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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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kannten sie den Wert der Freiheit. Bevor sie sich wieder dem Sklavenlos unterwarfen oder gar der Hinrichtung entgegensahen, würden sie jede Härte und jede Gefahr auf sich nehmen. Nur gut, dass Gladiatoren eine Hierarchie respektierten, die auf Leistung beruhte. Andernfalls wäre seine Führung seit ihrer Flucht von Kreta gewiss irgendwann infrage gestellt worden. Doch solange er der unangefochten beste Kämpfer unter ihnen war, würden sie ihn weiter respektieren, ihm folgen und seinen Befehlen gehorchen. Trotz seines Fehlurteils. Wieder einmal verfluchte Ajax seine Selbstzufriedenheit. Der Versorgungshafen war ein ausgesprochen nützliches Versteck gewesen, von dem aus sie ihre Nadelstichtaktik gegen die Römer fortsetzen konnten. Beinahe zwei Monate lang hatten sie genug zu essen gehabt und sich ausgeruht. Allerdings hatten sie die ganze Zeit gewusst, dass sie die Bucht irgendwann wieder würden verlassen müssen.
    Sie hätten schon längst von dort verschwinden sollen, sagte sich Ajax erbittert. Sie hatten sich zu gemütlich eingerichtet. Sie hatten etwas getan, was sonst nur völlig unerfahrenen Gladiatoren unterlief – sie hatten ihre Abwehr vernachlässigt. Die Wachposten hatten ihre Pflicht versäumt. Das war ihre Kameraden teuer zu stehen gekommen. Während der Monate, in denen die Aufständischen im Versorgungshafen lagen, hatten sie ihre Reihen mit Sklaven von gekaperten Schiffen aufgefüllt. Zum Zeitpunkt des Überfalls der Römer war Ajax’ ursprüngliche Truppe, die aus dreißig seiner treuesten Unterführer und den Überlebenden seiner Leibwache bestanden hatte, schon auf über dreihundert Mann angewachsen. Das hatte gereicht, um beide Schiffe in der Bucht zu bemannen. Es waren sogar noch Leute für das ahnungslose römische Kriegsschiff übrig geblieben, das ihm kurz vor dem Überfall in die Hände gefallen war.
    Ajax verzog das Gesicht und ärgerte sich einmal mehr über sich selbst. Es war unvermeidlich, dass das Kriegsschiff irgendwann vermisst werden würde, aber doch nicht so schnell. Gleich als ihm klar geworden war, dass die Römer sein Versteck entdeckt hatten, hatte Ajax sich gewundert, wie schnell sein Gegner das Schicksal des Kriegsschiffs erraten hatte und zum Angriff übergegangen war. Der Hafen, seine Schiffe und alle seine Männer bis auf fünfzig waren bei dem Überfall verloren gegangen.
    Offensichtlich wurden die Römer von einem herausragenden Offizier angeführt. Jetzt wusste er auch, von wem. Ajax hatte die Stimme erkannt, die ihn im Kampfgetümmel herausgefordert hatte: Cato! Der Präfekt, der ihm auf Kreta eine schreckliche Niederlage zugefügt hatte, und zwar gerade zu demjenigen Zeitpunkt der Rebellion, als Ajax meinte, alle Trümpfe in der Hand zu haben. Der kretische Aufstand war fehlgeschlagen. Aber Ajax hatte beschlossen, dass es nicht der letzte bleiben würde. Eines Tages würden er und seine Männer den Kern bilden, um den sich eine neue Sklavenarmee scharen und die römischen Herren herausfordern würde. Die ägyptischen Bauern litten unter der römischen Herrschaft, und Ajax’ jüngstes Maskenspiel hatte ihre Unzufriedenheit noch verstärkt. Viele von ihnen würden einen Aufstand nur zu bereitwillig unterstützen. Viele, aber nicht alle, dachte Ajax beim Anblick des brennenden Dorfes.
    Als Ajax seine erschöpften Männer aus dem Sumpf in das Dorf geführt hatte, hatte das Dorfoberhaupt sie nervös begrüßt. Klugerweise hatte er der Kolonne bewaffneter Männer gleich Nahrung und Wasser angeboten. Während Ajax’ Männer durstig das Wasser tranken, das die Dorfbewohner ihnen brachten, war ihm aufgefallen, wie gut sich der Ort für einen Hinterhalt eignete. Das von Deich und Schilf auf der einen Seite und dem Mangrovengestrüpp auf der anderen Seite umgrenzte Dorf war eine natürliche Engstelle. Ajax wusste, dass eine Handvoll leicht bewaffneter Römer ihm dicht auf den Fersen war, und sah hier die Möglichkeit, sie loszuwerden. Zwanzig Mann wurden in einem Versteck zurückgelassen, während die anderen so taten, als zögen sie weiter. Die Römer waren ihnen an dem Versteck vorbei gefolgt, und dann war die Falle zugeschnappt. Die Legionäre waren zwischen die versteckten Männer und Ajax geraten, der mit der Haupttruppe kehrtgemacht und angegriffen hatte. Sie waren rasch niedergehauen worden.
    Der Erfolg des Hinterhalts hatte Ajax veranlasst, eine Wiederholung in größerem Maßstab ins Auge zu fassen. Nun ging es gegen die römische Haupttruppe, die den

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