Cato 11 - Die Garde
»Du hast recht. Also, wie gehen wir vor ?«
Cato blickte sich einen Moment auf dem Kai um, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Männer, die unter den Blicken des kleinen Menschenauflaufs den Lastkahn entluden. »Wir müssen für eine Ablenkung sorgen. Jetzt bist du gefragt, Septimus. Macro und ich dringen derweil ins Lagerhaus ein .«
Er erklärte rasch seinen Plan, dann zwängte Septimus sich durch die Menge bis an den Rand des Kais, während Cato und Macro sich Richtung Boarium entfernten. Sie hielten sich dicht am Tiber, damit der Wächter nicht auf sie aufmerksam wurde. Es war nicht ausgeschlossen, dass er sich an Macros Gesicht erinnerte, wenngleich seine derben Gesichtszüge und sein stumpfer Ausdruck auf einen Verstand hindeuteten, der es nicht gewohnt war, Informationen über einen längeren Zeitraum zu speichern. In sicherer Entfernung hielten sie an und schauten über die vertäuten Lastkähne hinweg auf die bleigrauen Fluten des Tiber. Cato warf einen Blick zu dem Menschenauflauf. Septimus stand in der Nähe der Rampe, die vom Lastkahn zum Kai führte. Cato hob verstohlen die Hand und gab das verabredete Zeichen.
Septimus trat vor und wartete, bis einer der Sklaven, der einen Korb mit getrockneten Früchten schleppte, auf den Kai trat. Dann zwängte er sich zwischen zwei Aufsehern hindurch und rempelte den Sklaven an. Der Mann stürzte, der Korb flog durch die Luft, und als er aufprallte, wurden Datteln auf den Kai geschleudert. Die Menge der Gaffer drängte augenblicklich vor und begann, auf allen vieren die Früchte aufzulesen.
»Zurück! Zurück, ihr Halunken !« , brüllte der Oberaufseher zornig und schlug mit seinem Knüppel auf sie ein. Er blickte seine Männer an. »Worauf wartet ihr noch? Drängt sie von den Waren ab !«
Seine Männer legten los und prügelten auf die am Boden herumkrabbelnden Menschen ein. Bei dem Durcheinander wurde ein weiterer Korb umgestoßen, und sein Inhalt ergoss sich aufs Pflaster. Mit einem Aufschrei drängte die Menge näher.
Cato warf einen Blick über die Schulter. Der Torwächter hatte aufgehört zu kauen und war aufgestanden, um besser sehen zu können. Er verzog belustigt den Mund, dann entfernte er sich ein paar Schritte von seinem Posten und beobachtete das Gerangel um die verschüttete Gerste aus dem zweiten Korb. Wo die wohl herkam?
»Los !« Cato zupfte Macro am Ärmel. Sie eilten über den Kai zur Mauer des Lagerhauses. Der Wächter wandte ihnen den Rücken zu. Er riss ein Stück Brot ab und aß weiter, während er das Spektakel beobachtete. Septimus hatte seine Aufgabe erledigt und entfernte sich vom Schauplatz des Geschehens. Als sie die Mauer erreicht hatten, drehte Macro sich um, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Hände. Cato setzte den rechten Fuß auf Macros Hände, dann richtete sein Freund sich auf. Cato drückte das Bein durch und tastete mit den Fingern nach Halt.
»Noch höher .«
Ächzend hob Macro Cato weiter hoch und stöhnte auf, als der sich auf seine Schulter stellte.
»Jetzt geht’s « , sagte Cato leise, dann biss er die Zähne zusammen, zog sich auf die Mauer und schwang ein Bein hinauf. Vor Anstrengung klopfte ihm das Herz. Er blickte sich rasch zu dem Wächter um und stellte erleichtert fest, dass er noch immer das Durcheinander am Kai beobachtete. Cato ließ sich hinter der Mauer auf den Boden hinab und entrollte eilig den Strick, den er sich um die Taille gebunden und unter der Tunika versteckt hatte. Er schleuderte das Ende über die Mauer, dann packte er den Strick, lehnte sich zurück und stemmte einen Fuß gegen die Mauer. Im nächsten Moment straffte sich der Strick von Macros Gewicht. Er hörte ein scharrendes Geräusch, dann fluchte Macro unterdrückt und tauchte auf der Mauerkrone auf. Er kletterte hinüber und ließ sich in den Innenhof hinab, den Strick zog er hinter sich her. Der etwa hundert mal vierzig Fuß messende gepflasterte Innenhof war an drei Seiten von den hohen Wänden eines massigen Gebäudes eingefasst. Mehrere Tore gingen vom Hof ab, allesamt geschlossen. Kein Mensch war zu sehen, und nach dem Lärm am Kai wirkte die Stille geradezu unheimlich. Cato atmete tief durch und zeigte auf die Handkarren. »Wenigstens kommt man leichter raus als rein .«
»Wenn du meinst « , erwiderte Macro. »Das hängt davon ab, wie gut Septimus seine Sache macht .«
»Jedenfalls sind wir problemlos reingekommen. Wir können uns auf ihn verlassen. Komm jetzt .« Cato wandte sich zum
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