Cato 10 - Die Legion
gemauerte Pferche für die Esel, Ziegen, Rinder und Hühner angebaut waren. Eine Handvoll Menschen auf der schmalen Straße, die sich in das Dorf hineinschlängelte, drehte sich um, als sie die schweren Schritte hörte, und eilte beim Anblick der Römer in ihre Häuser.
»Eine gute Stelle für einen weiteren Hinterhalt«, bemerkte Macro beim Anblick der schmalen Straße, von der mehrere Gassen abführten.
»Wenn Ajax noch hier wäre, gäbe es hier keine Leute«, entgegnete Cato.
Sie kamen zu einem Platz, auf dem ein paar Marktstände standen. Dahinter führte ein Streifen nackter Erde zum Fluss hinunter. Die Überreste einiger Schilfboote schwelten am Ufer, und eine kleine Schar von Einheimischen stand heulend und schreiend beieinander. Cato führte seine Männer zum Rand der Uferböschung und ließ sie dort haltmachen. Dann trat er mit Macro und Hamedes zu den Dorfbewohnern. Die kleine Menschenmenge wich ängstlich vor ihnen zurück, und Cato sah mehrere auf dem Boden hingestreckte Männer. Sie lagen in ihrem eigenen Blut, das aus ihren klaffenden Wunden geflossen war. Einige Frauen hatten sich neben die Männer gekniet und weinten untröstlich.
»Das sieht nach Ajax aus«, sagte Macro.
»Hamedes.« Cato zeigte auf die Menschenmenge. »Frag sie, was passiert ist.«
Der Priester trat mit nach oben gerichteten Handflächen auf die Menschen zu, und es folgte ein kurzes Hin und Her. Dann wandte er sich wieder an Cato.
»Die Dorfbewohner sagen, eine Kolonne Bewaffneter sei bei Tagesanbruch hier eingetroffen, habe sich so viele Boote genommen, wie sie brauchte, und den Rest verbrannt. Diese Männer hier haben versucht, sie daran zu hindern, und wurden getötet.«
»Das muss Ajax gewesen sein«, entschied Cato. »Frag sie, in welche Richtung er aufgebrochen ist.«
Hamedes drehte sich um, wechselte ein paar Worte und zeigte dann den Fluss hinauf. »Dorthin, Herr. Du kannst sie noch sehen.«
Cato wandte sich rasch flussaufwärts. Von Süden her strömte das Wasser des Nilarms in sanften Mäandern heran, und etwa zwei Meilen entfernt erkannte er dort ein paar winzige Fischerboote auf dem Wasser. Gleich würden sie um eine Flussbiegung verschwinden.
»Frag sie, ob es hier oder in der Nähe noch irgendwelche anderen Boote gibt.«
»Nein«, übersetzte Hamedes.
»Und ein anderes Dorf?«
»Das nächste liegt einen halben Tagesmarsch flussabwärts.«
»In der falschen Richtung«, knurrte Macro. »Der Dreckskerl ist uns schon wieder entwischt.«
Kapitel 16
D
as ist kein sehr befriedigendes Ergebnis, oder, Präfekt?« Statthalter Petronius klopfte mit dem Finger auf den Bericht, den er von Cato verlangt hatte, sobald dessen Schiff in Alexandria eingelaufen war. Cato hatte zwar so bald wie möglich einige Boote beschlagnahmt, um Ajax weiter deltaaufwärts zu folgen, doch er hatte seine Spur verloren. Sie hatten in jedem Dorf angehalten, um die Einheimischen zu befragen. Vierzig Meilen nördlich von Memphis hatten sie einige aufgegebene Schilfboote gefunden, aber das war der letzte Hinweis auf die Richtung, die Ajax und seine Männer eingeschlagen hatten. Cato war nach Memphis weitergefahren, dessen Einwohner vom Einfall der Nubier weiter nilaufwärts in heller Aufregung waren. Er hatte eines der breiten Flachboden-Segelschiffe requiriert, die den großen Strom befuhren, und war nach Alexandria gesegelt, um Bericht zu erstatten.
Cato stand vor dem Schreibtisch des Statthalters und überlegte, wie er am besten auf eine solche rhetorische Frage antworten sollte.
»Herr, Tatsache ist, dass wir Ajax’ Operationsbasis gefunden und ihn von dort vertrieben haben. Wir haben seine Schiffe in unsere Hand gebracht und mehr als zweihundert seiner Männer getötet. Ihm bleiben jetzt nur noch vierzig bis fünfzig Gefolgsleute. Ich befürchte jedoch, dass er noch immer eine beträchtliche Gefahr für das Imperium darstellt. Ich werde ihn natürlich weiter verfolgen, aber ich brauche eine Vollmacht von dir, um mir die Unterstützung der Provinzbeamten am Nil entlang zu sichern. Außerdem brauche ich Männer für diese Aufgabe. Eine berittene Kohorte sollte genügen.«
Petronius lachte erbittert auf. »Eine berittene Kohorte, sagst du? Eine bescheidene Bitte, denkst du vielleicht. Aber sag mir, warum glaubst du eigentlich, dass ich bereit bin, dir noch einmal irgendwelche von meinen Männern anzuvertrauen, nachdem du eines meiner Kriegsschiffe mit seiner gesamten Besatzung und dreißig meiner Legionäre verloren hast?
Weitere Kostenlose Bücher