Cato 10 - Die Legion
Männer ausruhen zu lassen. Während sie aus dem Wasser wateten, ging Cato noch ein paar Schritte weiter, stellte dann seinen Schild ab, stützte die Arme auf die Schildkante und rang nach Atem. Einer nach dem anderen tauchten die Legionäre aus dem Schilf auf, taumelten die Böschung hinauf und ließen sich zu beiden Seiten des Pfades ins Gras fallen.
»Ich denke, die Männer könnten etwas Wasser gebrauchen, Herr«, sagte Rufus heiser und wischte sich die Stirn mit dem Armrücken ab. »Mir jedenfalls geht es so.«
»In Ordnung.« Cato nickte. »Lass sie trinken. Aber pass auf, dass sie sich mit einem Schluck begnügen.«
»Jawohl, Herr.«
Als die Männer unter dem wachsamen Blick des Centurios ihre kärgliche Erfrischung genossen, gestattete Cato auch sich selbst, ein paar Tropfen zu trinken. Er wälzte sie langsam im Mund herum, bevor er sie runterschluckte. Dann steckte er die Feldflasche weg und stieg zum höchsten Punkt der Insel hinauf, um im Süden nach irgendeinem Hinweis auf die Flüchtigen zu suchen. Diese Richtung schien Ajax im Laufe des Vormittags eingeschlagen zu haben. In der Nähe standen ein paar Dattelpalmen, und einige Bäume waren umgefallen und lagen in einem Gewirr alter, brauner Blattwedel da. Cato ging zu den am Boden liegenden Stämmen hinüber und stellte sich auf einen davon. Von diesem Aussichtspunkt sah er ein scheinbar endloses Schilfmeer, das sich, von einigen Baumgruppen und Gestrüppinseln durchsetzt, vor ihm ausbreitete. Eine Bewegung war nirgends zu entdecken. Die Stille entmutigte ihn. Er hatte gehofft, sie wären schnell genug marschiert, um Ajax und seine Männer einzuholen. Außerdem machte Cato sich Sorgen. Von der Abteilung, die Rufus vorausgeschickt hatte, um mit dem Feind in Kontakt zu bleiben, hatten sie nichts mehr gehört. Vielleicht waren die Männer weit voraus, vielleicht hatten sie sich aber auch verirrt. Cato drehte sich um und blickte auf ihre Spur zurück. Nach seiner Berechnung konnten sie auf dem schwierigen Gelände nicht weiter als fünf Meilen gekommen sein, aber trotzdem war hinter ihnen keine Bewegung zu entdecken. Nichts regte sich am Horizont, und das Schilf, durch das sie gekommen waren, stand reglos da.
Nach einem weiteren kurzen Blick nach vorn kehrte Cato zur Kolonne zurück und nahm müde seinen Schild auf. »Die Ruhepause ist vorbei, Centurio. Lass die Männer aufstehen.«
Einen Moment lang huschte ein Ausdruck der Überraschung über Rufus’ Gesicht. Dann nickte er und wandte sich mit in die Hüften gestemmten Armen an seine Männer: »Auf geht’s, Leute!«
Ein Chor von Gestöhne und leisem Gemecker ertönte, doch Rufus räusperte sich und herrschte die Männer an: »Ruhe. Ich habe euch einen Befehl erteilt. Aufstehen. Es wird Zeit, dass ihr euch euren Sold verdient. Genau dafür bekommt ihr die Silbermünzen des Kaisers, und er zahlt gut. Haltet also den Mund und nehmt eure Ausrüstung, verdammt!«
Die Männer erhoben sich steifbeinig und machten sich zum Weitergehen bereit. Rufus wandte sich an Cato: »Auf deinen Befehl, Herr.«
»Danke. Dann also los.«
Rufus hob den Arm und zeigte auf den Trampelpfad. »Kolonne! Marsch!«
Cato ging auch jetzt wieder an der Spitze. Sie stapften durch das hohe Gras zur anderen Seite der Insel und wateten wieder in das unbewegliche Brackwasser, in dem das Schilf wuchs. Die Nachmittagsstunden waren die heißesten des Tages, und die Hitze lag sengend auf der langgezogenen Linie von Soldaten. Einige tauchten das Filzfutter ihres Helms ins Wasser und setzten es sich dann auf den Kopf, um sich Erleichterung zu verschaffen. Später am Nachmittag stießen sie auf eine weitere Leiche, die zwischen den knorrigen Wurzeln eines Baums lag. Wie zuvor hatte der Tote bei dem Kampf am Morgen Wunden davongetragen und war durch einen Schwertstoß erlöst worden. Cato untersuchte die Leiche kurz und ging dann weiter.
Die Vorhut ließ noch immer nichts von sich hören, und Cato hatte inzwischen keinen Zweifel mehr, dass die Männer in Schwierigkeiten geraten waren oder sich verlaufen hatten. Cato befahl einen weiteren kurzen Halt, damit die Männer etwas Wasser trinken und Atem schöpfen konnten. Unterdessen unterhielt er sich leise mit dem Centurio.
»Irgendetwas stimmt da nicht. Deine Männer hätten inzwischen längst einen Boten schicken und Bericht erstatten sollen.«
»Ich weiß, Herr.« Rufus knotete sein Halstuch auf und wischte sich damit das Gesicht trocken. »Soll ich der Kolonne ein paar Männer
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