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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Männer unnötig sterben, sollte man den Befehlshaber zur Verantwortung ziehen.«
    Macro blies entnervt die Wangen auf. »Bei den Göttern, Cato, ich habe schon schlimmere Schnitzer gesehen. Und du auch. Manchmal verläuft ein Kampf in deinem Sinne und manchmal eben nicht. Der Feind haut jeden Befehlshaber mal übers Ohr, selbst die besten. Das musst du akzeptieren.«
    »Du bist also auch der Meinung, dass ich meine Männer falsch geführt habe.«
    »Sicher, das war ein Patzer«, erwiderte Macro offen.
    »Danke … «
    »Cato, ich habe genug Hochachtung vor dir, um dir die Wahrheit zu sagen. Wenn du die nicht hören willst, gib mir Bescheid.«
    »Tut mir leid. Sprich weiter.«
    »Gut.« Macro sammelte seine Gedanken. »Die Wahrheit ist, dass du ein guter Offizier bist. Du gehörst zu den besten, die ich kenne. Ich habe zugesehen, wie du vom Optio zum Centurio und nun zum Präfekten aufgestiegen bist. Ich möchte wetten, dass du auch noch weiter kommst. Du hast den Verstand dafür und den Mut, und auch wenn du aussiehst wie eine Bohnenstange, bist du doch zäh wie Stiefelleder. Aber dir fehlt etwas.« Macro versuchte stirnrunzelnd, sich genauer auszudrücken. »Nicht die Erfahrung – davon hast du ohne jeden Zweifel genug. Nein, es ist etwas anderes … Du siehst manche Dinge nicht in der richtigen Perspektive, vielleicht kann man es so sagen. Dir fehlt die Gelassenheit eines Soldaten, der lange genug gedient hat, um Generäle kommen und gehen zu sehen. Vielleicht warst du zu erfolgreich. Du bist befördert worden, bevor du das richtige Temperament für die Aufgabe entwickelt hattest, wenn du verstehst, was ich meine. Du musst akzeptieren lernen, dass eine Verantwortungsposition eben auch bedeutet, dass man von Zeit zu Zeit Fehler macht – scheitert. Wie ein Soldat mit seinem Scheitern klarkommt, ist mindestens ebenso wichtig wie sein Umgang mit Erfolg.« Macro lächelte. »Erinnerst du dich an Centurio Bestia?«
    Cato nickte und dachte an den narbenbedeckten Veteranen zurück, der damals, als Cato vor knapp sieben Jahren der Zweiten Legion beigetreten war, für die Rekrutenausbildung zuständig gewesen war. Bestia war während des Feldzugs in Britannien bei einem Hinterhalt tödlich verwundet worden.
    »Er war ein zäher Bursche, und er hatte praktisch in jeder Ecke des Imperiums gekämpft. Nach meiner Beförderung ins Centurionat habe ich einmal im Speisesaal tüchtig mit ihm gebechert. Er hatte einiges intus, und wie jeder alte Soldat in der Gesellschaft von seinesgleichen, hat er von seinen Erfahrungen erzählt. Jedenfalls, die eindrucksvollste Geschichte, an die ich mich erinnere, handelte von einem schiefgelaufenen Feldzug in Pannonien. Einige der Bergstämme hatten die römischen Steuereintreiber satt und rebellierten. Die Zweite Legion wurde losgeschickt, um den Aufstand niederzuschlagen. Aber der Statthalter konnte nicht sagen, wie viele Aufständische es überhaupt gab, und wusste auch nicht viel über die Bedingungen, die im Winter im Gebirge herrschten. Daher geriet der Befehlshaber der Legion in eine Falle, verlor ein Viertel seiner Männer und musste sich zweihundert Meilen zur nächsten befestigten Stadt zurückziehen. Er brauchte zwanzig Tage dafür, und es kostete ihn beinahe die Hälfte seiner Männer. Aber Bestia war der Meinung, eine schönere Stunde hätte der Legat nie erlebt. Er hatte seine Männer in die Sicherheit geführt. Genau darum geht es, Cato. Der wahre Prüfstein für einen Befehlshaber ist, wie er mit Widrigkeiten umgeht.« Macro blickte Cato an und nickte ernst. »So sieht die Wahrheit aus. Du solltest dich also jetzt lieber in den Griff bekommen, nicht wahr?«
    »Ja, ich verstehe.« Cato zwang sich zu einem Lächeln. »Danke.«
    »Gern geschehen.« Macro boxte ihn leicht gegen die Schulter. »Mir ist es viel lieber, du hast die Verantwortung und verpatzt es, als dass so etwas mir passiert.«
    »Oh, na großartig … «
    Macro hob seine Feldflasche hoch, trank ein paar Schlucke und setzte sie wieder ab. »Ahh! Das ist schon besser.« Er beschloss, das Thema zu wechseln, und blickte sich rasch in dem zerstörten Dorf um. »Also, was ist hier eigentlich passiert? Wo sind die ganzen Dorfbewohner?«
    »Tot.« Cato zeigte auf den Pferch, der ein Stück weiter die Straße hinunter lag. »Ajax hat alle töten lassen.«
    »Warum denn das, beim Jupiter?«
    »Vielleicht haben sie sich geweigert, ihm zu helfen. Oder vielleicht wollte er einfach die Provinz noch weiter destabilisieren. Ich

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