Cato 10 - Die Legion
Stirn von Schweiß, und er musste ihn sich aus den Augen wischen. Schließlich ertrug Cato seinen engen, heißen Helm nicht länger, nahm ihn ab und band ihn mit den Riemen an seinen Gürtel. Er wies Rufus an, den Männern dasselbe zu gestatten. Der gab den Befehl nach hinten weiter, bevor sie wieder losgingen. Hinter Cato versuchte der Centurio gelegentlich, die wirbelnde Wolke von Insekten wegzuschlagen, die von den Männern angezogen wurde. Dabei fluchte er deftig über die Mücken.
»Nicht so laut«, ermahnte Cato ihn leise.
»Entschuldige, Herr. Diese kleinen Biester fressen mich bei lebendigem Leibe auf. Wovon die wohl leben, wenn sie keinen Römer kriegen können?« Rufus schlug nach einem großen Moskito, der vor seinen Augen herumschwirrte. »Verpiss dich, du kleine Drecksfotze, du.«
Cato, der vor ihm ging, blieb plötzlich stehen und blickte auf etwas hinunter, das ein paar Schritte seitlich des Pfades lag. »Da hast du deine Antwort, Centurio.«
Rufus watete neben ihn, um zu sehen, was Cato entdeckt hatte. Eine Leiche lag im Wasser, der Oberkörper war gegen die Schilfhalme gesackt. Die Augen starrten blind in die Sonne, und ein Rinnsal geronnenen Bluts zog sich vom offen stehenden Mund zum Kinn hinunter. Man hörte das laute Summen von Insekten, die sich am Schweiß und Blut der Leiche gütlich taten.
»Das ist einer der ihren«, meinte Cato, dem die fremdartigen Gesichtszüge des Toten aufgefallen waren.
»Gut. Das bedeutet, dass unsere Vorhut die Nachzügler eingeholt hat.«
Cato verzog die Lippen, als ein großer Moskito auf einem Auge des Mannes landete. »Hier, halte mal meinen Schild.«
Er reichte ihn Rufus und bückte sich, um die Leiche genauer zu untersuchen. Sie lag im dunklen Brackwasser, und er konnte den Umriss unter der Oberfläche nur mit Mühe erkennen. Er griff ins Wasser, streifte mit den Fingern eine Klinge und tastete am Metall entlang, bis er den Griff erfühlte. Mit Mühe stemmte er den Griff nach oben und wuchtete damit gleichzeitig die Leiche heraus. Die Schwertspitze und ein guter Teil der Klinge durchbohrten unmittelbar unterhalb des Brustkorbs den Bauch im rechten Winkel.
Centurio Rufus spitzte die Lippen. »Selbstmord?«
»Entweder das, oder einer seiner Kameraden hat das hier getan, um ihm die Gefangennahme zu ersparen.«
»Warum denn, Herr?«
»Schau hier.« Cato drehte die Leiche ein wenig und deutete mit der freien Hand auf eine Stelle. Der Mann hatte eine große Wunde in der Seite. Sie sah aus wie ein breiter, schmaler Mund. Das Wasser hatte den größten Teil des Blutes weggewaschen, und jetzt sickerten rote Fäden über die nasse, nackte Haut. »Er war verwundet. Er hätte sie aufgehalten.«
Cato ließ den Schwertgriff los, und die Leiche sank wieder ins Wasser. Rufus reichte Cato seinen Schild, und gemeinsam kehrten sie zu dem ins Schilf geschlagenen, schmalen Pfad zurück. Die übrigen Männer hatten hinter den beiden Offizieren haltgemacht und standen, auf ihre Schilde gestützt, knietief im stinkenden Wasser. Rufus streckte den Arm aus, als er sah, wie einer der Männer nach seiner Feldflasche griff und am Verschluss hantierte.
»Verdammt, was machst du da, Legionär Polonius? Habe ich euch Erlaubnis zum Trinken gegeben?«
»Nein, Herr.«
»Dann runter mit der Feldflasche, und bleib mit deinen Pfoten davon weg, bis ich es erlaube. Wenn du erst die Flasche ausgetrunken hast, ist auch bald dein Schlauch leer. Dann wirst du verdursten.«
Der Legionär befolgte den Befehl eilig und warf sich den Riemen der Feldflasche über die Schulter.
»Das ist schon besser.« Rufus sah seine Männer an. »Wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, den Feind zu fassen. Das Wasser in euren Feldflaschen ist alles, was ihr habt. Wenn ihr auch nur einen einzigen Schluck von der flüssigen Scheiße trinkt, durch die wir hier waten, habt ihr einen vollen Monat Dünnpfiff. Falls ihr überhaupt so lange lebt. Ihr trinkt also nur aus der Feldflasche, und auch nur, wenn ich es sage. Verstanden?«
Die Männer nickten.
»Dann nehmt eure Schilde und marsch.«
Cato betrachtete den Centurio zustimmend. Rufus war eindeutig ein Mann alter Schule, trotz des relativ lockeren Postens in Ägypten, wo die Legionen seit Ewigkeiten nicht mehr an einem größeren Feldzug teilgenommen hatten. Sein Tonfall, seine Körperhaltung und die Narben an den Armen und im Gesicht ließen den Berufssoldaten erkennen. Darin ähnelte er Macro, entschied Cato.
In der Nähe rührte sich etwas im
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