, er solle es ja nicht wagen, dem Prinzen noch einmal zu trotzen. Ajax schüttelte den Kopf, um den Schwindel loszuwerden, den der Schlag ihm verursacht hatte. Er sah den Prinzen an und sagte mit leiser Stimme: »Du machst einen Fehler, Hoheit. Wenn du mich tötest, tötest du die Hoffnung all jener Sklaven, die nur darauf warten, sich gegen Rom zu erheben.«
»Sei still, Gladiator!«, befahl der Prinz. »Noch ein einziges Wort, und dein Leben ist verwirkt.« Er presste die Lippen zu einem grausamen Strich zusammen und sah Ajax an. Die anderen Männer im Zelt wagten nicht, sich zu rühren, während sie darauf warteten, dass ihr Herr fortfuhr. Schließlich hob der Prinz einen Finger und zeigte auf den Gladiator. »Über dein Schicksal entscheide ich. Es stimmt, dass ich vielleicht mehr zu gewinnen habe, wenn ich dich am Leben lasse, damit du dein Gift im Herrschaftsgebiet des Kaisers verbreiten kannst. Ich werde darüber nachdenken. Vorläufig bist du mein Gefangener. Ich muss dein Schicksal abwägen.« Mit einem Fingerschnippen wandte er sich an den Hauptmann seiner Wache. »Schaff diesen Sklaven fort. Lass ihn an einem sicheren Ort streng bewachen. Füge ihm kein Leid zu. Aber er darf nicht entkommen. Andernfalls bezahlst du mit deinem Leben dafür. Geh jetzt.«
Der Hauptmann der Leibwache verneigte sich tief und gab seinen Leuten ein Zeichen, Ajax aus dem Zelt zu führen. Dann folgte er ihnen. Im Rückwärtsgehen machte er tiefe Bücklinge und ließ schließlich die Zeltlasche vor den Eingang gleiten.
Prinz Talmis blickte sich unter seinen Offizieren um. Keiner wagte es, ihm in die Augen zu sehen; reglos und stumm saßen sie da. Er lächelte voll kalter Befriedigung über ihren Gehorsam und griff dann nach seinem Weinkelch.
»Meine Herren, ich will einen Trinkspruch ausbringen!« Er hob seinen Kelch, und sofort griffen die anderen Männer nach den ihren und hielten sie bereit.
»Tod den Römern!«, rief Talmis.
Seine Offiziere wiederholten den Trinkspruch mit dröhnender Stimme, und draußen lächelten jene Soldaten, die ihn hörten, und blickten auf die Lagerfeuer der römischen Armee, die hinter den lodernden Flammen der Nubier, die überall in der Landschaft leuchteten, geradezu winzig wirkten.
Kapitel 34
I
n der Stunde vor Tagesanbruch schickte Cato die Kavallerie aus, um die Vorposten des Gegners anzugreifen und abzulenken, während der Rest der römischen Armee aus dem Lager hinausmarschierte. Im fahlen Licht der Sterne verließen die Soldaten die Befestigungen und stellten sich unmittelbar hinter der Stelle auf, wo die Ebene zwischen den Hügeln und dem dichten Palmen- und Schilfbewuchs des Flussufers am schmalsten war. Weniger als eine Meile weiter vorn brannten die Lagerfeuer des Feindes herunter und sprenkelten die dunkle Landschaft mit flackernden, roten Lichtern.
Das Zentrum der römischen Front wurde von Macros Erster Kohorte gebildet, die eine vierfach gestaffelte Formation eingenommen hatte. Zu beiden Seiten stellten sich, leicht nach hinten verrückt, zwei Infanterie-Hilfskohorten
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