Cato 10 - Die Legion
kenne den Grund nicht.« Cato hob einen Kieselstein auf, drehte ihn kurz zwischen den Fingern hin und her und warf ihn dann in die Dunkelheit. »Jedenfalls sind sie tot. Alle. Und deswegen müssen wir den Bastard verfolgen und zur Strecke bringen.«
»So ist es recht. Das ist die richtige Haltung. Lass diesen Tag hinter dir und konzentriere dich auf das, was du morgen tun musst.«
Cato nickte. Macro erhob sich steifbeinig. »Ich muss mit Rufus und den Optios über den Wachplan reden. Ruh du dich aus, Herr.«
»Ich werde es versuchen.«
Macro schlug sich auf die Wange, als ein hohes Sirren an sein Ohr drang. »Wenn du das bei all diesen kleinen Biestern hier schaffst, bist du mehr wert als ich.«
Er bückte sich, um seinen Helm aufzuheben, drehte sich um und ging zu dem anderen Centurio, der gegen eine Lehmziegelwand gelehnt dasaß. Cato sah seinem Freund einen Augenblick lächelnd nach, stand dann auf und trat ins nächste Haus. Er suchte die Räume ab, die am wenigsten unter dem Feuer gelitten hatten, und fand in einer Ecke eine Schlafmatte. Diese trug er nach draußen, wo der Rauchgestank nicht ganz so überwältigend war, rollte sie auf, legte sich seitlich darauf und versuchte, nicht auf die Insekten zu achten, die in der Nacht herumschwirrten. Kurze Zeit dachte er an Ajax und den Augenblick, in dem sein eigener Tod unvermeidlich gewesen zu sein schien. Dann aber trug ihn die schreckliche Erschöpfung nach dem Tagesmarsch durch den Mangrovensumpf in einen tiefen Schlaf davon.
Cato wachte kurz vor Tagesanbruch auf und hatte sofort Schuldgefühle, weil er geschlafen hatte, während Macro sich um die Wachablösungen kümmerte. Nach den Monaten auf See war er nicht in der richtigen körperlichen Verfassung für einen schwierigen Marsch, und seine Beine taten fürchterlich weh. Cato stand stöhnend auf, reckte sich und spürte, wie die Gelenke knackten.
»Verdammt«, brummte er, rieb sich die Augen und blickte sich um. Einige der Männer waren schon auf, und ein paar von ihnen waren damit beschäftigt, aus Holzstangen, die sie aus den Ruinen geborgen hatten, Tragbahren für die Verwundeten anzufertigen. Die Luft war wunderbar kühl, und ein Nebelschleier lag über dem in eine Senke gebetteten Dorf. Der Anblick des Nebels erfüllte Cato sofort mit Unbehagen. Er bot Ajax Deckung, und die Männer unter Catos Führung würden erst sicher sein, wenn die Morgensonne den Nebel vertrieben hatte. Cato ging zu den Verwundeten und trat zu Centurio Rufus. Er deutete mit einem Nicken auf sein verbundenes Bein.
»Wie fühlt es sich an?«
»Es tut weh. Aber ich kann trotzdem bei der Hauptkolonne mitmarschieren.«
»Ich möchte, dass du die Verantwortung für die Verwundeten übernimmst«, entgegnete Cato fest. »Ich brauche einen guten Mann, der für ihre Sicherheit sorgt.«
Ein Ausdruck der Enttäuschung huschte kurz über Rufus’ Gesicht, doch dann nickte er. »Wie du wünschst, Herr.«
»Du kannst dich uns wieder anschließen, sobald die Verwundeten in Sicherheit sind.« Cato blickte sich um. »Wo ist Macro?«
»Er ist vor Kurzem zur Wachpostenkette gegangen, Herr.«
Cato nickte, wandte sich ab und folgte der Straße zum anderen Ende des Dorfes. Als er am Viehpferch vorbeikam, sah er, dass er während der Nacht niedergebrannt war. Zwischen den beschädigten Mauern lag ein großer Haufen verkohlter menschlicher Überreste. Die Luft im Umkreis war noch immer warm und vom Gestank verbrannten Fleisches erfüllt. Cato ging schneller und verließ das Dorf. Nach einer kurzen Strecke entdeckte er die ersten beiden Männer, die Wache hielten. Beim Klang seiner Schritte drehte einer von ihnen sich um und rief ihn an.
»Wer geht dort?«
»Präfekt Cato. Wo ist Centurio Macro?«
»Kontrolliert die Postenkette, Herr. Er ist nach rechts gegangen und sollte jeden Moment zurück sein.«
»Ist euch irgendein Hinweis auf den Feind aufgefallen?«
»Nein, Herr. Nichts. Es war so still wie im Grab.«
Cato spähte in den Nebel, der die Palmen umhüllte, die nicht weit entfernt entlang des Weges wuchsen. Mit ihren langen, gebogenen Wedeln sahen die Bäume aus wie gebeugt stehende Riesen, die ihre Arme ausbreiteten. Jetzt hörte er im Gras neben dem Pfad das Rascheln von Schritten, und dann trat Macro aus dem Zwielicht.
»Guten Morgen, Herr. Ausgeruht?«
»Ja, danke. Gibt es irgendetwas Neues?«
Macro schüttelte den Kopf. »Nichts. Von den Aufständischen ist nicht das Geringste zu hören. Entweder sind sie zu übermenschlicher
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