Cato 10 - Die Legion
Stille fähig, oder sie haben noch eine ziemliche Strecke zurückgelegt, bevor sie für die Nacht haltgemacht haben. Ich habe den Optios den Befehl gegeben, die Männer bei Tagesanbruch zu wecken. Jetzt ist es bald so weit.«
»Sehr gut.«
»Oh, sonst gibt es nur noch zu berichten, dass Hamedes einen Krug mit Asche zum Deich getragen hat. Anscheinend musste er die Asche in einen Entwässerungskanal schütten, damit sie schließlich in den Nil getragen wird. Er sagte, er hätte deine Zustimmung.«
»Das stimmt, solange er hier, wo Gefahr durch Ajax’ Männer droht, nicht zu weit geht.«
»Er sagte, er würde vorsichtig sein, Herr.«
»Es ist seine Bestattung«, antwortete Cato und schüttelte dann den Kopf. »Na ja, das hatte ich natürlich anders gemeint.«
Macro lachte auf und erwiderte: »Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen. Er war gestern Morgen zum Kampf bereit und hat in diesem Sumpfland mit uns Schritt gehalten. Nicht schlecht für einen Priester. Nicht wie diese faulen Priestersäcke daheim in Rom oder in den Armeestäben. Hamedes ist schon in Ordnung. Ich werde noch einen Soldaten aus ihm machen.«
»Ich weiß nicht recht, ob das seinen Absichten entspricht.«
»Du irrst dich, Herr. Nach dem Blutbad, das Ajax in seinem Tempel angerichtet hat, wird dieser Junge erst Ruhe finden, wenn er seine Rache gehabt hat.«
»Rache?« Cato seufzte. »Das scheint das Einzige zu sein, was uns alle antreibt. Hamedes, Ajax, dich und mich.«
Macro zog die Stirn in Falten. »Falls du meinst, dass wir alle letzten Endes irgendwie gleich sind, liegst du falsch. Vollkommen falsch. Wir haben Ajax’ Vater hingerichtet, weil er verdammt nochmal ein Pirat war. Aus demselben Grund wurde Ajax zur Sklaverei verurteilt. Ich sage dir, dieser Dreckskerl hat sein Schicksal verdient. Die Frage ist nur, wer von uns Gelegenheit bekommt, ihn zu töten. Du, ich oder sogar Hamedes.«
Sie hörten ein Hüsteln und drehten sich um. Der Priester stand nicht weit entfernt und beobachtete sie. Cato war sich nicht sicher, wie viel Hamedes mitbekommen hatte, und räusperte sich verlegen.
»Dann bist du also mit deinen Riten fertig?«
»Ja, ich habe getan, was unter den Umständen möglich war. Ich bete, dass die Götter den Verstorbenen Zugang zum Leben nach dem Tod gewähren.«
»Hmmm, ja, gut, ich bin mir sicher, du hast dein Bestes für sie getan.« Cato blickte auf und sah, dass ein schwacher, grauer Schimmer auf dem Nebel lag. »Bald wird es hell. Am besten, wir machen die Männer marschbereit.«
Die Kolonne folgte dem Weg im bleichen Licht des Morgengrauens. Cato und Macro gingen mit zwei Abteilungen Legionären und Hamedes voran. Sie entfernten sich nicht weit von der Hauptkolonne, um gegebenenfalls sofort auf die Unterstützung der Truppe zurückgreifen zu können. Centurio Rufus folgte mit den Verwundeten und einer Begleitmannschaft von Marineinfanteristen.
Ein leichter Wind wehte und raschelte in den Wedeln der Palmen, die in Baumgruppen entlang des Wegs wuchsen. Die Mangroven wichen bald zu beiden Seiten Schilfflächen, aber es gab keinen Hinweis, dass Ajax und seine Männer den Weg verlassen hatten. Wachsam gegenüber jeder Andeutung von Gefahr führte Cato seine Truppe weiter. Als der Tag anbrach und die Sonne an den verschleierten Himmel stieg, löste sich der Nebel auf. Eine Stunde später wich das Schilf bestellten Weizenfeldern, die von Entwässerungskanälen durchzogen waren. In der Ferne sahen sie eine Wasserfläche schimmern.
»Das ist einer der Nilarme«, erklärte Hamedes. »Bestimmt stoßen wir am Ufer bald auf ein Dorf.«
»Wie das da drüben?« Macro zeigte in die Ferne, und Hamedes und Cato sahen eine Stelle, wo Rauch in den Himmel stieg. Macro runzelte die Stirn. »Das ist nicht der Rauch von Kochfeuern. Da brennt es.«
Cato sank das Herz beim Gedanken daran, dass Ajax und seine Männer nun wohl ein weiteres Dorf zerstört hatten. »Los, schneller gehen«, befahl er, und die Vorhut beschleunigte ihren Schritt. Der Weg verlief in einer Kurve durch das hohe Gras und die Dattelpalmen und führte dann direkt auf die Rauchwolke zu. Sie kamen an weiteren Feldern vorbei, sahen Hausdächer vor sich und hörten das Prasseln des Feuers und lautes Geschrei. Catos Inneres zog sich in wütendem Hass auf den Gladiator zusammen. Der Pfad hatte sich zu einem Fahrweg verbreitert, und sie näherten sich dem Eingang des Dorfes. Es bestand auch hier aus einem Durcheinander von Lehmziegelhäusern, an die hier und da
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